Christian P.'s Boxkarriere verlief bisher durchwachsen. Acht seiner 15 Profi-Kämpfe hat der 27-Jährige verloren. Was er im Supermittelgewicht bisher nicht erreichte, genießt er außerhalb des Rings: Erfolg. Der Leipziger führt zwei Bekleidungsgeschäfte. Den "Crash Style Store" in Eilenburg und den "Fighting Catwalk" in Leipzig. Außerdem einen gleichnamigen Online-Versand, der das Sortiment der beiden Läden widerspiegelt.

Der Sportler verkauft seit 2009 Streetwear und Kampfsport-Bedarf. Vermutlich würde sich an dem unscheinbaren Laden im Täubchenweg niemand stören, hätte er nicht die Marke “Thor Steinar” im Sortiment. Der Dress erfreut sich wegen seiner häufig doppeldeutigen Symbolik in rechten Kreisen hoher Beliebtheit. Dem Geschäftsmann scheinen Shirts mit Namen wie “Nordmark”, “Bombenstimmung” und “Ostafrika” zu gefallen. Im Internet preist er “Thor Steinar” als sein Alleinstellungsmerkmal an. Auch das Label “Brachial” zählt zum Sortiment. Die Zwickauer Drei GmbH, die die Kleidung vertreibt, äußerte sich auf Nachfrage nicht zu dem Vorwurf, der Zwickauer Neonazi Ralf M. hätte die Marke kreiert.Die Eröffnung des “Fighting Catwalk” am 3. Dezember im Täubchenweg rief das Ladenschluss-Bündnis auf den Plan, das vor vier Jahren die erfolgreichen Proteste gegen den Thor-Steinar-Laden in der Innenstadt organisiert hatte. Die Mitstreiter des Bündnisses klärten die Eigentümerin über den politischen Hintergrund des Sortiments auf. Mit Erfolg. “Wir wurden bei der Vermietung ein wenig überrumpelt”, sagt Daniel Kaboth, Geschäftsführer von S Immo Germany. Christian P. hatte gegenüber der österreichischen Investmentgesellschaft nur von “Sportbekleidung” gesprochen.

“Alles was wir an der Stelle tun können und konnten, haben wir unternommen, weil das nicht in unserem Sinne ist”, erklärt Kaboth. Die SIAG Leipzig Wohnimmobilien GmbH, eine Tochter der S Immo AG, kündigte dem Geschäftsmann fristlos, nachdem dieser sich weigerte, die umstrittenen Klamotten aus dem Sortiment zu nehmen. Weil der aber nicht freiwillig gehen möchte, wird sich nun das Landgericht mit dem Fall befassen. “Die zuständige Kammer hat mit Verfügung vom 27. Februar das schriftliche Vorverfahren angeordnet und dem Beklagten eine Frist zur Stellungnahme von zwei Wochen gesetzt”, teilt Gerichtssprecher Stefan Oberholz mit. Bis ein Urteil gefällt ist, bleibt das Geschäft in Nachbarschaft zum Atari geöffnet.

Dieses linke Kulturprojekt war in der Vergangenheit immer wieder zur Zielscheibe von rechtsradikalen Angriffen mutiert. Zuletzt griffen am 2. September 2011 etwa zehn Unbekannte das Atari an und drangen in benachbarte Wohnhäuser ein. Sie benutzten Teleskopschlagstöcke, zündeten Leuchtspurmunition und Böller. Scheiben und Eingangstüren benachbarter Wohnhäuser wurden zerstört. Die Betreiber vermuten wohl zu Recht einen rechten Hintergrund. Die Täter wurden nicht gefasst. “Letztendlich ist es nur ‘ne Frage der Zeit, bis im Dunkeln wieder was passiert”, meinte ein Atari-Nutzer am Mittwoch, 21. März, während einer Podiumsdiskussion im 4Rooms. Ein Dreivierteljahr lang hätten Neonazis regelrecht darauf gelauert, Gäste im Schutz der Dunkelheit anzugreifen. Mittlerweile habe sich die Situation entspannt. Die Angst vor neuen Angriffen aber bleibt.

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