Man merkt in Leutzsch und Lindenau sehr wohl, dass sich beide Ortsteile in den letzten Jahren gefüllt haben. Die CDU merkte es am Autoaufkommen und forderte deshalb – erfolglos – neue städtische Stellplatzangebote. Die Bewohner merken es an gefährlich zugeparkten Straßen wie am Ostende der William-Zipperer-Straße. Aber auch in der Mitte der William-Zipperer-Straße ist es gefährlich. Gerade dann, wenn die Kinder zur Schule müssen.

Kurz vor der Prießnitzstraße gibt es hier eine Fußgängerinsel. Alles ordentlich ausgebaut, ausgemalt und beschildert. Beidseitig herrscht Park- und Halteverbot, sonst macht die Insel ja keinen Sinn. Aber was der Stadtbezirksbeirat hier von betroffenen Eltern erfuhr, erinnert leider wieder an das übliche Spiel in Leipzig: Autobesitzer parken ihr Fahrzeug gedankenlos trotzdem in diesem Abschnitt und sorgen damit dafür, dass die Kinder keine Übersicht über herankommende Fahrzeuge haben. Und der Stadtordnungsdienst reagiert auf entsprechende Anfragen des Stadtbezirksbeirates mit faulen Ausreden – die man leider auch zur Genüge kennt.

Eltern, die täglich den empfohlenen Schulweg über die Fußgängerinsel in Höhe der Prießnitzstraße auf der William-Zipperer-Straße mit ihren Kindern nehmen, hatten sich mit dem Problem logischerweise direkt an den Stadtbezirksbeirat Leipzig-Altwest gewandt.

„Jeden Morgen ist die Stelle, an der über hundert Schulkinder die Straße queren sollen, zugeparkt. Die Kinder müssen sich durch die Autos schlängeln bevor sie etwas sehen können. Dies ist kreuzgefährlich! Deswegen setzt sich der SBB Altwest dafür ein, dass an besagtem Überweg ein Zebrastreifen angelegt wird“, erklärt Volker Holzendorf, Stadtbezirksbeirat aus Altlindenau, die Situation. Entsprechende Fotos belegen dies. Die Autos stehen meist noch in der Hauptankunftszeit der Schulkinder um 7:30 Uhr ordnungswidrig an der Fußgängerquerung.

Auf Nachfrage von Holzendorf erklärte dann das Ordnungsamt, dass eine Kontrolle nicht möglich sei, da der Dienstbeginn der Mitarbeiter*innen des Ordnungsamtes und der Unterrichtsbeginn der 172. Schule sich nicht überschnitten.

Auf Initiative von Bündnis 90/Die Grünen im Stadtbezirksbeirat (SBB) Altwest hat sich der SBB in seiner Mai-Sitzung deshalb für die Einrichtung von Zebrastreifen auf der William-Zipperer-Straße im Umfeld der „Schule am Leutzscher Holz“, der ehemaligen 172. Schule in der Prießnitzstraße an der Stadtteilgrenze von Alt-Lindenau und Leutzsch, ausgesprochen.

„Ein weiteres Problem besteht durch die Eck-Bäckerei ‚Brötchendealer‘, die um 07:00 Uhr öffnet“, heißt es im Antrag des Stadtbezirksbeirats. „Sobald Anwohner die Kreuzung räumen, übernehmen Kunden (oft Handwerker mit Kleintransportern) den freien Platz an der östlichen Seite der Verkehrsinsel, um ‚nur mal kurz‘ ein Brötchen zu holen. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis einem Schulkind etwas Ernsthafteres zustößt. Vorrausschauende Verkehrsplanung agiert wie in Schweden präventiv und nicht wie in Deutschland üblich erst nachdem sich ein Unfall ereignet hat.“

Dass es an der Kreuzung zur Prießnitzstraße immer wieder zu brisanten Situationen kommt, hat auch damit zu tun, dass viele Eltern ihre Kinder mit dem Auto zur Schule bringen. Und die Schule ist gut besucht – mit der Bevölkerungszahl ist auch die Kinderzahl hier deutlich gestiegen. Die „Schule am Leutzscher Holz“ wird derzeit von 407 Schülern besucht. Nach der Schulnetzplanung erhält sie zum Schuljahr 2018/19 und 2019/2020 fünf neue Eingangsklassen, während gleichzeitig nur vier 4. Klassen die Schule verlassen.

„Im Schuljahr 2020/21 wird voraussichtlich die volle Fünfzügigkeit erreicht. Damit erhöht sich das Schüleraufkommen gerade der jüngeren unerfahrenen Schüler enorm. Diese brauchen sichere Zuwegungen. Dafür ist es aus Sicht des SBB Alt-West notwendig, auch an der Prießnitzstraße eine sichere Zuwegung seitens der Stadtverwaltung zu Verfügung zu stellen“, heißt es im Antrag. Den man auch als wirksame Maßnahme gegen die sogenannten „Elterntaxis“ sieht, „die bereits jetzt ein Problem an der ‚Schule am Leutzscher Holz‘ darstellen. Dies wurde im Rahmen eines Schulprojektes in diesem Schuljahr seitens der Schüler*innen der ‚Schule am Leutzscher Holz‘ diskutiert.“

Die in Leipzig tief verwurzelte Mentalität der Autofahrer sorgt also hier gleich für mehrere Gefahrenpunkte.

Für Holzendorf wird es deswegen grundsätzlich, was das Ahnden von offensichtlichen Parkverstößen angeht: „Regeln, die sich demokratische Gesellschaften geben, müssen von den Dienstleistern des demokratischen Systems, der Verwaltung und hier des Ordnungsamtes selbstverständlich umgesetzt werden. Deswegen ist es unverständlich, dass sich das Ordnungsamt Leipzig aus der Verantwortung stiehlt und mit Dienstplänen, die nicht kompatibel zu dem Beginn von Unterrichtszeiten sind, argumentiert, um sein Nichtstun zu begründen.“

Ein bisschen Prüfen wird an der William-Zipperer-Straße nicht reichen

Ein bisschen Prüfen wird an der William-Zipperer-Straße nicht reichen

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Es gibt 3 Kommentare

@Ellen: Danke, ich weiß. Aber was soll man von dieser Aussage sonst halten? Die meisten Falschparkerfälle in Wohngebieten fallen in diese Zeit!

@Mathias 1
Nicht zu sicher sein ^^
Die Polizei kann auch ‘Strafzettel’ für Falschparker verteilen. Und wenn der Stadtordnungsdienst die Polizeiaufgaben übernimmt, arme Falschparker.

Zitat: “Auf Nachfrage von Holzendorf erklärte dann das Ordnungsamt, dass eine Kontrolle nicht möglich sei, da der Dienstbeginn der Mitarbeiter*innen des Ordnungsamtes und der Unterrichtsbeginn der 172. Schule sich nicht überschnitten.”
Heißt also: Außerhalb der Dienstzeit des Ordnungsamts kann ich parken wie ich will. Geil! Könnt Ihr mal die Zeiten veröffentlichen?

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