Zum „Vogel des Jahres 2021“ hat es für den Kiebitz nur knapp nicht gereicht. Sein guter dritter Platz zeigt aber, wie beliebt der taubengroße Vogel mit der markanten Federhaube ist. Der Kiebitz verdient aber nicht nur als typischer Frühlingsbote und spektakulärer Luftakrobat während der Balzzeit Aufmerksamkeit, sondern vor allem, weil er zu den europaweit besonders gefährdeten Vogelarten zählt.

Zum Schutz der verbleibenden Vögel startet die Naturwacht im Biosphärenreservat Oberlausitzer Heide- und Teichlandschaft ab jetzt das jährliche Kiebitz-Monitoring.

Dafür suchen die Ranger gemeinsam mit Ornithologen auf Wiesen und Äckern nach Kiebitznestern mit Eiern, den Gelegen. Diese Bereiche werden als sogenannte Kiebitzinseln mit Markierungspfählen für die gesamte Brutzeit gekennzeichnet. Hier darf dann nicht gepflügt, gesät oder geerntet werden, sodass die Vögel ausreichend Raum zum Fressen und Brüten finden.

Wenn mehrere Gelege dicht beieinanderliegen, wird diese Fläche zu Beginn der Brutzeit mit einem Elektro-Zaun umschlossen. Er schützt vor natürlichen Feinden wie Fuchs, Waschbär oder Wildschwein solange, bis die Kiebitzjungen mobil werden.

Kiebitz-Bestand dramatisch zurückgegangen

„Feuchte Weiden oder Ackerland sowie Überschwemmungsflächen mit kleinen Wasserstellen, schütterer Vegetation und vielen Insekten und Würmern – das ist, was der Kiebitz zum Leben und Brüten braucht“, erklärt Yannik Otto, Naturwächter im UNESCO-Biosphärenreservat Oberlausitzer Heide- und Teichlandschaft.

„Leider gibt es immer weniger Viehweiden und feuchte Ackersenken werden verfüllt“, ergänzt er. Deshalb unterliegt der Kiebitz deutschlandweit einem starken Rückgang. Zwischen 1990 und 2010 ging sein Bestand auf ein Drittel zurück.

Für Sachsen wird von 1980 bis 2005 sogar ein Rückgang von 80 Prozent konstatiert. Denn durch eine starke und häufige Bearbeitung der Ackerflächen können die Kiebitze nicht mehr in Ruhe und Sicherheit brüten, Gelege gehen verloren. Dieser starke Rückgang der Bestände führte dazu, dass in Sachsen gegenwärtig nur noch 100 Brutpaare vorkommen.

„Der Kiebitz zählt damit zu den vom Aussterben bedrohten Vogelarten in Sachsen“, so Otto. Die Brutvorkommen in Sachsen konzentrieren sich heute vornehmlich auf die östlichen Landesgebiete. Etwa 30 bis 40 Prozent des sächsischen Kiebitzbestandes brüten im Biosphärenreservat Oberlausitzer Heide- und Teichlandschaft.

Hintergrund Naturwacht

Das Biosphärenreservat ist eines der drei sächsischen Großschutzgebiete, die in der Verantwortung von Sachsenforst liegen. Die Naturwacht mit ihren Rangern ist für alle Fragen rund um Arten- und Biotopschutz erste Anlaufstelle vor Ort: Die Mitarbeiter von Sachenforst erfassen Daten zu Tier- und Pflanzenbeständen (Monitoring), setzen zahlreiche Naturschutzmaßnahmen um, kontrollieren deren Erfolg, beschildern das Schutzgebiet und übernehmen die Umweltbildung für die junge Generation. Sie sind außerdem Ansprechpartner für Bewirtschafter, Anwohner und Touristen.

Auch außerhalb der Großschutzgebiete übernimmt Sachsenforst wichtige Aufgaben bei der Überwachung seltener Arten im Landeswald, unter anderem beim Monitoring für das Birkhuhn im Erzgebirge.

Wie kann der Kiebitz-Schutz unterstützt werden?

* Nassstellen im Bereich traditioneller Kiebitz-Brutplätze sollten in einer Größe von zwei Hektar als Ackerbrachen oder Grünland bewirtschaftet werden. Wenn Ackerland die Fläche umgibt, sollte eine größere Fläche zusätzlich pflanzenschutzmittelfrei bewirtschaftet werden, um genügend Insektennahrung bereitzustellen.

* An nassen und feuchten Stellen können auch außerhalb der traditionellen Brutplätze Kiebitzinseln durch kleinflächige Ackerbrachen entstehen.

* Im Grünland ist eine extensive Beweidung optimal. Auf Mähwiesen sollen an Kiebitz-Brutplätzen kleinflächige Brachen den Kiebitz und zahlreiche andere Arten schützen.

* Auf Flächen mit mehreren Kiebitzpaaren helfen Elektrozäune, Raubtiere von den Eiern und Jungvögeln fernzuhalten.

Weiterführende Informationen finden Sie auf www.sachsenforst.de und www.biosphaerenreservat-oberlausitz.de.

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