Das Wave-Gotik-Treffen feierte sein 25-jähriges Bestehen. Eine Fülle an Veranstaltungen stellte die Besucher an den Pfingsttagen vor die eine oder andere Entscheidung. Ausstellungen, Lesungen, Konzerte, Vorträge, Führungen in Verbindung mit den Begegnungen mit Menschen, die die eigenen Vorlieben teilen, machen den unvergleichlichen Charakter des Treffens aus. Die Tage bis zum nächsten WGT werden bereits gezählt. Doch vorher erscheint traditionell das „Pfingstgeflüster“. Auf 92 Seiten wird an das diesjährige Wave-Gotik-Treffen erinnert und die Einzigartigkeit dieser Veranstaltung „zelebriert“.

Die Ankündigung, die Eröffnungsveranstaltung in einem Freizeitpark stattfinden zu lassen, erhitzte die Gemüter. Und obwohl Guldhan alles andere als ein Freund von Achterbahnen, Zuckerwatte und in Massen auftretende Spaßsuchenden ist, machte er sich im Auftrag des Pfingstgeflüsters auf den Weg zu seinem allerersten Besuch eines Vergnügungsparks. Seine teils durchaus wohlwollenden als auch amüsanten Eindrücke schildert er in der diesjährigen Ausgabe unter dem Titel „Der Fluch des Pharao“.

Niha-Céta und Sad von der Band „Other Day“ können auf eine lange Wave-Gotik-Treffen-Tradition zurückblicken. In einem melancholischen Resümee erzählen sie im diesjährigen Pfingstgeflüster von „Klassenfahrtstimmung und WGT-Momenten“.

Wie in allen bisherigen Ausgaben des Pfingstgeflüsters werden auch diesmal die ausstellenden  Künstler nicht zu kurz kommen. Vorgestellt werden drei Kunstschaffende, deren Werke kaum unterschiedlicher sein könnten: Feine Linien formen voluminöse „Frauenzimmer“. Im wahrsten Sinne des Wortes. Denn der zweite Blick offenbart manches Geheimnis. Sabine Grafs Zeichnungen geben dem Betrachter Raum zum Nachdenken.

Malerei und Fliegen? Das klingt ungewöhnlich und insbesondere der „Einsatz“ von echten Insekten in Verbindung mit kunstvollen Bildern ruft Erstaunen, Neugierde, aber auch Ekel hervor. Die Werke von Nils Franke zwingen zur Auseinandersetzung mit der Freiheit der Kunst und den verschiedenen Ausdrucksmöglichkeiten.

Daniela Hellerforths Gemäldeplastiken – wie Sabine Grafs und Nils Frankes Bilder auf der Empore des Agra-Café zu sehen – beeindruckten die Besucher. Insbesondere der „große böse Wolf“ brachte Guldhan zum Nachdenken.

Besucher bekennen Musik-Geschmack. Ines Kranert und Robert Forst befragten einige WGT-Gäste. Die Zusammenfassung gibt Stimmungen und Strömungen aus der schwarzen Musik-Szene wieder.

Die Führungen der Friedhofsflüsterin Dr. Anja Kretschmer über den Leipziger Südfriedhof sind äußert beliebt. In der Rolle der Schwarzen Witwe gibt die Kunsthistorikerin Einblicke in alte Rituale und Bräuche und berichtet „von Totenkronen, Wiedergängern und dem Leichenfett“.

Während der Pfingsttage stellte die Fotografenlegende Gerd Lehmann alle Blätter seiner Gestus-Kalender aus. Darüber hinaus waren die von ihm entworfenen Plakate zu sehen, deren Entstehung der Künstler erläutert.

Alle guten Dinge sind Drei: Peer Lebrecht, Sänger der „Golden Apes“, blickt zurück auf die dreiteilige WGT-Historie der Band. Spannend und interessant geschildert.

Heißt es nun Gothic? Oder Gotik? Peter Matzke – u. a. Pressesprecher des Treffens 2001-2005 und Autor der „Gothic“-Bände – nimmt sich der „Sprachevolution“ des WGTs an und plaudert hierbei aus dem Nähkästchen. Amüsant und informativ.

Lesungen erfreuen sich bei den WGT-Gästen großer Beliebtheit. Die Texte ausgewählter Autoren  können aufwühlen,  nachdenklich stimmen oder die Lachmuskeln in Bewegung setzen.

Juliane Uhls Alltag dreht sich um das Ende des Lebens. Ein Auszug aus ihrem Buch „Drei Liter Tod“ gewährt Einblicke in ihr Leben als Angestellte eines Krematoriums.

Gedichte zelebrieren Gefühle. Sascha Blachs Worte aus dem Werk „Die sternenferne Welt“ wandeln zwischen Liebe und Tod.

Diagnose „Nostalgietourette“. Was es damit auf sich hat und welche Rolle das weltweite Datennetz dabei spielt, erläutert Thomas Manegold.

In der diesjährigen Grufti-Glosse des großen Wortakrobaten Christian von Aster dreht sich alles um Paparazzi als den Schrecken vieler Besucher und geeignete Erziehungsmaßnahmen für die unbelehrbaren Fotojäger. Schmunzeln garantiert.

Zum Jubiläum kamen „In the Nursery“ in „ihre“ Stadt. Nigel und Klive Humberstone schildern ihre Erinnerungen an Deutschland, das Treffen und an Leipzig im Besonderen.

Farbige Eindrücke quer durch das WGT: Die fotografischen Impressionen von Daniela Vorndran, Michael Küper und Marcus Rietzsch erinnern an schöne Momente.

In Form von „rasanten“ Tagebucheinträgen erinnert sich Alexander Nym – u. a. Herausgeber des Buchs „Schillerndes Dunkel“ – in der aktuellen Ausgabe des Pfingstgeflüsters an die Organisation von Ausstellung und Konzert der legendären Band „Test Dept“ – mit all den Tücken, die hinter verschiedenen Ecken lauerten.

Sabrina Forst betrachtet die Ausstellung „Leipzig in Schwarz“, welche anlässlich von 25 Jahren Wave-Gotik-Treffen im Stadtgeschichtlichen Museum zu sehen war, aus der Sicht eines langjährigen Szenemitglieds. Ambivalente Gefühle einer streitbaren Besucherin.

Erhältlich ist der Bild-Text-Band im Paperbackformat u. a. direkt beim Herausgeber über die Internet-seite www.shop.t-arts.de, beim Verlag www.edition.subkultur.de und per Bestellung über den Buchhandel bzw. über einige Szeneshops.

Das Pfingstgeflüster im weltweiten Netz: www.pfingstgefluester.de

Pfingstgeflüster – das Wave Gotik Treffen 2016
Impressionen und Gedanken aus Leipzig
Erscheinungstermin: 08.07.2016
Format: DIN A4
Umfang: 92 Seiten
Preis: 8,90 Euro
ISBN: 978-3-943412-76-5

Keine Kommentare bisher

Schreiben Sie einen Kommentar