Zum Internationalen Tag der Roma am 8. April wird vor dem Neuen Rathaus in Leipzig in diesem Jahr zum zweiten Mal die Roma-Flagge gehisst. Dies geht auf einen Beschluss der Leipziger Ratsversammlung vom 19. Januar 2022 zurück.

„Mit dem Hissen der Flagge erinnert die Stadt Leipzig an die leidvolle Geschichte der Sinti und Roma und positioniert sich klar gegen Antiziganismus“, erklärt Bürgermeisterin Martina Münch. „Ausgrenzung, Verfolgung und Völkermord sind Gewalterfahrungen, die bei Überlebenden und Nachkommen nach wie vor schmerzlich präsent sind.

Bis heute erleben Sinti und Roma Ablehnung und strukturelle Diskriminierung. Wir wollen für diese Erfahrungen sensibilisieren und jahrhundertealte Vorurteile bekämpfen. Unser Ziel ist es, gleichberechtigte gesellschaftliche Teilhabe für alle Menschen zu erreichen.“

Mit dem Hissen der Flagge unterstützt die Stadt Leipzig die nationale Strategie der Bundesregierung „Antiziganismus bekämpfen, Teilhabe sichern!“. Die im Rahmen der EU-Roma-Strategie 2030 aufgelegte nationale Strategie der Bundesregierung hat einen gleichberechtigten Zugang zu Bildung, Beschäftigung, Gesundheit und Wohnen für alle Roma und Sinti sowie die effektive Bekämpfung von Antiziganismus zum Ziel.

Über das Landesprogramm „Weltoffenes Sachsen“ wird seit Januar 2023 das neue Fachnetzwerk zum Abbau von Antiziganismus beim Projektträger Weiterdenken e.V. gefördert. Damit soll in Sachsen diese wichtige Grundsatzarbeit verankert und Strukturen der Demokratiearbeit gestärkt werden.

Der Leipziger Verein Romano Sumnal e.V., bei dem seit Oktober 2022 auch die Melde- und Informationsstelle Antiziganismus Sachsen (MIA Sachsen) ansässig ist, arbeitet als Kooperationspartner mit dem Projektträger zusammen, um sich für die Rechte der Roma und Sinti und in Sachsen einzusetzen.

Hintergrund

Am 8. April 1971 trafen sich erstmals 23 Repräsentanten der Minderheit der Sinti und Roma aus 14 Ländern Europas in Orpington bei London und gründeten den Welt-Roma-Kongress. Ziel war der Kampf um soziale Gerechtigkeit und Gleichberechtigung. Diese erste internationale Vereinigung war Ausdruck eines neuen Selbstbewusstseins, das seinen Ausdruck in einer eigenen Hymne, „Gelem, Gelem“, einer eigenen Flagge und der Einigung auf die Selbstbezeichnung Roma fand.

Die Organisation verständigte sich auf drei Themenfelder, die künftig in Arbeitsgruppen behandelt werden sollten: 1. der Völkermord an den europäischen Roma, 2. die soziale und Bildungssituation der Minderheit, 3. Sprache und Kultur.

Der Kongress in London beförderte und stärkte die Roma-Bewegung weltweit und führte zur Gründung weiterer Roma-Organisationen mit politischem Selbstvertretungsanspruch inner- und außerhalb Europas.

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