Aus dem ursprünglichen Vorhaben, in Borna ein neues Archiv für die Dokumente der Landkreisgeschichte zu bauen, entstand die Idee, ein Dokumentations- und Kompetenzzentrum zur Regional- und Wirtschaftsgeschichte Sachsens entstehen zu lassen.

Mit dem Sächsischen Wirtschaftsarchiv e.V. und dem DOKMitt e.V. hat die Landkreisverwaltung zwei Partner gefunden, mit denen der große und einmalige Wissensschatz über die Entwicklung der Region unter einem Dach zusammengebracht wird. Nun wurde im Landratsamt der Kooperationsvertrag zwischen den drei Akteuren geschlossen.

Es gehe darum, betonte Graichen, Erinnerungen an den Bergbau wachzuhalten, Traditionen und Identität zu wahren. Der allgemeinen Öffentlichkeit werde damit ein umfassender Blick auf 160 Jahre Braunkohlegeschichte im Mitteldeutschen Revier ermöglicht.

„Der Kooperationsvertrag ist ein Meilenstein für die Umsetzung dieses spannenden und herausfordernden Projektes. Wir freuen uns, mit dem Sächsischen Wirtschaftsarchiv und dem DOKMitt zwei verlässliche Partner gefunden zu haben, mit denen der Landkreis eine einmalige Kulturstätte errichten kann. Wenn alles so läuft, wie geplant, haben wir mit dem Archiv-Campus in Borna  künftig einen zentralen Ort, der einen aktiven Beitrag zur sozialen und kulturellen Identität beträgt.“

Kreisarchiv des Landkreises Leipzig

Das Kreisarchiv des Landkreises Leipzig verwaltet etwa 5.400 laufende Meter archivwürdiger Unterlagen des Landkreises und seiner Rechtsvorgänger. Darüber hinaus verfügt das Archiv unter anderem über Bestände von Kommunen, Bauakten und Personenstandsuntersuchungen. Ergänzt werden die Bestände durch Überlieferungen aus dem Kultur- und Wirtschaftsbereich.

Einzelne Schriftstücke reichen bis ins 16. Jahrhundert zurück. Hinzu kommen Unterlagen der Registratur. Das Archiv ist gegenwärtig in einer Immobilie in Grimma untergebracht, die den baulichen Anforderungen an ein zeitgemäßes Archiv nicht gerecht wird. 

Sächsisches Wirtschaftsarchiv e.V. (SWA)

Das SWA verwaltet derzeit etwa 350 Bestände von Unternehmen, Vereinen und Verbänden, Nachlässe sowie Dokumentationen mit einem Gesamtumfang von etwa dreieinhalb Kilometern. Neben Akten, Plänen und Druckerzeugnissen gehören auch etwa 60.000 Fotos zum Bestand des Archivs.

In Ergänzung zum Schriftgut verfügt das Archiv über umfangreiche Sammlungen, unter anderem über etwa 3.000 Firmenfestschriften, rund 5.000 Kataloge und Werbemittel, 5.000 historische Briefköpfe sowie eine rund 12.500 Bände umfassende wirtschaftsgeschichtliche und -wissenschaftliche Präsenzbibliothek. 

Das derzeit noch in Leipzig beheimatete SWA, das als wahre Fundgrube für Wirtschaftshistoriker gilt, zieht dafür aus der Konsum-Zentrale in Plagwitz nach Borna.

Klaus-Michael Rohrwacher, Vorstandsvorsitzender des Vereins betonte: „Es ist für uns ein wirklich glücklicher Umstand, perspektivisch nach Borna umzuziehen. Was hier auf die Beine gestellt wird, verdient Respekt“.

Veronique Töpel, Geschäftsführerin des SWA ergänzt: „In den  30 Jahren des Bestehens des SWA wird das  Archiv nun ein viertes Mal umziehen. Aber der Aufwand lohnt sich. In Borna entsteht nicht nur ein Archivzweckbau nach den neusten baulichen Maßstäben. Hier erhalten wir die Möglichkeit, mit zusätzlichen Ausstellungsflächen und Beratungsräumen unser Konzept auszubauen.“

DOKMitt e.V.

Die Abkürzung steht für den Förderverein, der sich für den Aufbau des Dokumentationszentrums Industriekulturlandschaft Mitteldeutschland, einsetzt. Hier sollen die Erlebnisse des Strukturbruchs nach 1989 dargestellt und erlebbar werden. Gleichzeitig soll es eine Begegnungsstelle für die Menschen vor Ort und der Fachwelt werden, um aus den Erfahrungen der Vergangenheit den erneut anstehenden Wandel erfolgreich zu meistern. 

Für Walter Christian Steinbach, Vorstandsvorsitzender von DOKMitt, bietet das Vorhaben ebenfalls einen geeigneten Ort,  um das Anliegen des Vereins zu realisieren:  Und zwar Regionalgeschichte zu sammeln, zu  dokumentieren, zu erhalten und zu erforschen. „Während und nach dem Wandel haben die Bergleute versucht zu retten, was zu retten war. Dieses Vermächtnis muss gesichert werden. Denn nur wer die Geschichte kennt, kann die Zukunft erfolgreich gestalten.“

Förderung über das Strukturstärkungsgesetz

Bauherr des Dokumentationszentrums ist das Landratsamt Landkreis Leipzig. Gefördert werden soll das Vorhaben mit Mitteln aus dem 40-Milliarden-Topf des Strukturstärkungsgesetzes, das von der Bundesregierung zum geplanten Kohleausstieg aufgelegt wurde. Das Projekt wurde bereits im Regionalen Begleitausschuss des Mitteldeutschen Reviers bestätigt. Nun werden die Fördermittelanträge erstellt und in den kommenden Wochen bei der Sächsischen Aufbaubank eingereicht. 

Fällt der Bescheid positiv aus, wird der Landkreis Leipzig das  Dokumentationszentrum errichten und Eigentümer sein. Zur langfristig gesicherten Finanzierung der Betriebs-und Instandhaltungskosten werden neben dem Kooperationsvertrag auch Mietverträge mit den Partnern abgeschlossen.

Standort in der Bornaer Jahnstraße

Das Dokumentationszentrum zur Regional- und Wirtschaftsgeschichte Sachsens soll in unmittelbarer Nachbarschaft des Eigenbetriebs Bildung und Kultur des Landkreises (Musik und Volkshochschule) entstehen. Das Grundstück in der Jahnstraße 24a, gelegen an der B 176 Richtung Lobstädt, gehört dem Landkreis. 

Beim Neubau des Gebäudekomplexes werden energetische und ökologische Aspekte berücksichtigt. Die Archivbereiche, in denen besondere klimatische Bedingungen eingehalten werden müssen, werden mit modernen Rollregalen ausgestattet. Neben den Büros für die Mitarbeiter sind auch Flächen für Besucher, Ausstellungen und Veranstaltungen vorgesehen, so dass hervorragende Bedingungen für weiteres Sammeln, Forschen und Vermitteln geschaffen werden um den Anspruch an ein modernes Dokumentationszentrum gerecht zu werden.

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