„Um der Gerechtigkeit willen“ müsse man fragen, darüber sprechen und Informationen austauschen, „welche Waffen am Leipziger Flughafen repariert, womöglich gebaut und logistisch geführt werden sollen, forderte Stephan Bickhardt, Direktor der Evangelischen Akademie Sachsens, zum Friedensgebet in der Leipziger Nikolaikirche: „Gerecht kann nicht sein, wer verschweigt“, erklärt der Pfarrer und Bildungsmanager.

Zu Gast im traditionsreichen Friedensgebet in Leipzigs Innenstadt war die Initiative „Leipzig bleibt friedlich! – Kein Militärdrehkreuz Flughafen Leipzig/Halle“, die in einem Gespräch mit dem Pfarrer und in einem anschließenden Fürbittgebet ihr Anliegen vortrug. Die Initiative setzt sich für Leipzigs Ruf als Stadt der friedlichen Demokratiebewegung ein und spricht sich gegen die schleichende Umnutzung des zivilen Flughafens Leipzig/Halle zu einem internationalen Militärdrehkreuz und gegen Rüstungsansiedlungen in Leipzig und Umgebung aus.

In einer Petition an Leipzigs Oberbürgermeister, Sachsens Ministerpräsident, die Bundesverteidigungsministerin und an die Bundeskanzlerin fordert die Initiative diese auf, sich schützend vor das 1989er Erbe Leipzig zu stellen.

Bickhardt richtete sich an die Gottesdienstgäste: „Wo wollten wir hinkommen, sollten wir nicht mehr das große Ziel von Frieden und Gerechtigkeit verfolgen?“ Wenn schon im zweiten Satz der Grund- und Bürgerrechte des Grundgesetzes vom Frieden in der Welt gesprochen werde, dann stehe der Maßstab: „Das Deutsche Volk bekennt sich zu unverletzlichen und unveräußerlichen Menschenrechten als Grundlage jeder menschlichen Gemeinschaft, des Friedens und der Gerechtigkeit in der Welt.“

Handlungen, die geeignet seien, das friedliche Zusammenleben der Völker zu stören, seien verfassungswidrig und unter Strafe zu stellen, zitiert Bickhardt das Grundgesetz. Es gehe darum, den Frieden und das Gute zu fördern und das Zusammenleben der Völker zu beleben. Die wirkliche Treiberin des Friedens sei Gerechtigkeit, so der Pfarrer.

„Eine muss anfangen, da gibt es kein Drumherum, einer muss anfangen.“ Der Akademie-Direktor dankte „Leipzig bleibt friedlich!“ dafür und forderte: „Wir möchten Pflugscharen sehen.“

Im anschließenden Fürbittgebet sprachen Angela Gröber und Lutz Mükke, Vertreter der Initiative „Leipzig bleibt friedlich!“, ein Gebet für Leipzigs Stadtmütter und -väter: „Gib ihnen kluge Ideen, damit diese Stadt weithin als Ort des Friedens und der friedlichen Demokratiebewegung leuchten kann. Gib ihnen Klarheit und Würde, sich offen und vernehmbar gegen das Geschäft mit dem Krieg auszusprechen. Vater unser, gib den Stadtoberhäuptern und Entscheidern die Gewissheit, dass Schwerter zu Flugscharen werden können.“

Die Leipziger Nikolaikirche und ihre Friedensgebete haben international einen hohem Symbolwert. 1989 war hier ein zentraler Ort der friedlichen Demokratiebewegung der DDR. Regelmäßig fanden hier Friedensgebete statt, von denen die Demonstrationen ausgingen, die schließlich zum Fall der Mauer beitrugen. Die Tradition der Friedensgebete wird in der Nikolaikirche bis heute fortgesetzt.

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