"Was auch mal ganz interessant wäre: Wird es mal wieder eine Absperrung am Elsterwehr geben, so dass Boote vom Wehr ferngehalten werden", fragte ein "permanenter Radfahrer" die L-IZ. "Nach dem tödlichen Unfall am Wehr hatte man ja irgendwann mal erst ein langes Stahlseil vor dem Wehr übers Wasser gespannt, später dieses noch mit herabhängenden Absperrungen ergänzt."

“Mit der Flut im letzten Jahr ist die Absperrung verschwunden, damals war zu lesen, dass sie im Wehr selbst stecken würde und man sie später bergen müsste. Zumindest ist keine neue Absperrung bis heute zu sehen. Hoffentlich nicht nach dem Motto, je länger der Unfall her ist, desto weniger erinnern sich die Leute daran”, so seine Frage am 30. Juni.

Die Grünen-Fraktion macht sich um das Sicherungsseil schön länger Sorgen. Am 5. Juni hatte sie einige Fragen für die Verwaltung formuliert, die dann in der Ratsversammlung am 18. Juni auch kurz beantwortet wurden.

“Die Saison lockt mit dem sommerlichen Wetter zahlreiche Wassersportler auf die Leipziger Fließgewässer. Tagtäglich sind auch am Palmgartenwehr Boote unterwegs”, stellten die Grünen fest. “Seitdem im April 2008 bei einem tragischen Unglück ein Boot mit Kindern aus Dessau während einer Regatta vom Kurs abgekommen und das Wehr hinabgestürzt war, ist diese Stelle zumindest bei den Einheimischen eine bekannte Gefahrenstelle. Damals ist ein zwölfjähriger Junge tödlich verunglückt, ein weiterer Junge ist seither schwerbehindert.”Und weiter in der Anfrage: “Das danach wieder angebrachte Warnkugelseil über die Breite des Wehres, zusätzlich versehen mit Rettungsschaukeln, wurde mit der Hochwasserströmung im Juni 2013 (vor einem Jahr!) abgerissen. Seitdem fehlt es an der ggf. Leben rettenden Möglichkeit, sich im Notfall vor dem Wehr mit den gefährlichen Strudeln in Sicherheit zu bringen.

Wassertouristen und Ortsunkundige haben kaum eine Chance, die Gefahr zu erkennen. Dies erscheint doch als grobe Nachlässigkeit der zuständigen Behörden.”

Die Antworten waren dann ziemlich ernüchternd. Die alte Rettungsanlage, die im Juni 2013 beim Hochwasser in die Walzen des Wehrs geraten war, konnte nicht gerettet werden. Dazu braucht es aber wieder Fördermittel. Die sind erst kürzlich freigegeben worden, so dass erst 2015 eine neue, verbesserte Seilanlage installiert werden kann.

Die Fragen der Grünen und die Antworten des Umweltbürgermeisters Heiko Rosenthal: 1. Wieso ist bis zum heutigen Tag das Warnkugelseil mit den Rettungsschaukeln nicht ersetzt worden? Wann wird diese Notwendigkeit wieder eingerichtet sein?

Die finanziellen Mittel (Zuwendungsbescheid von der Landesdirektion Sachsen) wurden erst im April 2014 ausgereicht. Im Weiteren musste die Statik der rudimentär vorhandenen Halterung überprüft und eine wasserrechtliche Genehmigung bei der Unteren Wasserbehörde neu beantragt werden. Das Warnkugelseil wird ab 20.06.2014 wieder neu montiert. Die Bauanzeige liegt vor, die Maßnahme wird voraussichtlich in der nächsten Woche abgeschlossen sein. Die Auftragssumme beträgt ca. 21.000 Euro.

2. Hat die Stadtverwaltung eine Warnkugelseil-Vorrichtung in Reserve bestellt oder ist dies überhaupt vorgesehen?

Für das Warnkugelseil gibt es keine Reserve. Die ab dem 20.06.2014 errichtete Anlage stellt ein Provisorium da. Dieses Provisorium wird ab 2015 durch eine Anlage mit Rettungsschaukeln ersetzt, die gegenüber dem alten System, das beim Hochwasser 2013 verloren ging, technologisch verbessert ist, so dass es kein Abflusshindernis im Hochwasserfall mehr darstellt.

3. Warum sind am Wehrbauwerk keine frontal und weithin sichtbaren Warnschilder (Achtung Lebensgefahr, mit den entsprechenden Piktogrammen) angebracht, obwohl die besondere Gefahr den Zuständigen bestens bekannt sein muss? Sind diese Warnschilder keine Vorschrift?

Auf Grund des Status als denkmalgeschützte Anlage war ein Anbringen solcher weithin sichtbarer Schilder (Piktogramme) am Palmengartenwehr selbst nicht möglich. Die Beschilderung des Wehres ist im Besonderen Aufgabe der LTV (Gewässer I. Ordnung). Ein Warnschild befindet sich an der Klingerbrücke und an den Ufern der Weißen Elster und des Elstermühlgrabens. Weiterhin existieren von der Stadt Leipzig aufgestellte Warn- und Hinweisschilder an den Gewässerufern von Elsterflutbett, Weißer Elster und Elstermühlgraben vor dem Wehrbauwerk, so dass auf die Gefahr am Palmengartenwehr für jeden sichtbar hingewiesen wird.

Nach Heiko Rosenthals Auskunft sollte zwar ab 20. Juni zumindest das Warnkugelseil wieder montiert sein. Aber auch davon ist bis jetzt weit und breit noch nichts nichts zu sehen.

Die Montage des Warnkugelseils habe sich lediglich verzögert, teilt die Stadtverwaltung auf Anfrage der L-IZ mit. Das Warnkugelseil wird Ende nächster Woche, am 11. Juli, installiert. Die zuständige Montagefirma hatte das 90-Meter-Seil bisher noch nicht vom Zulieferer erhalten.

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