Ein Stipendium für junge Komponistinnen und Komponisten hat Leipzig schon. Aber während andere deutsche Städte ganz selbstverständlich eine Stadtschreiberstelle haben, auf die sich begabte Autorinnen und Autoren bewerben können, hat die einstige Buchstadt Leipzig nichts dergleichen. Mit einem Grünen-Antrag könnte es jetzt doch noch was werden.

Die Fraktion Bündnis 90 / Die Grünen hat jetzt einen Antrag ins Stadtratsverfahren eingereicht, wonach der Oberbürgermeister aufgefordert werden soll, sich in Kooperation mit geeigneten Partnern um die konzeptionelle Entwicklung, Einrichtung und Durchführung des Leipziger Literaturstipendiums zu bemühen. Ziel sollte dabei sein, dass das Leipziger Literaturstipendium erstmals im Jahr 2024 ausgelobt wird.

„Wo, wenn nicht in Leipzig, der Stadt des Buches, der Buchmesse, des ersten Literaturinstituts im deutschsprachigen Raum, vermutet man ein Stadtschreiberprogramm?“, fragt Anna Kaleri, Stadträtin der Grünen-Fraktion und Mitglied im Kulturausschuss.

„Der Antrag unserer Fraktion nimmt den langjährigen Wunsch aus der Kulturszene auf, in Leipzig ein eigenes Literaturstipendium zu etablieren, das mit künstlerisch-gesellschaftlichem Dialog und Vernetzung in die Stadt hineinwirkt.“

Wichtig ist den Grünen, das Leipziger Literaturstipendium in sozialer Sicht nachhaltig zu gestalten, denn die Vereinbarkeit von künstlerischer Arbeit mit Familie lasse immer noch zu wünschen übrig.

„Besonders für Autor/-innen mit Kindern sind Aufenthaltsstipendien schwierig bis unmöglich. Ein familienfreundliches Stipendium ist auch ein Schritt in Richtung der Überwindung des Gender-Pay-Gaps, der im Kunstbereich überdurchschnittlich hoch ist“, betont Kaleri.

In den vergangenen zwei Jahren seien bereits Beratungen zur Konzeption zwischen Kulturamt und Akteur/-innen u.a. der Wolfgang-Hilbig-Gesellschaft und des Sächsischen Literaturrats erfolgt, stellen die Grünen fest. Anna Kaleri: „Dem soll nun endlich die Umsetzung und unabhängige sowie dauerhafte Finanzierung folgen.“

Unter den sächsischen Städten sind es Dresden und Zwickau, die schon solche Stadtschreiberstellen eingerichtet haben. Auch Leipzigs Nachbarstadt Halle vergibt seit Jahren Stadtschreiber-Stipendien.

Der Grünen-Antrag: Leipziger Literaturstipendium ermöglichen

Der Oberbürgermeister wird beauftragt, sich in Kooperation mit interessierten und geeigneten Partnern um die konzeptionelle Entwicklung, Einrichtung und Durchführung des Leipziger Literaturstipendiums zu bemühen. Ziel sollte dabei sein, dass das Leipziger Literaturstipendium erstmals im Jahr 2024 ausgelobt wird.

Begründung: Leipzig als Stadt des Buches und der Literatur hat vielen namhaften Schriftsteller/-innen ein Zuhause geboten. So beispielsweise Friedrich Schiller, der die Ode „An die Freude“ 1785 während seines Aufenthaltes in Gohlis verfasste. Unzählige Werke und Namen von Schriftstellerinnen und Schriftstellern ließen sich anfügen.

Seit langem besteht in Leipzig der Wunsch, in unserer Stadt ein Aufenthaltsstipendium zu etablieren, wie es in einigen Städten existiert (als sogenanntes „Stadtschreiber“-Programm). Als Besonderheit des Leipziger Literaturstipendiums soll es familienfreundlich gestaltet sein, um so auch Schriftstellerinnen und Schriftstellern mit Kindern Teilnahme zu ermöglichen, die bei anderen Aufenthaltsstipendien erschwert bis unmöglich ist.

Neben Förderung literarischer Qualität, soll das Stipendium durch Veranstaltungen, Vernetzung und Austausch nachhaltig in die Leipziger Stadtgesellschaft hineinwirken und die literarische Strahlkraft unserer Stadt unterstreichen. Das Stipendium soll im gesamten deutschsprachigen Raum ausgelobt werden.

Ein geeigneter Träger wäre beispielsweise der Sächsische Literaturrat in Kooperation mit der Wolfgang-Hilbig-Gesellschaft. Der Literaturrat unterstützt z. B. das Autorenresidenzprogramm Leipzig-Brno und hat bereits im zweijährigen Prozess mit Kulturamt und Wolfgang-Hilbig-Gesellschaft an der Gestaltung eines möglichen Stipendiums personell mitgewirkt.

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So schön und richtig die Idee ist – ich frage mich immer, warum solche Dinge so lange brauchen bis sie umgesetzt werden? Zwei Jahre Vorabberatung. Und nochmal zwei Jahre für die Umsetzung?! In der Privatwirtschaft wäre man da längst pleite. Sowas muss doch viel schneller zu machen sein.

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