Neuer Rekord bei der „Stunde der Wintervögel“: Mehr als 143.000 Menschen haben bei der Vogelzählaktion des NABU und seines bayerischen Partners Landesbund für Vogelschutz (LBV) mitgemacht. Das sind über 5.000 mehr als 2019.

Noch nie haben sich so viele Vogelfreunde eine Stunde Zeit genommen und die Vögel in Garten, Park oder am Fenster gezählt. In Sachsen reichte es nach dem vergangenen Rekordjahr nicht für eine neue Bestmarke. „Über die 7.840 eifrigen Zählerinnen und Zähler freuen wir uns natürlich nichtsdestotrotz sehr“, sagt Bernd Heinitz, Landesvorsitzender des NABU Sachsen, „sie alle helfen uns, ein Bild von der aktuellen Lage in unseren Gärten zu erhalten.“

So wurden in 4.825 sächsischen Gärten 183.946 Vögel (Stand 06.02.) beobachtet und an den NABU gemeldet. Pro Garten ergibt sich daraus ein Mittelwert von 38,1 Vögeln – bundesweit liegt der Wert bei 37,3. Diese Werte bewegen sich deutlich unter dem langjährigen sachsenweiten Mittel von 41,8 Vögeln bzw. dem bundesweiten Durchschnitt von fast 40 Vögeln pro Garten. Insgesamt stellen die Vogelexperten des NABU somit seit Beginn der Aktion im Jahr 2011 einen abnehmenden Trend fest.

Kohlmeise und Feldsperling auf Platz 2 und 3

Die Daten aus inzwischen einem Jahrzehnt „Stunde der Wintervögel“ zeigen auch, dass die Zahl der Vögel in den Gärten umso geringer ist, je milder und schneeärmer der Winter ist. Weniger im Garten beobachtete Vögel sind wahrscheinlich eine Folge der langen Reihe milder Winter in den letzten Jahren.

Erst wenn es kalt wird und Schnee liegt, suchen viele Waldvögel Zuflucht in den Gärten der etwas wärmeren Siedlungen, in denen sie zudem Futterstellen vorfinden. Haussperling vor Kohlmeise, Feldsperling, Blaumeise und Amsel – das ist die diesjährige Reihenfolge bei der „Stunde der Wintervögel“ in Sachsens Gärten. Auf den Plätzen 5 bis 10 folgen Elster, Rabenkrähe, Grünfink, Saatkrähe und Eichelhäher.

Traurig sieht es trotz Platzierung in den Top Ten beim Grünfink aus: Mit nur 1,3 Vögeln pro Garten verzeichnet er, wie nahezu ausnahmslos jedes Jahr, einen neuen Negativrekord. Auch bundesweit beträgt die Abnahme fast 13 Prozent pro Jahr. Als Ursache vermutet der NABU unter anderem Trichomoniasis, eine Infektion mit einem einzelligen Parasiten, mit dem sich diese Finken häufig an sommerlichen Vogelfutterstellen infizieren.

Auch die Amsel, die im vergangenen Winter aufgrund einer massiven Ausbreitung des Usutu-Virus deutliche Einbußen zu verzeichnen hatte, verharrt auf niedrigem Niveau. Trotz abgeschwächter Usutu-Saison 2019 wurde sie in sächsischen Gärten so selten wie nie gezählt: nur knapp 1,9 Mal pro Garten.

Etwas geringer als erwartet machte sich die Eichelhäher-Invasion des vergangenen Herbstes bemerkbar. Zwar konnte in 4,6 von zehn Gärten ein Eichelhäher beobachtet werden, doch erreichte er nicht den bisherigen Topwert von 1,25 pro Garten im Jahr 2011. Damals war der Winter allerdings deutlich härter.

Es ist anzunehmen, dass ein großer Teil der Eichelhäher in diesem Winter nicht aus den Wäldern in die Gärten gekommen ist. Weitere Zählergebnisse können unter www.stundederwintervoegel.nabu-sachsen.de eingesehen werden. Die nächste Vogelzählung steht vom 8. bis 10. Mai an. Dann werden bei der „Stunde der Gartenvögel“ die Brutvögel in unseren Gärten und Parks erfasst.

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