Diese Woche tauchen in 7 deutschen und österreichischen Städten Plakate mit „ehrlicher Werbung“ für den Lobbyverband der Gasindustrie Zukunft Gas in Schaukästen und auf Werbeflächen auf. Die Plakate hängen rund um die „Berlin Energy Week“ der Deutschen Energieagentur (dena), die „European Gas Conference“ in Wien, sowie in 5 weiteren deutschen Großstädten.

Auf den Plakaten wird im Namen von Zukunft Gas um neue Mitgliedsunternehmen geworben, mit Werbeslogans wie „Gewinne steigern auch in Krisenzeiten“, „Gesetzgebung als Wunschkonzert“ und „Grünes Image für schmutzige Geschäfte“. Für die Plakate verantwortlich ist eine anonyme Gruppe, die unter dem Hashtag #fossilsforfuture Bilder der Plakate in den sozialen Medien gepostet hat. 

„Zukunft Gas ist ein Branchenverband der fossilen Gasindustrie und setzt sich mit PR- und Lobbyarbeit für die Interessen dieser Branche ein: Ihr Ziel ist es, noch möglichst lange klimaschädliches Erdgas zu fördern, zu verkaufen und zu verbrauchen. Dass sich der Verband einen grünen Anstrich verpasst, indem er dauernd über Klimaschutz und grünes Gas redet, ist eine absichtliche Irreführung der Öffentlichkeit. Diese haben wir mit der neuen Plakatkampagne im Namen von Zukunft Gas behoben.“ sagt eine Sprecherin der Gruppe. 

Anlass für die Plakate ist einerseits die Berlin Energy Week 2023 der Deutschen Energieagentur (dena) und der Berlin Energy Transition Dialogue 2023 im Rahmen derer sich laut dena „die weltweit einflussreichsten CEOs, politische Entscheidungsträger und hochrangige Vertreter von Dutzenden von Regierungen“ versammeln und Lösungen für die Energiewende diskutieren.

Zukunft Gas arbeitet an verschiedenen Stellen mit der dena zusammen, wie z.B. beim Lenkungskreis LNG oder dem Dialogprozess Gas 2030.[1] Andererseits findet parallel in Wien die European Gas Conference statt, an der einige Mitgliedsunternehmen von Zukunft Gas teilnehmen, und bei der auch Timm Kehler, Geschäftsführer und Vorstand von Zukunft Gas, als Redner auftritt. Weitere Plakate sind in der Nähe mehrerer Mitgliedsunternehmen von Zukunft Gas in Düsseldorf, Hamburg, Frankfurt, Kassel und Leipzig aufgetaucht. 

„Auf Events und Konferenzen wie diesen, können Lobbyverbände wie Zukunft Gas unwidersprochen ihr „grünes“ Image verbreiten und die Interessen ihrer Mitgliedsunternehmen an Spitzenpolitiker/-innen herantragen. Wir finden, dieses Lobbyproblem hat ein noch größeres Publikum verdient. Deshalb gibt es nun über 100 ehrliche Werbeplakate von Zukunft Gas in vielen Städten. Ihr fossiles Geschäftsmodell ist damit für alle sichtbar.“ so die Sprecherin weiter. 

Die Plakate knüpfen an die Werbekampagne „Mit Gas geht’s“ von Zukunft Gas an und bieten unter dem Slogan „Mit uns geht’s“ potentiellen Neukunden unterschiedliche Dienstleistungen an. So heißt es zum Beispiel „Wir tragen Ihre Unternehmensinteressen ohne demokratische Umwege in die Ministerien“ und „Wir beraten Ihr Unternehmen bei der Gewinnabschöpfung aus öffentlichen wie privaten Kassen. Unseren Erfolg bezeugen unsere Mitgliedsunternehmen Shell, Wintershall, Uniper und Wingas.“

Damit beziehen sich die Urheber/-innen der Plakate auf die Rekordgewinne, die Unternehmen wie Shell und Wintershall durch steigende Energiepreise machen, sowie die staatlichen Hilfen mit der das Kohle- und Gasunternehmen Uniper gerettet werden musste.[2] 

„Von Dezember 2021 bis September 22 trafen sich Vertreter/-innen der großen Gaskonzerne im Durchschnitt einmal täglich mit Spitzenpolitiker/-innen der Bundesregierung. Diese große Nähe ist problematisch, da es mit Umweltverbänden oder anderen energiepolitischen Akteuren nicht annähernd so viele Treffen gab. Solch einseitige Nähe droht politische Entscheidungen zu verzerren.“ [3] sagt die Sprecherin der Gruppe.

FossilsForFuture auf Twitter: https://twitter.com/thereal_fff  

Quellen: 

1 https://www.lobbycontrol.de/lobbyismus-und-klima/zukunft-gas-wie-ein-pr-lobbyverband-der-gasindustrie-die-deutsche-klimapolitik-verwaessert-89585/ 

2 https://www.zeit.de/news/2022-10/25/wintershall-dea-legt-gewinnsprung-hin 

3 https://www.lobbycontrol.de/lobbyismus-und-klima/pipelines-in-die-politik-neue-studie-ueber-die-macht-der-gaslobby-106772/

Es gibt 2 Kommentare

Mehr zum Lobbyverband “Zukunft Gas”, der nur unser bestes im Sinne hat und nicht etwa kurzfristige Gewinne auf Kosten aller jetzigen und folgenden Generationen hier:
https://lobbypedia.de/wiki/Zukunft_Gas

Ich bitte nach dem Lesen von Gewalt abzusehen, auch wenn es sehr verleitet. Unfassbar.

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