Der Ökolöwe fordert ein ordentliches Planverfahren und Öffentlichkeitsbeteiligung. Was ist los am Elsterhochflutbett? Schotterstrecken sorgen seit ein paar Wochen für Irritationen bei Deichspaziergängern und Radfahrern. Was wird da gebaut? Und warum jetzt? - Die L-IZ sprach mit dem zuständigen Betriebsleiter der Landestalsperrenverwaltung (LTV) Sachsen Axel Bobbe.

Der bestätigte, dass es hier um die Deiche geht, die beim großen Juni-Hochwasser stärker belastet wurden, als es beim Bau dieser Deiche vorgesehen war. Darauf hatte schon Umweltminister Frank Kupfer in seiner Antwort an die Grünen-Abgeordnete Gisela Kallenbach hingewiesen. Über längere Zeit stand das Hochwasser im Freibord-Bereich des Deiches, jenem Teil also über der ursprünglich geplanten Hochwassermarke und unter der Deichkrone. Im Ergebnis, so Axel Bobbe, zeigten sich bei der Inspektion der Deiche nach der Flut Längsrisse in den Deichen bis zur Basis. Eigentlich, so bestätigt er, müssten Teile der Deiche nun neu gebaut werden.

“Aber dazu fehlt uns die Zeit”, so Bobbe. Denn ein Hochwasser wie im Juni 2013 mag zwar nur aller 150 Jahre kommen (was ja keineswegs so sicher ist). Aber das Elsterhochflutbett wird in der Regel auch bei kleineren Hochwassern schon geflutet. In der Vergangenheit führte das stets dazu, dass die Brückenstraße für mehrere Tage oder gar Wochen wegen Überflutung gesperrt werden musste. Das ist seit Freigabe der Brücke über das Hochflutbett knapp vor der Juni-Flut nun nicht mehr nötig. Was aber nichts daran ändert, dass das Hochflutbett trotzdem bei kleineren Hochwassern geflutet wird.”Ziemlich sicher ist immer das so genannte Leipziger Weihnachtshochwasser”, sagt Bobbe. “Und dann gibt es meistens noch aufs Frühjahr hin ein kleineres Hochwasser.” An ein Abtragen und Erneuern einzelner Deichabschnitte ist da nicht zu denken. Also hat sich die LTV entschieden, in beide Deiche am Hochflutbett Kerndichtungen einzubringen.

“Welche das sein werden, das ist noch nicht entschieden”, sagt Bobbe. “Die Ausschreibungen sind gerade raus.” Möglich wären Stahlspundwände, wie sie auch am Wasserwerk Canitz an der Mulde eingebracht wurden, oder eine Kernverdichtung mit Beton. Die Lösung mit Stahlspundwänden könnte aufgrund der hohen Stahlpreise sehr teuer werden. Aber welche Angebote eingegangen sind und welches dann umgesetzt wird, werde sich wohl Anfang November erst entscheiden, so Bobbe. Wichtig sei, dass man sofort losbauen könne. Bis zum Jahresende sollen die Deichverstärkungen fertig sein.Diese sollen freilich nicht bis ins Grundwasser reichen, so Bobbe, auch nicht an der natürlichen Sickerstelle auf der linken Deichseite bei Kleinzschocher. “Keine utopisch langen Spundwände”, betont er. Wichtig sei, dass auf beiden Deichen auf der vollen Länge von fünf Kilometern eine einheitliche Dichtung durchgezogen werden kann, die die Deiche stabilisiert. Dazu seien die Baustraßen hinter den Deichen angelegt worden. Möglicher Frosteinbruch, sagt Bobbe, sei kein Problem. “Wir können auch bis minus 10 Grad Celsius arbeiten.”

Die robusten Baustraßen brauche man natürlich, um mit schwerem Gerät an die Deiche heranzukommen. Eine Aus- oder Neubaumaßnahme sei das nicht, sondern eine dringend notwendige Deicherhaltungsmaßnahme. Deswegen verstehe er auch die Frage nach einem Planverfahren nicht. Auch nicht in Bezug auf die Deichverteidigungswege, die es künftig geben wird. Das, was jetzt zu sehen sei, seien wirklich nur die Baustraßen.

Im Frühjahr, Sommer 2014 werde man auch dazu kommen, an ihrer Stelle ordentliche Deichverteidigungswege anzulegen. “Und Deichverteidigungswege gehören nach dem neuen sächsischen Wassergesetz nun einmal zum Deich”, sagt Axel Bobbe, “mal ganz abgesehen davon, dass der OBM in einem sehr deutlichen Schreiben an uns den Wunsch nach der Anlage von Deichverteidigungswegen hinter beiden Deichen am Hochflutbett geäußert hat.”

Im Gebiet der Lehmlache Lauer greift der neue Deichverteidigungsweg zwar ins europäische FFH-Gebiet ein. “Aber wir sind da in einer umfangreichen Abstimmung mit dem Amt für Umweltschutz”, betont der LTV-Verantwortliche. Es wurden umfangreiche Naturschutzfragen geklärt und Kartierungen vorgenommen.

Die neuen Deichverteidigungswege würden auch nicht so aussehen wie jetzt die Baustraßen. “Um Himmels willen”, sagt Bobbe. Aber man sei auch da noch in den Überlegungen. Möglich wäre die Variante befahrbarer Schotterrasen oder eine Pflasterung der Fahrspuren.

“Und die Wegebeziehungen, wie sie vor den Baumaßnahmen bestanden, werden wir auch wieder herstellen”, so Axel Bobbe. Einen neuen Radweg freilich – so wie an der Neuen Luppe – wird es hier nicht geben.

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