Nach nicht ganz einem Vierteljahrhundert als Leiter des Bereichs Rheumatologie am Universitätsklinikum Leipzig geht Prof. Dr. Christoph Baerwald in den Ruhestand. Allerdings bleibt der leidenschaftliche Arzt den Patient:innen noch erhalten – Baerwald wird auch weiterhin im Zentrum für seltene Erkrankungen (USZEL) tätig sein. Seine Nachfolge übernimmt Prof. Dr. Ulf Wagner, der bereits seit 1994 am UKL tätig ist.

„Wir sind sehr froh darüber, dass sich Prof. Baerwald dafür entschieden hat, auch nach seiner Emeritierung in unserem Zentrum für seltene Erkrankungen weiter mitzuwirken“, sagt Prof. Christoph Josten, Medizinischer Vorstand des UKL.

„Wir kennen und schätzen Christoph Baerwald als einen Arzt mit großer Leidenschaft für seine Patient:innen, die oft jahrelang begleitet und betreut werden und deren Erkrankungen teilweise sehr selten oder schwer zu diagnostizieren und damit erfolgreich zu therapieren sind. Insofern ist es von unschätzbarem Wert, dass uns und den Betroffenen seine immense Erfahrung gerade mit seltenen Erkrankungen noch erhalten bleiben wird.“

Zur Bilanz seiner Tätigkeit, die am 30. September endet, gehört für Prof. Baerwald vor allem: „Ich habe die Rheumatologie als funktionierende Einheit erhalten können. An anderen Kliniken gibt es mein Fach nicht mehr, was ich für einen Fehler halte. Rheumatische Erkrankungen befallen nun mal den gesamten Organismus. Und um die Patienten gut versorgen zu können, dafür ist eine breite Kooperation notwendig. Diese Basis war in Leipzig da und sie funktioniert ausgezeichnet.

Wir haben ein hier am UKL ein tolles kollegiales Miteinander innerhalb der Rheumatologie und in der Zusammenarbeit mit den anderen internistischen Fächern sowie der Neurologie, Dermatologie, Radiologie und Nuklearmedizin. Die Zusammenarbeit mit den niedergelassenen Kollegen lief sehr gut. Wissenschaftlich gesehen möchte ich meine Zeit in Leipzig ebenfalls als Erfolg werten. Und was mir immer Spaß gemacht hat, das ist die Lehre. Denn da kann man mit hörenswerten Vorlesungen dem Nachwuchs nicht nur medizinisch Wesentliches vermitteln, sondern ihn auch für das eigene Fach interessieren.“

Als Familie Baerwald 1999 nach Leipzig kam, lockte sie die Professur in ein unbekanntes Gebiet. „Von Ostdeutschland und der Messestadt hatte ich nicht viel Ahnung“, erzählt Prof. Dr. Christoph Baerwald. „Denn wir hatten keine Verwandten im Osten. So bin ich sozusagen unvorbelastet hier angekommen – und die ersten Erfahrungen waren positiv. Wie die erste Begegnung mit der Stadt: Meine Frau und ich kamen nachts auf dem Hauptbahnhof an. Wir gingen in die Innenstadt und fanden im Barfußgässchen inmitten von vielen jungen Menschen einen Tisch. Hier kann man leben, sagten wir damals – und haben das nicht bereut.“

Nun war natürlich die Arbeit der Anlass für Prof. Baerwald, nach Leipzig zu kommen. Der 65-jährige Hesse hatte in Marburg studiert, seine Doktorarbeit und die Habilitation der Rheumatologie gewidmet, dazu zwei Jahre an einer Uniklinik in London gearbeitet – und dann Leipzig. „Uns gefallen Städte mit L“, lächelt er schelmisch.

„Nein, im Ernst, Leipzig ist genau richtig: Die Stadt hat die richtige Größe, ist kein Moloch und kein Kleinbürgerhort. Die Uniklinik hier war eine Herausforderung, die ich gern angenommen und hoffentlich bestanden habe. Um nur eine Zahl zu nennen: Die Rheumatologie am UKL betreut über 2000 Patienten. Da ist schon gut zu tun. Und jeder Behandlungserfolg tut nicht nur dem Patienten gut.“

Als besonders wichtig für die Patientenversorgung betrachtet Prof. Baerwald das Zusammenspiel von Ambulanz und Station am Universitätsklinikum. Denn hierher kommen die komplizierten Fälle. „Aus klinisch-wissenschaftlicher Sicht wie auch aus kaufmännischer Sicht halte ich es für notwendig, dass einerseits eine Station vorhanden ist, in der die schweren Fälle intensiv betreut werden können. Aber genauso notwendig ist es, dass es eine Möglichkeit gibt, Patienten ambulant zu versorgen.“

Mit diesem Vermächtnis geht Prof. Baerwald nach 23 Jahren am Universitätsklinikum in einen Ruhestand, der so ganz ruhig doch nicht werden wird. Das Zentrum für seltene Erkrankungen am UKL baut auf seine Erfahrungen. Auch beim Leipziger Hochschullehrertraining, das die Lehre in der Medizin professionalisieren soll, will er sich gern weiter einbringen. Und andere Anfragen gibt es auch… 

„Ich weiß, das klingt nach vielen Terminen. Ich denke aber, dass ich ab Oktober dennoch mehr Zeit für die Familie habe und für meine Hobbys. Beispielsweise fotografiere ich gern. Da hat sich viel Bildmaterial – gerade durch die Digitalkameras – angesammelt, das mal geordnet werden müsste. Dann gibt es noch alte Dias, die zu digitalisieren sind. Ich glaube, mir wird nicht langweilig ohne den Klinikalltag“, schmunzelt er.

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