In einer Öffentlichen Anhörung hat der Sozialausschuss des Sächsischen Landtags heute intensiv über die Lage der Sexarbeiter/-innen in Sachsen diskutiert. Anlass war der Antrag der Fraktion Die Linke im Sächsischen Landtag „Verantwortung statt Doppelmoral: Stigmatisierung und Diskriminierung von Sexarbeiter/-innen im Freistaat Sachsen beenden!“.

Darin wird gefordert, den Blick auf die Existenzängste der Menschen zu lenken, die in der Sexbranche tätig sind. Zu den dringend notwendigen Sofortmaßnahmen gehören etwa die Perspektive auf eine schrittweise Öffnung der Prostitutionsstätten, finanzielle Soforthilfen für Sexarbeiter/-innen und die Wiederaufnahme der gesundheitlichen Beratung und Untersuchungen seitens der Gesundheitsämter im Freistaat.

Darüber hinaus wird die Staatsregierung aufgefordert, sich langfristig für bessere Lebenslagen von Sexarbeiter/-innen in Sachsen einzusetzen; etwa durch einen Runden Tisch mit Expert*innen und Vertreter/-innen verschiedener Ressorts und Bereiche.

Die eingeladenen Sachverständigen bestätigten mit ihren Berichten die Notwendigkeit dieser Forderungen und die einzigartigen Problemlagen der Arbeit in und mit dieser Berufsgruppe:
So wurden von den Sachverständigen Linda Apsel von der Aidshilfe Leipzig, Tamara Solidor vom Berufsverband erotische und sexuelle Dienstleistungen e.V. und Ulrike Richter vom Verein KOBRAnet vor allem die Stigmatisierung und Diskriminierung der in der Branche tätigen Menschen moniert.

Grundsätzlich habe die Pandemie vor allem die Problemlagen verschärft, die bereits vorher vorhanden waren. Da die aufsuchende Arbeit aufgrund der Pandemie gerade kaum möglich ist, werde die telefonische Beratung verstärkt genutzt. Allerdings kann diese die aufsuchende Arbeit nicht ersetzen.

Mithilfe einer Exit-Strategie für die Branche könnten sich die Sexarbeiter/-innen im Freistaat besser auf die Situation der kommenden Monate einstellen. Auch mehr finanzielle Mittel des Freistaats für die Beratungsstellen, z. B. auch für Dolmetscherdienste, werden dringend benötigt.

Die Gesundheitsämter des Freistaates müssten gerade in der gegenwärtigen pandemischen Situation ihre Beratungs- und Untersuchungsangebote für die Sexarbeiter*innen unbedingt wiederaufnehmen. Für viele der zumeist migrantischen und aus prekären Verhältnissen stammenden Sexarbeiter/-innen sei das die einzige Möglichkeit, an ärztliche Hilfe und Untersuchungen zu kommen.

Dazu sagt Sarah Buddeberg, Parlamentarische Geschäftsführerin und Sprecherin für Gleichstellungs- und Queerpolitik der Fraktion Die Linke: „Die von uns initiierte Anhörung zur Lage der Sexarbeiter/-innen im Freistaat Sachsen bestätigt den dringenden Handlungsbedarf der Staatsregierung. Es kann nicht sein, dass viele der Sexarbeiter/-innen in der gegenwärtigen Situation mit ihren Problemen allein gelassen werden.

Die Berichte der Sachverständigen haben gezeigt, wie dramatisch die Situation der Sexarbeiter/-innen im Freistaat Sachsen wirklich ist. Anstelle weiter über die Köpfe der Betroffenen hinweg zu entscheiden, brauchen wir dringend einen Runden Tisch, an dem unter anderem auch Vertreter/-innen der Sexarbeit-Branche sitzen.

Die Anhörung hat deutlich gemacht: Sexarbeit ist auch Arbeit. Die Menschen aus dieser Branche brauchen – wie alle anderen Berufstätigen auch – ihre Arbeit, um die Miete zu bezahlen, Essen zu kaufen oder die Kinderbetreuung zu organisieren.

Die Beratungsstellen brauchen dringend mehr finanzielle Mittel, um ihr Beratungsangebot bedarfsgerecht auszubauen; die Sexarbeiter/-innen brauchen vor allem eins: Eine Perspektive, wann und wie es mit ihrer Arbeit weitergehen könnte. Hier steht die Staatsregierung, allen voran Frau Ministerin Köpping, in der Pflicht, sich auch mit den Belangen dieser Branche intensiver auseinanderzusetzen und Perspektiven für die Sexarbeiter/-innen zu erarbeiten.“

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