Ab 2020 wird das „Internationale Caroline-Neuber-Stipendium der Stadt Leipzig“ ausgelobt. Für diesen Vorschlag von Kulturbürgermeisterin Dr. Skadi Jennicke sprach sich Oberbürgermeister Burkhard Jung in seiner gestrigen Dienstberatung aus. Bereits 2017 hatte der Rat die Schaffung eines „Internationalen Hanns Eisler-Stipendium der Stadt Leipzig“ befürwortet.

„Das ‚Internationale Caroline-Neuber-Stipendium der Stadt Leipzig‘ wollen wir für hervorragende, innovative und impulsgebende künstlerische Leistungen von Frauen in allen Bereichen und Genres des zeitgenössischen Theaters vergeben“, informiert Kulturbürgermeisterin Dr. Skadi Jennicke. „Wir wollen damit internationale Nachwuchskünstlerinnen aus ganz Europa ansprechen.“ Das Stipendium wird künftig in Form eines persönlichen Preisgeldes in Höhe von 5.000 Euro sowie eines Stipendiums für einen vierwöchigen Arbeitsaufenthalt in Leipzig ausgereicht.

Der Arbeitsaufenthalt in Leipzig soll im Jahr nach der Vergabe des Stipendiums im ersten Quartal sein. Der Stipendiatin wird dafür ein Budget zur Verfügung gestellt, das Ausgaben für Arbeits- und Produktionsmittel sowie ihre Lebenshaltungs- und Reisekosten beinhaltet. In diesem Rahmen kann die Stipendiatin ihre Arbeitsweise und Methodik frei definieren. Es wird erwartet, dass sie möglichst am Ende ihres Aufenthaltes in Leipzig ihre Arbeitsphase präsentiert.

Die Stipendiatin wird durch ein zweistufiges Verfahren ausgewählt. In der ersten Stufe nominieren vorschlagsberechtigte Leipziger Institutionen jeweils eine Kandidatin. Vorschlagsberechtigt sollen sein: euro-scene Leipzig, Schaubühne Lindenfels, Lindenfels Westflügel, LOFFT – Das Theater, Schauspiel Leipzig, Oper Leipzig und das Theater der Jungen Welt. In einer zweiten Stufe wählt eine fünfköpfige, teils international besetzte Jury die zukünftige Stipendiatin aus. Die Jurymitglieder werden von der Kulturbürgermeisterin berufen.

Erstmals soll das „Internationale Caroline-Neuber-Stipendium der Stadt Leipzig“ in einem öffentlichen Festakt innerhalb der euro-scene im November 2020 vergeben werden. Der Stadtrat muss dem Verfahren noch zustimmen.

Bisher hat die Stadt Leipzig seit 1998 alle zwei Jahre den Caroline-Neuber-Preis verliehen. Er wurde als Anerkennung für hervorragende künstlerische Leistungen an weibliche Theaterschaffende aus dem deutschsprachigen Raum verliehen, deren Wirken im Sinne der Theaterprinzipalin und Schauspielerin Friederike Caroline Neuber Maßstäbe gesetzt hat.

Hintergrund: Welche Maßstäbe setzte Friederike Caroline Neuber?

Das Leben der Theaterprinzipalin und Schauspielerin Friederike Caroline Neuber (*09.03.1697 – †30.11.1760) ist eng mit der Stadt Leipzig verbunden. Sie war Wegbereiterin eines neuen Theaters, das sich weg von den durch die Lande ziehenden Komödianten-Truppen hin zu festen Theaterhäusern mit vorwiegend bürgerlichen Themen bewegte. Sie gründete die Neuber’sche Komödiantengesellschaft und erhielt das sächsische Hofprivileg, in Leipzig ein fest stehendes Theater im Haus Großer Blumberg am Brühl zu errichten.

Sie trug maßgeblich zur Anerkennung des Berufsstandes der Schauspielenden bei, indem sie diese künstlerisch ausbildete, Unterkünfte mietete und feste Gehälter zahlte. Mit der Verbannung der bis dahin in Bühnenstücken dominierenden Figur des „Hanswurst“ als Sinnbild für das alte Theater setzte sich Caroline Neuber über Theaterkonventionen hinweg und reformierte das Theaterwesen.

Ihr Wirken hat über konkrete künstlerische Produktion hinaus Entwicklungen des Theaters in Bezug auf das eigene Selbstverständnis, auf Strukturen sowie Position in der Gesellschaft angestoßen. Überliefert sind der Mut, die Zähigkeit, der Scharfsinn sowie die große Menschlichkeit dieser außergewöhnlichen Frau, gleichwohl ihr unermüdlicher Einsatz für ihre Truppe und für ein neues Theater insgesamt.

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