Als eines von nur vier aktiven Zentren in Deutschland hat das Klinikum St. Georg in Leipzig die interstitielle Brachytherapie bei Lebertumoren eingeführt. Bei dieser Behandlungsmethode wird der Tumor über zuvor gelegte Katheter von innen heraus bestrahlt. Durch die enge räumliche Begrenzung schont die Strahlentherapie gesundes Gewebe und es treten weniger Nebenwirkungen auf als durch eine herkömmliche Bestrahlung. Damit eignet sich die Behandlung besonders auch für Ältere und Patienten, die zusätzlich zum Krebs an mehreren Nebenerkrankungen leiden.

Neben der konventionellen Strahlentherapie hat Dr. André Liebmann, Chefarzt der Klinik für Strahlentherapie und Radioonkologie am Klinikum St. Georg in Leipzig, den Fokus verstärkt in den Ausbau der bildgebenden Brachytherapie gesetzt: „Die enge Kooperation mit den Kollegen der Klinik für Radiologie, Chefarzt Prof. Dr. Arnd-Oliver Schäfer und Dr. Angelos Gazis, Oberarzt der interventionellen Radiologie, hat es ermöglicht, diese Methode mit Hilfe radiologischer Technik am Klinikum zu etablieren. Als nur eines von vier aktiven Zentren bieten wir diese Behandlungsform an, bei der der therapeutische Eingriff unter Bildsteuerung abläuft“.

Die interstitielle Brachytherapie ist eine minimalinvasive Methode, mit der Tumoren oder Metastasen der Leber für den Patienten schonend behandelt werden können. Anders als bei der konventionellen, perkutanen Strahlentherapie wirkt die Bestrahlung nicht von außen auf den Körper ein, sondern wird über Applikatoren von innen, aus dem Zentrum des Tumors, verabreicht.

So ergibt sich eine größtmögliche Schonung umgebender Organe, da die Strahlung nicht durch den Körper zum Zielort dringen muss. Ein weiterer Vorteil für den Patienten ist die lokale Betäubung während des Eingriffs. Eine Vollnarkose ist nicht nötig, führt der Chefarzt weiter aus.

Bereits zwei Patienten wurden am Klinikum mit der interstitiellen Brachytherapie behandelt. Individuelle Bestrahlungspläne bilden die Grundlage für die gezielte Therapie. Je nach Größe des Tumors und Konstitution des Patienten wird die Strahlendosis definiert. Computertomographisch gestützt werden unter lokaler Betäubung Brachytherapiekatheter in den Tumor gelegt.

Anschließend erfolgt am selbigen Gerät die eigentliche Behandlung im unmittelbar benachbarten Brachytherapiebereich. Die nur wenige Millimeter große Strahlenquelle wird über den Katheter an der vorher berechneten Stelle des Tumors platziert und nach der Behandlung, die zwischen ein paar Minuten bis zu zwei Stunden dauern kann, wieder entfernt. Während der Bestrahlung liegen die Patienten in einem extra abgeschirmten Raum.

„In der Regel ist zur Behandlung eine Sitzung ausreichend“, erklärt Liebmann, der die Behandlungen vornahm. Das Verfahren biete sich auch für größere Tumore bis zu einer Größe von ca. sieben Zentimetern an. „In Einzelfällen ist aber auch der Einsatz bei bis zu zehn Zentimetern Größe möglich“, führt er weiter aus.

Das Verfahren ist schonender als ein offener chirurgischer Eingriff und damit insbesondere für Patienten geeignet, für die eine Operation beispielsweise aufgrund der Lage ihres Tumors oder ihrer körperlichen Verfassung nicht in Frage kommt. Für Patienten mit Lebertumoren ist die interstitielle Brachytherapie eine sinnvolle Therapieoption.

Im Idealfall kommt es zur kompletten Zerstörung der Tumorzellen. Aber auch das Erreichen einer lokalen Tumorkontrolle, d.h., dass auch ohne Chemotherapie Metastasen nicht weiter wachsen oder Tumore nicht metastasieren, ist ein Erfolg.

Laut Deutscher Krebsgesellschaft nimmt die Häufigkeit der Leberkrebserkrankungen zu. In den letzten 35 Jahren habe sich die Zahl der Neuerkrankungen verdoppelt, teilt die Gesellschaft mit. Da die meisten Lebertumoren erst im fortgeschrittenen Stadium erkannt werden, ist eine gezielte und effektive Behandlung umso wichtiger. „Die permanente Weitereinwicklung im Bereich der Brachytherapie verdeutlicht die hohe Expertise unserer Klinik für Strahlentherapie“, fasst Dr. Iris Minde, Geschäftsführerin des Klinikums zusammen.

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