Informationsüberflutung, die Beschleunigung des Alltags, permanente Erreichbarkeit, gefühlte Leistungsüberwachung und andere Formen von digitalem Stress wirken besonders auf junge Menschen. Im digitalen Zeitalter ist vor allem bei Studierenden eine Zunahme psychischer und psychosomatischer Belastungsstörungen festzustellen.

Die Ursachen dieser Probleme und die Möglichkeiten ihrer Bewältigung an Hochschulen sind jetzt Thema eines vom sächsischen Wissenschaftsministerium mit 600.000 Euro geförderten Forschungsprojekts. Mit dem Vorhaben ENHANCE (Mental Health im Kontext von Digitalisierungsprozessen an Hochschulen) wollen die Evangelische Hochschule Dresden (ehs) und die Medizinische Fakultät der Universität Leipzig gemeinsam digitale Beratungsangebote für betroffene Studierende entwickeln, die potenziell in die Digitalisierungsstrategien von Hochschulen eingebettet werden können.

Staatsminister Sebastian Gemkow: „Die Digitalisierung hat Auswirkungen sowohl auf die einzelne Studentin oder den einzelnen Studenten als auch auf die organisatorische Ebene, die Hochschulen. Mit den zu erarbeitenden Online-Beratungsangeboten für Studierende und den vorgesehenen Handlungsempfehlungen für Hochschulen trägt das Forschungsvorhaben ENHANCE den veränderten Gewohnheiten Studierender Rechnung genauso wie den Herausforderungen der Digitalisierung an den Hochschulen.

Das Projekt ist der erste kooperative Arbeits- und Forschungsverbund zwischen der Evangelischen Hochschule und der Medizinischen Fakultät der Universität Leipzig. Damit können sich nicht nur diese beiden Institutionen fachlich weiter profilieren, sondern das Vorhaben trägt auch zur Weiterentwicklung der sächsischen Hochschullandschaft im Sinne einer Nutzung und des Ausbaus von Synergien bei.“

Das Projekt von Prof. Franziska Wächter vom Zentrum für Forschung, Weiterbildung und Beratung an der Evangelische Hochschule und von Prof. Christine Rummel-Kluge von der Medizinischen Fakultät der Universität Leipzig und ihren Teams erstreckt sich mit einer Forschungs-, einer Praxisentwicklungs- und einer Evaluationsphase über einen Zeitraum von drei Jahren. Die Forschungen sollen die unterschiedlichen Formen von Belastungsempfinden bei Studierenden in den jeweiligen Phasen des Studiums (Beginn, Verlauf und Abschluss des Studiums) identifizieren.

Zusätzlich werden die jeweiligen Bewältigungsstrategien erkannt. Zu beobachten ist, dass sich Studierende bei psychischen Problemen weniger direkt Hilfe suchen, sondern vielmehr Informations- und Beratungsangebote aus dem Internet nutzen. Es treten also psychische Belastungsstörungen als Folge einer intensiven Nutzung digitaler Medien auf, gleichzeitig werden diese Medien zur Bewältigung der Beeinträchtigungen hinzugezogen. Diesem Verhalten entsprechend werden in der Praxisentwicklungsphase des Forschungsprojekts unterschiedliche Formate an Hochschulen und kooperierenden Einrichtungen – wie etwa den Studentenwerken – etabliert.

Dazu gehören niedrigschwellige Online-Beratungsangebote, die über Messenger-Dienste, Chatprogramme und Online-Tools vermittelt werden. Langfristig sollen Digitalisierungsprozesse an Hochschulen nachhaltig ausgebaut und diese Online-Angebote für Studierenden integriert werden. Über eine Handlungsempfehlung „Gesund und smart studieren vor dem Hintergrund von Digitalisierungsprozessen an Hochschulen“ sollen die gewonnenen Erkenntnisse über Sachsen hinaus übertrag- und einsetzbar werden.

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