Für Stadtrat Siegfried Schlegel, Sprecher für Stadtentwicklung der Linksfraktion und Mitglied im Aufsichtsrat Leipziger Entwicklungs- und Vermarktungsgesellschaft der Alten Messe (LEVG), ist der jüngste Antrag des Fachausschusses Wirtschaft bezüglich der Eigentümerziele LEVG völlig unausgereift. Nicht nur das: Seine Forderungen bremsen die Entwicklung der Alten Messe aus. Das würde auch finanziell in einem Desaster für die Stadt enden. Oder soll der Antrag nur ein „Nachtreten” zu dem vom Stadtrat im Juni mit übergroßer Mehrheit gefassten Votum für den Fahrradmarkt in der Messehalle 15 sein?

Es gibt klar formulierte Eigentümerziele und Strategien für den in Verantwortung stehenden  Aufsichtsrat. Diese wurden 2014 mit Stadtratsbeschluss nach zweijähriger Diskussion präzisiert und fortgeschrieben. 2020 soll die Entwicklung und Vermarktung der Alten Messe erneut evaluiert werden. Bereits vor Eröffnung der Neuen Messe im April 1996 wurde mit der Entwicklung und  Vermarktung des Geländes an der Prager Straße begonnen. Es war von Anfang an klar, dass damit gewaltige Herausforderungen verbunden sind: Es sollte ein lebendiger Stadtteil mit innerstädtischen Funktionen entstehen, die aber nicht in Konkurrenz zu denen im Stadtzentrum treten. Und es sollten möglichst viele Denkmalsbauten und Bauwerke erhalten und nachgenutzt werden – also große Chancen und Risiken zugleich.

Dass Leipzig wächst und einen Mehrbedarf an Wohnungen, Arbeitsplätzen sowie verkehrs- und sozialer Infrastruktur hat, ist nicht mehr ganz neu. Doch dazu kommt vom Ausschuss nichts. So ging leider die Initiative zur Fortschreibung des Fachplanes Wirtschaft und Arbeit nicht vom gleichnamigen Fachausschuss aus. Das gilt ebenso für den Fachplan Hochschulen und Wissenschaft. Die nunmehr von den Antragstellern erkannte Priorisierung von Forschung  und Wissenschaft mit Schwerpunkten wie Gesundheit und Biotechnologie ist auf der Alten Messe bereits seit ca. 20 Jahren gelebte Praxis. Das begann mit dem Neubau eines Max-Planck-Institutes am Deutschen Platz, setzte sich mit dem Bau der Bio-City, einem Frauenhofer-Institut, sowie der Unternehmenszentrale von HAEMA fort. Wissenschaftseinrichtungen gibt es entlang der neuen Zwickauer Straße, und unbebaute Grundstücke werden genau für Wissenschaft und Forschung vorgehalten. Die Flächen auf der Alten Messe sind so geplant, dass Grundstücke flexibel an den jeweiligen Bedarf angepasst werden. Da es gewolltermaßen keine städtische Förderung gibt, muss die Erneuerung der stadttechnischen  und Verkehrsinfrastruktur sowie der Freiraumgestaltung aus Vermark­tungserlösen von der LEVG selbst finanziert werden. Ansonsten wäre ein zweistelliger Millionenbetrag im städtischen Haushalt einzustellen. Ebenso fallen für die nicht vermarkteten Flächen immense Kosten wie Grundsteuern, für Winterdienst, Straßenreinigung, Stadtbeleuchtung, Straßenunterhaltung oder für Gebäude und Grundstückssicherungen an.

Die heutigen Nutzer der Messehallen  erwarten zu Recht eine zeitnahe Entwicklung ihres Umfeldes. Die von den Antragsstellern empfohlene zeitliche „Hängematte“ ist deshalb untauglich. Ohne eine entsprechende Infrastruktur für die Bauplätze finden keine Vermarktung und kein Bauen statt.

Was die Antragsteller ebenso nicht beachtet  haben: Die Investoren bezahlen für einen Quadratmeter Kerngebietsfläche, einschließlich Parkflächen, einen Preis, zu dem eine Bebauung bis zu 100 % zulässig ist. Die vorhandenen  Forschungsbauten auf der Alten Messe sind 4- bis 5-geschossig. Deshalb können auf rund 100.000 Quadratmetern Grundstücksfläche locker 300.000 Quadratmeter Bruttogeschossfläche entstehen. Bei zulässigen noch mehr Geschossen vergrößern sich die Geschossflächen und damit auch die Nutzflächen entsprechend. Die von  den Antragstellern erhobenen Forderungen bestimmen seit Jahren das Handeln der Stadtplanung sowie der LEVG. Das sollte vielleicht zur Kenntnis genommen werden.

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