Jedes zehnte Kind bekommt täglich Nahrungsergänzungsmittel oder mit Vitaminen und Mineralstoffen angereicherte Lebensmittel. Einige sogar Beides. Die Produkte vermitteln den Eindruck, dass sie die Abwehrkräfte stärken oder die Konzentrationsfähigkeit erhöhen.

Die Verbraucherzentralen haben 26 Nahrungsergänzungen für Kinder auf Zusammensetzung und Werbeaussagen geprüft. Das Ergebnis: Die Produkte sind meist zu hoch dosiert, was zu unerwünschten Wirkungen führen kann. Außerdem sind sie schlichtweg überflüssig und häufig sehr teuer.

Der Marktcheck zu Nahrungsergänzungsmitteln für Kinder legt grundsätzliche Schwächen der Produktgruppe offen. Bei 85 Prozent der Produkte lag mindestens eines der Vitamine oder Mineralstoffe über dem Referenzwert der Deutschen Gesellschaft für Ernährung für vier- bis sieben-Jährige. 42 Prozent der Produkte (11 von 26) überschritten die vom Bundesinstitut für Risikobewertung empfohlenen Höchstmengen für die tägliche Zufuhr an Vitaminen und Mineralstoffen aus Nahrungsergänzungsmitteln.

Das ist besonders kritisch, denn diese Höchstmengen sind für Jugendliche ab 15 Jahren vorgesehen. So können sich beispielsweise die fettlöslichen Vitamine A oder D im Körper anreichern und sich in Form von Kopfschmerzen, Übelkeit oder Müdigkeit negativ auf die Gesundheit auswirken.

„Der Gesetzgeber sollte verbindliche Höchstmengen für Nährstoffe in Nahrungsergänzungsmitteln festlegen und dabei die spezifischen Bedürfnisse von Kindern berücksichtigen“, fordert Uta Viertel von der Verbraucherzentrale Sachsen. Vor dem Hintergrund des Vorsorgeprinzips ist aus Sicht der Verbraucherzentralen bis zur Festlegung einer solchen verbindlichen Regelung für Nahrungsergänzungsmittel für Kinder keine ausreichend sichere Produktgruppe.

Vor allem Produkte in Form von Bonbons oder Bärchen bergen zudem die Gefahr, mit Süßigkeiten verwechselt und in größeren Mengen verzehrt zu werden. Die gesundheitsbezogenen Angaben auf den Verpackungen waren überwiegend zulässig, dennoch vermittelten sie oft ein falsches Bild. Eine übermäßige Zufuhr von Nährstoffen über den Bedarf hinaus führt nicht zu einer Steigerung der körperlichen und geistigen Leistungsfähigkeit.

„Eltern müssen besser über Risiken aufgeklärt werden, die durch die Aufnahme von Nahrungsergänzungsmitteln auftreten können. Kinder benötigen in der Regel keine Nahrungsergänzungen. Eine ausgewogene Ernährung, ausreichend Schlaf und Bewegung an der frischen Luft sind und bleiben die Voraussetzung für eine gute Entwicklung der Kinder“, empfiehlt Viertel.

Der ausführliche Ergebnisbericht ist nachzulesen im Internet unter www.verbraucherzentrale-sachsen.de/kinder-nem

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