13 Monate lange haben sie gelernt, geübt und gearbeitet: 14 junge Menschen mit Fluchthintergrund sind nun geprüfte Rettungssanitäter. Im Rahmen des Projekts „Schutzsuchende als Lebensretter“ hat die Johanniter-Akademie Mitteldeutschland vier Frauen und zehn Männer im Alter von 25 bis 35 Jahren ausgebildet.

„Neben der rettungsdienstlichen Qualifikation sind berufsbezogener Deutschunterricht, interkulturelles Training und eine sozialpädagogische Begleitung Schwerpunkte der Ausbildung“, erklärt Lars Menzel, Leiter der Johanniter-Akademie Mitteldeutschland. „Die gegenseitige Unterstützung und der Ehrgeiz aller Teilnehmer, haben uns tief beeindruckt. Es ist etwas ganz Besonderes bei der Berufsausbildung, wenn in der recht langen Zeit keiner abspringt. Und so sind wir sehr stolz, dass wir heute allen 14 ihre Zeugnisse überreichen können.

Arbeit am Menschen und im Notfall geht nur, wenn man sich versteht. Die Azubis mussten deshalb bereits bei der Bewerbung mindestens das Sprachlevel B1 (selbstständige Sprachanwendung) nachweisen. Parallel zur Fachausbildung haben die anerkannten Flüchtlinge aus Afghanistan, Syrien, Iran und Irak fleißig im berufsbezogenen Deutschunterricht die medizinische Fachsprache verinnerlicht, aber auch ihr „Alltagsdeutsch“ vertieft. Dazu gehörte ein Workshop in sächsischer Mundart mit „Fachvokabeln“ wie Gobb, Ochen, Gauleiste und Plauze.

„Die Ausbildung hat mir sehr viel Spaß gemacht, auch wenn es nicht immer einfach war“, sagt Sozdar Mohammad. Die 26-Jährige floh 2014 aus Syrien und baute sich in Deutschland ein neues Leben auf. „Ich habe Französisch studiert, musste wegen des Krieges aber wieder in meine Heimatstadt Alhasaka zurückkehren. Dort habe ich mich dann zur Arzthelferin ausbilden lassen und in einer Praxis gearbeitet, bis wir fliehen mussten.“

In Deutschland macht sie einen Sprachkurs, baut sich ein neues Leben auf und stößt auf den Flyer der Johanniter für die Rettungssanitäter-Ausbildung. „Die Arbeit im medizinischen Bereich hat mir in Syrien sehr gefallen, daher war das Ausbildungsangebot der Johanniter genau das Richtige für mich. Nun bin ich total stolz und glücklich, dass ich es geschafft habe“, strahlt Sozdar Mohammad.

Die frisch gebackenen Rettungssanitäter haben während der Ausbildung jeweils vier Wochen im Krankenhaus und auf einer Rettungswache gearbeitet, verteilt zwischen Torgau und Schkeuditz bis nach Lugau im Erzgebirge und Heidenau bei Dresden. „Exkursionen führten sie zudem in die Leipziger Rettungs-Leitstelle, zur Notfallseelsorge und in und das Drogenkabinett der Polizei. Zudem engagieren sich bereits einige von ihnen ehrenamtlich im Sanitätsdienst des Regionalverbandes der Johanniter-Unfall-Hilfe Leipzig/Nordsachsen, z.B. bei Spielen von RB-Leipzig.“

Mit ihren Zeugnissen in der Hand bewerben sich alle 14 um Festanstellungen als Rettungssanitäter, die ersten Vorstellungsgespräche laufen bisher sehr vielversprechend. Einige von ihnen wollen auch noch länger die Schulbank drücken. „Ich möchte gern neben der Arbeit noch die Ausbildung zur Notfallsanitäterin beginnen und mich noch weiter qualifizieren“, erzählt Sozdar Mohammad begeistert. Und auch Lars Menzel freut sich über das Engagement seiner Schüler. „Das Projekt lief so erfolgreich, dass wir es auf jeden Fall im kommenden Jahr wieder anbieten werden.“

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