Es wird gar nicht anders gehen. Die Takte der Straßenbahn Linie 14 werden verdichtet werden müssen. Dauerhaft. Und die Stadt wäre gut beraten, die Linie zu verlängern. Denn immer mehr neue Nutzungen entstehen in Lindenau. Jetzt bekommt der Ortsteil endlich auch die seit Jahren diskutierte neue Grundschule. Zwar nicht auf dem „Jahrtausendfeld“, dafür auf der anderen Seite der Gießerstraße.

Die Vorlage zum Bau dieser dringend benötigten Grundschule geht jetzt in den Stadtrat. Kurz komprimiert lautet das Vorhaben so: „Die Stadt Leipzig beabsichtigt in Lindenau am Standort Gießerstraße 4, 04177 Leipzig zwischen Taschenkaufhaus und Karl-Heine-Kanal eine dringend für dieses Schuleinzugsgebiet benötigte 4-zügige Grundschule mit Zweifeldsporthalle und den dafür erforderlichen Freianlagen (Pausenhof, Hort- und Sportflächen) für 504 Schüler/innen (16 Klassen à 28 Schüler/innen + 2 DAZ-Klassen à 28 Schüler/innen) zu errichten. Der Neubau ist energetisch hochwertig als Passivhaus geplant.“

Das Taschenkaufhaus steht gleich vorn an der Ecke Karl-Heine-Straße/Gießerstraße. Dahinter befindet sich, wenn man Richtung Kanal geht, noch eine Brache, auf der die neue Grundschule jetzt auf einem rund 12.000 Quadratmeter großen Grundstück entstehen soll. Zurzeit quert noch ein Geh-/Radweg das Grundstück. Der soll verlegt werden – und zwar an eine durchaus attraktive Stelle – nämlich direkt an den Kanal. Um das Thema sollen sich parallel das ASW und das Verkehrs- und Tiefbauamt kümmern, die auch den Neubau der Gießerstraße in diesem Teilbereich übernehmen sollen, denn die befindet sich hier noch in einem recht rustikalen Zustand.

„Derzeit besteht für das Schuleinzugsgebiet Altwest/Südwest dringender Bedarf an einer Grundschule. Mit der Errichtung eines weiteren Grundschulstandortes in der Gießerstraße können die Kapazitäten der Stadt Leipzig erweitert und gesichert werde“, heißt es in der Vorlage. Was übrigens auch schon 2015 galt, als der Stadtrat den Planungsbeschluss fasste. Tatsächlich wird seit fast einem Jahrzehnt über den Schulstandort diskutiert. Doch die ursprünglichen Pläne der Stadt, auf dem einstigen „Jahrtausendfeld“ östlich der Gießerstraße zum Zuge zu kommen, haben sich zerschlagen. Der Besitzer des einstigen Treuhand-Grundstücks hat andere Pläne.

Schule und Sporthalle samt Außenanlagen sollen insgesamt 15,7 Millionen Euro kosten. Den Förderantrag konnte die Stadt freilich erst im Mai stellen, so dass noch offen ist, ob der Freistaat hier in voller Förderhöhe mit einsteigt.

Deutlicher noch als in bisherigen Vorlagen aber weist die Verwaltung darauf hin, wie sehr die hohe Auslastung der sächsischen Bauwirtschaft mittlerweile dazu führt, dass man auch bei solchen eher „schnellen“ Projekten mit deutlichen Preissteigerungen rechen muss: „Durch die gute konjunkturelle Lage der Bauwirtschaft ist eine jährlichen Baupreissteigerung von ca. 3 % (hier rund 500.000 €) zu erwarten. Eine verbindliche Prognose ist jedoch nicht möglich, da sehr starke saisonale Schwankungen auftreten können. Im Rahmen von Baubeschlüssen können aus der allgemeinen Baupreissteigerung entstehende Kostenerhöhungen nicht berücksichtigt werden bzw. würden Haushaltsmittel bei Nichtinanspruchnahme unnötig gebunden werden und für die Vorbereitung/Umsetzung anderer wichtiger Projekt in der Finanzplanung nicht zur Verfügung stehen.“

Mit Bomben im Untergrund rechnet man hier eher nicht. Das Gelände war jahrzehntelang Fabrikgelände. Da ist eher mit einer Kontaminierung des Bodens zu rechnen. Oder im Text der Vorlage: „Die Gefährdungsabschätzung hat einen zum Teil schadstoffbelasteten Baugrund ausgewiesen, der baubegleitend saniert werden muss. Kostensteigerungen für die Entsorgung können nicht ausgeschlossen werden.“

Wie problematisch das mit den Fördersätzen ist, betont die Vorlage ebenfalls. Denn die Stadt hatte auf deutlich höhere Förderung durch ein Förderprogramm zur Energieeinsparung gerechnet. Aber irgendwie gibt es diese Förderungen immer dann nicht, wenn sie wirklich sinnvoll sind und gebraucht werden.

Ergebnis: „Bei der mittelfristigen Finanzplanung zur Maßnahme wurde davon ausgegangen, dass eine Zuordnung der Maßnahme als energetisch innovativer Schulneubau mit einer 75 %-igen Förderung in den Teil B der Förderrichtlinie SchulInfra – FöriSIF – zuerkannt wird. Da die Stadt Leipzig keine Förderung aus diesem Programm erhalten wird (abschlägige Entscheidung zu EFRE-Fördermitteln für die Stadt Leipzig), ist nur eine Förderung über Teil A der FöriSIF zum üblichen Fördersatz von 40 % möglich.“

So viel zur Vernunft der Förderprogramme zum Klimaschutz. Bleibt die deutlich geringere Landesförderung für den Schulhausbau. Und die Hoffnung, dass bis zur geplanten Fertigstellung im Sommer 2020 nicht die Baupreise durch die Decke knallen, die Straße fertig wird und sich Stadt wie LVB dazu durchringen, die Takte der Linie 14 zu verdichten. Denn da hinten in Lindenau, da passiert eine ganze Menge. Auch das neue Naturkundemuseum wird dann fertig.

Und wenn das Ordnungsamt der Stadt jetzt schon vor absehbaren Parkplatzproblemen beim Spinnerei-Herbstrundgang am Samstag, 16. September, und Sonntag, 17. September, jeweils von 11 bis 18 Uhr warnt, dann ist das ein deutliches Zeichen, dass man hier den nötigen Ausbau des ÖPNV vertrödelt hat und so langsam handeln muss.

Die Vorlage zur Grundschule Lindenau.

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