Die eingefleischten Islamhasser wird das Konzept ebenso wenig berühren, wie jene, die ihren einfachen Antworten glauben wollen. Dialog bedarf eines Interesses beider Seiten und statt gefährlichem Halbwissen ein gewisses Maß an Respekt und Gelegenheit, offene Fragen zu besprechen. Von den vor allem im Netz stattfindenden Mobilisierungsversuchen der NPD gegen den Moscheebau der Ahmadiyya-Gemeinde haben sich die Initiatoren der "Dialoge für Gohlis" längst abgewandt, hin zu einer neuen Art des Gespräches. Heute waren sie das erste Mal persönlich im Stadtteil unterwegs und haben eine Themen-Webseite eingerichtet.

Dass ein Dialog nicht einfach sein muss wissen sie. Dass sie gute Argumente haben auch. Am Morgen des 1. Februar machten sich etwa 25 Aktive auf, um mittels Flugblätter und der Kraft des gesprochenen Wortes die Gohliser über den aktuellen Stand des Bauvorhabens der Ahmadiyya-Gemeinde, aber auch grundlegende Fragen des religiösen Zusammenlebens in Leipzig zu informieren. Natürlich auch um Fragen zu beantworten, die sich auf die Art des Baus beziehen. Und sich selbst vorzustellen, um zu weiteren Gesprächen einzuladen.

Marina Friedrich, Gründungsmitglied der Initiative zum Vorhaben: “Dialoge für Gohlis stellt sich gerade den Unsicherheiten und offenen Fragen in der Bevölkerung zur Gemeinde, dem Bauprojekt und der Religionspraxis der Ahmadiyyas im Islam.” Angedockt ist die Initiative dabei an den im Stadtteil bestens bekannten “Bürgerverein Gohlis e.V.”, welcher bereits seit Jahren im Stadtgebiet tätig ist.

Abbau von Vorurteilen durch Aufklärung, interreligiösen und interkulturellen Dialog sowie Vermittlung persönlicher Kontakte zwischen den Gohlisern und der Ahmadiyya-Gemeinde sei das vordringliche Ziel. Die teils aggressiv geführten Auseinandersetzungen zum Bauvorhaben sehen sie dabei als den klar falschen Weg. Im Angesicht der bis heute andauernden Hasstiraden der deutschlandweit organisierten Moscheebaugegner mit tatkräftiger Unterstützung der NPD im vorgeblichen “Gohliser Bündnis” gegen den Leipziger Bau keine kleine Aufgabe.

Wem die “Gohliser Dialoge” überhaupt nicht schmecken könnten, ist dabei seit heute klar. In einer heutigen Mitteilung ließ der NPD-Landtagsabgeordnete und geborene Nordrhein-Westfale Jürgen Gansel auch in dieser Beziehung endgültig die Hüllen fallen und erklärte für die auch gegen den Moscheebau gerichtete Demonstration am Montag, den 3. Februar in Schönefeld: “Das Bündnis ‘Leipzig steht auf’ gibt bekannt, daß wir unter dem Motto “Leipzig steht auf – gegen Minderheiten-Politik im Rathaus” eine Kundgebung für den 3. Februar 2014 angemeldet haben.” (Rechtschreibfehler wie im Original).

Mit dieser Pressemitteilung spricht ein führendes NPD-Mitglied in Sachsen erstmals auch offiziell im Namen der Moscheebau- und Asylgegner, welche sich im Vorfeld hinter verschiedenen Namen verbargen. Während so abschließend klar sein dürfte, mit wem sich “besorgte Bürger” am Montag da gemeinsam auf die Löbauer Straße stellen werden, haben die Initiatoren der “Dialoge für Gohlis” noch einen langen Weg vor sich.

Die Initiative besteht dabei selbst aus bekannten Leipzigern und Mitgliedern der Ahmadiyya-Gemeinde selbst. Mit dabei unter Anderem Said Arif, Imam der Berliner Moschee, Cornelia Falken, Frank Franke, Marina Friedrich, Florian Illerhaus, Skadi Jennicke, Jürgen Kasek, Bürgerveinsvorsitzender Gerd Klenk, Stefan Kurzawski, Johannes Lehnert, Martin Linke, Martina Lück, Holger Mann, Martin Meissner, Juliane Nagel, Dr. Miquel Ruiz, Michael Wagner und Sven Windisch.

Mit regelmäßigen Informationen über das Projekt wollen sie alle gemeinsam zur Transparenz und Akzeptanz des Bauverfahrens beitragen. Dazu werden in den kommenden Wochen Veranstaltungen organisiert, welche den direkten Dialog befördern sollen. Weitere Aktive sind jederzeit willkommen.

“Dialoge für Gohlis” und Kontakt findet man im Netz unter

www.dialoge-fuer-gohlis.de

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