Sie schlachten Tiere und zerlegen Fleisch – ihre Arbeitsbedingungen bleiben aber meist im Verborgenen: Rund 1.000 osteuropäische Beschäftigte arbeiten beim Fleischproduzenten Tönnies am Standort Weißenfels. Ihre Situation wollen die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG), das DGB-Projekt „Faire Mobilität“ sowie die „BemA-Beratung migrantischer Arbeitskräfte“ jetzt in den Fokus rücken – mit einer Info-Veranstaltung am kommenden Donnerstag [f. d. Red.: 5. September] in Weißenfels.

Unter dem Motto „Politik trifft auf Fleischproduktion“ kommen die Tönnies-Mitarbeiter ins Gespräch mit Landrat Ulrich Götz (CDU), Oberbürgermeister Robby Risch (parteilos) und Stadträtin Malgorzata Gomolka (SPD).

„Ein Großteil der Beschäftigten im Weißenfelser Werk kommt aus Rumänien, Bulgarien und Ungarn. Ihre Anliegen bleiben meist ungehört. Das will der Bürgerdialog ändern“, sagt Jörg Most von der NGG Leipzig-Halle-Dessau. Der Gewerkschaft gehe es darum, den ausländischen Beschäftigten einen Platz in der öffentlichen Wahrnehmung zu geben. „Schließlich gibt es im Supermarkt kaum eine Salami oder Hühnerkeule, die ohne die Arbeit der osteuropäischen Beschäftigten produziert wurde“, betont Most.

Anne Hafenstein von der BemA erklärt dazu: „Wir bieten eine Erstberatung und Begleitung zu Fragen rund um die Arbeitssituation für migrantische Beschäftigte aller Branchen durch Mitarbeitende, die neben Deutsch auch Polnisch, Rumänisch und andere osteuropäische Sprachen sprechen.“ Piotr Mazurek vom DGB-Projekt „Faire Mobilität“ geht es insbesondere darum, „gerechte Löhne und faire Arbeitsbedingungen für mobile Beschäftigte auf dem deutschen Arbeitsmarkt durchzusetzen“.

Nach Beobachtung der NGG ist bundesweit der größte Teil der ausländischen Arbeitskräfte in der Schlachtung und Fleischverarbeitung per Werkvertrag beschäftigt. Dabei wird der Mitarbeiter für eine bestimmte Arbeit bezahlt – oft ohne Kranken-, Sozial- und Arbeitslosenversicherung. Einige Unternehmen zögen ihren Beschäftigten für Verpflegung und Unterkunft auch noch einen Teil ihres ohnehin niedrigen Lohns wieder ab.

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