Darmkrebs ist in Deutschland derzeit bei Männern die dritthäufigste und bei Frauen die zweihäufigste bösartige Tumorerkrankung. Die Heilungschancen durch Operation und Chemotherapie hängen entscheidend vom Krankheitsstadium ab, in dem der Darmkrebs entdeckt wird. Am Universitätsklinikum Leipzig (UKL) stehen den Viszeralchirurgen dafür die modernsten Diagnostikmethoden und Therapien zur Verfügung.

Bei einer Informationsveranstaltung im Rahmen des “Darmkrebsmonats März” am Donnerstag, 21. März, informieren die Mediziner von 18 bis 20 Uhr über die Krankheit, ihre Entstehung und Behandlung. Bei einer Diskussionsrunde können die Besucher dann selbst mit den Experten vieler verschiedener Fachrichtungen sprechen.

Laut epidemiologischer Register erkranken hierzulande jährlich etwa 34.000 Männer und rund 28.000 Frauen an Darmkrebs. “Deutschland liegt bei den Neuerkrankungsraten international mit an der Spitze. Fachleute machen dafür unter anderem veränderte Ernährungs- und Lebensgewohnheiten verantwortlich”, sagt Prof. Ines Gockel, Direktorin der UKL-Viszeralchirurgie und Wissenschaftliche Leitung der Veranstaltung.

Die Krankheit gilt weitgehend als solche, an der vor allem Ältere leiden. Doch zunehmend seien auch am UKL junge Patienten zu finden, beobachtet Dr. Boris Jansen-Winkeln, Oberarzt in der UKL-Viszeralchirurgie und einer der Referenten des Abends. Die “Altersschere” von Erkrankten am UKL reiche so von 42 bis über 90 Jahre.

Höhere Präzision dank OP-Roboter “da Vinci”

In kurzen Vorträgen stellen die Experten des UKL und anderer Kliniken neue Therapiemöglichkeiten vor. So sei man heute, sagt Dr. Jansen-Winkeln, zum Beispiel bei Mastdarmkrebs dank moderner Techniken wie der “TaTME” oft in der Lage, den Schließmuskel zu erhalten. Die transanale totale mesorektale Exzision (TaTME) ist eine minimalinvasive Technik zur Operation von Patienten mit Rektumkarzinom.

Dank des Einsatzes des OP-Roboters “da Vinci” ist noch präziseres Arbeiten möglich. “So können vor allem die Nerven für die Blasenfunktion, die sexuelle Funktion und zur Schließmuskelsteuerung geschont und erhalten werden”, erklärt Oberarzt Jansen-Winkeln. Dies habe enorme Bedeutung für den einzelnen Patienten und großen Einfluss auf dessen Lebensqualität.

Lautet die Diagnose Dickdarmkrebs und müssen befallene Lymphknoten entfernt werden, steht den Chirurgen am UKL zum Beispiel die Methode CME zur Verfügung. CME steht für “komplette mesokolische Exzision”, also die Entfernung des entsprechenden Dickdarmabschnittes mitsamt aller Lymphknoten in seiner natürlichen Hüllschicht. Dies geschieht überwiegend laparoskopisch, zum Teil kommt jedoch auch der OP-Roboter zum Einsatz.

Kehrt eine eigentlich geheilte Krebserkrankung wieder, heißt es für die Betroffenen oft, dass nur noch eine Chemotherapie helfe. “Doch bei frühzeitiger Überprüfung des Rezidivs in einem Zentrum wie dem unseren finden sich doch noch oft Möglichkeiten, operativ zu reagieren”, erläutert Dr. Jansen-Winkeln.

Innovative Methode der Bildübertragung kommt zum Einsatz

Neben den bewährten diagnostischen Verfahren CT (Computertomographie), PET-CT (Kombination aus Positronenemissionstomographie PET und Computertomographie CT) und MRT (Magnetresonanztomographie) setzen die Viszeralchirurgen am UKL eine spezielle Methode der Bildübertragung während der Operation namens intraoperative Hyperspektral-Bildgebung ein. Sie können damit noch präziser operieren und die Sicherheit noch weiter erhöhen.

Das moderne Verfahren liefert wertvolle Informationen über die Durchblutung, die Sauerstoffversorgung und den Wasserhaushalt des Körpergewebes”, erklärt Prof. Ines Gockel. “Damit können direkt während eines Eingriffs Informationen aus dem Körperinneren über die aktuelle Beschaffenheit des betroffenen Bereichs gewonnen und sofort beurteilt werden”, beschreibt sie die Vorteile. Je besser das Gewebe durchblutet ist, umso höher sind die Chancen für eine problemlose Heilung.

Sport verbessert Überlebenschancen nach Darmkrebs

Weil rund 15 Prozent aller Darmkrebserkrankungen familiär gehäuft auftreten und doch viele möglicherweise Betroffene nichts von ihrem erhöhten Risiko einer Erkrankung ahnen, wurde im vergangenen Jahr am UKL das “Zentrum für erblichen Darmkrebs” (ZED) gegründet. “Hier schauen wir interdisziplinär, ob auch Angehörige eines Erkrankten untersucht oder besondere Vorsorgemaßnahmen empfohlen werden sollten”, sagt Prof. Johannes Lemke, Leiter des Instituts für Humangenetik am UKL, der das ZED vorstellen wird.

In weiteren Vorträgen wird dann noch der Frage nachgegangen, wie Darmkrebs eigentlich entsteht und wie die beste Vorsorge aussehen kann.

Und noch eine wichtige Erkenntnis, die die Teilnehmer mit nach Hause nehmen werden: Nach einer Darmkrebsoperation hilft – Sport: “Die Prävention nach einer OP ist sehr wichtig”, sagt Oberarzt Jansen-Winkeln, “Sport verbessert die Überlebenschancen bei Darmkrebs ganz erheblich.”

Informationsveranstaltung “Darmkrebs”
Donnerstag, 21. März,
18 bis 20 Uhr,
Universitätsklinikum Leipzig,
Haus 4, Hörsaal,
Liebigstraße 20,
04103 Leipzig

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