Auf der Baustelle des HKW Leipzig Süd - dem zentralen Projekt für Leipzigs Zukunftskonzept Fernwärme - geht es im wahrsten Sinne des Wortes aufwärts: Nach Abschluss der Fundament-Arbeiten wachsen nun mithilfe von Spezialkränen das Kraftwerksgebäude und der Wärmespeicher in die Höhe. Thomas Schmidt, Sächsischer Staatsminister für Regionalentwicklung, überzeugte sich heute vor Ort vom Baufortschritt.

„Die Leipziger Stadtwerke treiben den Einstieg in den Ausstieg aus der Braunkohle-Verstromung und -Fernwärmegewinnung in Sachsen wesentlich voran“, sagt Schmidt. „Um Deutschlands anspruchsvolle klimapolitische Ziele im Freistaat Sachsen verlässlich umzusetzen, brauchen wir Technologieoffenheit und neues vernetztes Denken. Das HKW Leipzig Süd wird ein wichtiger Baustein für die erfolgreiche Gestaltung des Strukturwandels in der Leipziger Region sein.“

Burkhard Jung, Leipziger Oberbürgermeister, betont die Zukunftsfähigkeit der Anlage. „Sie besitzt nicht nur schon von Beginn an einen überaus hohen Wirkungsgrad, sondern wird perspektivisch auch mit grünem Wasserstoff, also komplett CO2-neutral, betrieben werden können.“ Leipzigs Stadtrat habe die Dringlichkeit des Klimaschutzes schon 2019 erkannt und einen Klimanotstand beschlossen.

„Das war und ist nicht nur aus ökologischen, sondern auch aus ökonomischen Gründen weitsichtig. Auf dem diesjährigen Mitteldeutschen Wasserstoffgipfel waren sich Vertreter aus Politik, Wissenschaft und Wirtschaft ebenfalls einig: An die Stelle der kohlebasierten Energiewirtschaft in der Region muss eine zukunftsfähige Energielandschaft treten. Denn sonst wandert nicht nur Knowhow, sondern auch Wertschöpfung in andere Gebiete ab.“

Die Region biete hervorragende Bedingungen, um das Zukunftsthema Wasserstoff voranzutreiben, damit die Herausforderungen des Strukturwandels zu meistern und nachhaltige Wirtschaftskraft vor Ort langfristig zu stärken, so Jung weiter. Es gebe entlang der kompletten Wertschöpfungskette gute Möglichkeiten, zukünftig die Potenziale von grünem Wasserstoff zu heben.

Ein Netzwerk für grünen Wasserstoff stehe bereits bereit – von der Forschung (Fraunhofer IMW und IMWS) über die Austauschplattform (HYPOS e.V.) und Produktion (Linde und EDL) bis zu Transport und  Speicherung (VNG AG mit ihrer Tochter Ontras Gastransport GmbH) und Anwendung (DHL Group, BMW Group Werk Leipzig, Leipziger Verkehrsbetriebe, Leipziger Stadtwerke, Stadtreinigung Leipzig, Stadtwerke Halle Gruppe, Flughafen Leipzig-Halle).

Für Zukunftsthema Wasserstoff ist Unterstützung durch EU, Bund und Land nötig

„Das Signal, dass von der aktuellen Leipziger HKW-Baustelle ausgeht, ist: Wir übernehmen aktiv Verantwortung für den Strukturwandel und halten ein hohes Tempo“, sagt Karsten Rogall, Geschäftsführer der Leipziger Stadtwerke. „Sämtliche Experten sprechen Wasserstoff in den Sektoren Transport/Logistik, Industrie, Energie und Mobilität hervorragende Qualitäten zu. In der Tat wollen und können wir als Leipziger Gruppe in den Sektoren Mobilität und Energie, also mit den Verkehrsbetrieben und Stadtwerken, wichtige Beiträge liefern – mit nachhaltiger Fernwärme und zukunftsfähigen Mobilitätslösungen.

Zur Wahrheit gehört aber auch: Wir benötigen einen verlässlichen Rahmen, um die H2-Technologie zu entwickeln und am Ende mit verbraucherfreundlichen Preisen zu implementieren. Es braucht deshalb die politische und finanzielle Unterstützung von Europäischer Union, Bund und Land. Wer ehrgeizige Klimaziele setzt, muss auch die Mittel bereitstellen, um sie zu erreichen.“

Auf der HKW-Baustelle wird derzeit das Zukunftskonzept Fernwärme mit Hochdruck vorangetrieben.  Allein für das Fundament des Wärme-Speichers wurden 1.700 Kubikmeter Spezialbeton gegossen. Der Speicher wird mit 60 Metern Höhe das Gelände des neuen HKW Leipzig Süd weit sichtbar überragen. Er hat ein Fassungsvermögen von 43.000 Kubikmetern Wasser. Aufgrund des großen Gewichts, ist es besonders wichtig, dass er ein sicheres Fundament erhält. Dieses ist in einem gut vierzehnstündigen Arbeitseinsatz gegossen worden.

Im Speicher wird die im HKW erzeugte, aber nicht sofort benötigte, thermische Energie aufgefangen und bei Bedarf in das Fernwärmenetz eingespeist. Er flexibilisiert den Einsatz des HKW und erhöht somit die Versorgungssicherheit der gesamten Stadt Leipzig. Um den Einsatz von konventionellen Anlagen zu reduzieren, wird der Wärmespeicher zukünftig ebenfalls Energie aus regenerativen Erzeugungsanlagen aufnehmen.

Besonders das Kraftwerksgebäude wächst derzeit deutlich sichtbar in die Höhe. Ende 2022 sollen neben ihm ein Versorgungsgebäude, eine Pumpenhalle und der Wärmespeicher stehen. Das Herzstück der Anlage bilden zwei Gasturbinen mit jeweils 62,5 MW elektrischer Leistung. Der Abgasstrom der Turbinen wird in den nachgeschalteten Heißwassererzeugern genutzt, um jeweils 81,5 MW thermische Leistung für die Wärmeversorgung der Leipziger Bürger bereitzustellen.

Die Anlage weist in diesem gekoppelten Kraft-Wärme-Prozess einen Brutto-Gesamtwirkungsgrad von mehr als 93 Prozent auf. Durch modernste Gasturbinentechnologie und den Einsatz von Katalysatoren werden die Stickoxid- und Kohlenmonoxid-Emissionen weit unter die gesetzlich zulässigen Werte reduziert.

Die Stadtwerke investieren im Rahmen ihres Zukunftskonzepts Fernwärme – mit dem Herzstück HKW Leipzig Süd – in den nächsten Jahren mehr als 300 Millionen Euro in den Bau neuer Anlagen. Durch die Investition in umweltfreundliche und innovative Anlagen erzielen sie bessere Wirkungsgrade und weniger CO2-Emissionen.

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