Natürlich kann die Stadt nicht zu jedem Bauprojekt, das gerade fertig geworden ist, zu einem Pressetermin und Schampus und Banddurchschnitt einladen. Aber jeder Leipziger wünscht sich eigentlich, dass es irgendwo im Kosmos der Stadt eine Seite gäbe, auf der jederzeit aktuell nachlesbar wäre, was gerade gebaut wird, was demnächst kommt und was fertig ist. So wie der nicht ganz unwichtige Peterssteg. Radfahrer auf dem Elsterradweg wissen, was da zwei Jahre lang für Kurven sorgte.

2016 beschloss die Stadt endlich, diesen 1878/79 gebauten Steg, der später noch mehrfach umgebaut und verbreitert wurde, zu erneuern. Schon seit 2009 schrillten alle Alarmglocken im zuständigen Verkehrs- und Tiefbauamt (VTA): Die Brücke war hochgradig sanierungsreif. 2016 mussten die Leipziger Brückenprüfer schon halbjährlich ran, die Standfestigkeit der Restbrücke zu untersuchen, denn seit Jahren war die einst 18 Meter breite Brücke vorsichtshalber deutlich eingeengt. Ein Erlebnis war sie sowieso nicht mehr. Schiffegucken war praktisch unmöglich.

Deswegen ging es 2016 dann auch recht schnell, wurden im VTA auch die benötigten 1,1 Millionen Euro bereitgestellt, die Leipziger Stadtbetriebe takteten die Neuverlegung der Kabel und Leitungen unter der Brücke ein. Und damit der Rad- und Fußverkehr trotzdem noch über den Elstermühlgraben kam, wurde eine Behelfsbrücke gebaut.

Wer im August 2017 diese Ersatzbrücke nutzte, konnte schon den fertigen Stahlunterbau für die neue Brücke bewundern und sich auf einen voraussichtlichen Fertigstellungstermin Ende 2017 freuen.

Die Ostseite des neuen Petersstegs. Foto: Ralf Julke
Die Ostseite des neuen Petersstegs. Foto: Ralf Julke

Aber daraus wurde nichts. Im Frühjahr 2018 war die Brücke zwar fast fertig. Die Ersatzbrücke war schon zurückgebaut. Das freudige Warten auf die Brückeneröffnung aber wurde wieder ausgebremst – ganz nachrichtslos übrigens aus dem VTA. Leipzigs Kommunikationsabteilung vermeldet zwar allerlei Unsinn auf der Homepage der Stadt, aber das, was die Leipziger wirklich interessiert, geht dort unter oder taucht gar nicht mehr auf. Leipzig.de ist eine Art Boulevardzeitung für Fest-Hopper geworden, eigentlich für die Informationsseite einer Großstadt wie Leipzig nicht mehr ernst zu nehmen.

Und so erfuhren es die Radfahrerinnen und Radfahrer, die auf dieser wichtigen Strecke im Leipziger Radhauptnetz unterwegs waren, im Frühjahr dann durch kesse Umleitungsschilder, dass die Route nun überhaupt nicht mehr nutzbar war und sie bitteschön eine Umleitung über das Palmgartenwehr und die Klingerhainbrücke zu nehmen hatten.

Was dann an der Bettelampel am Klingerhain zu regelmäßigen Kuddelmuddeln der sich begegnenden Ströme aus Fußgängern und Radfahrern führte und die Radelnden daran erinnerte, dass die Stadt gerade an diesen stark von Radfahrern frequentierten Überwegen eine mehr als boshafte Bettelregelung gefunden hat. Es erschließt sich beim besten Willen nicht, warum Radfahrer und Fußgänger an den beiden Bedarfsampeln nicht automatisch grünes Licht bekommen, wenn die dazu eingeplante Phase dran ist.

Eine der Sitzbänke am Peterssteg. Foto: Ralf Julke
Eine der Sitzbänke am Peterssteg. Foto: Ralf Julke

Was dann noch eine Spur lustiger wurde, als die Bauarbeiten an der Plagwitzer Brücke begannen und sich jetzt auch die Radfahrer und Fußgänger, die über die teilgesperrte Plagwitzer Brücke wollten, in diesen Knoten hineindrängten.

Das war bis zum vergangenen Wochenende noch so. Der Hauptgrund dafür, dass der fast fertige Peterssteg komplett gesperrt wurde, war übrigens der Wegebau. Denn im Zuge des Brückenbaus wurden auch die Wege vor und hinter der Brücke mit einem neuen Belag versehen, der natürlich nicht gleich wieder zerfahren werden sollte.

Wer innerhalb der Woche hier entlangkam, wird bestimmt gemerkt haben, wann die Bauarbeiter die Absperrbaken und Umleitungsschilder entfernten. Am heutigen Samstag, 4. August, jedenfalls war der Steg wieder frei – und natürlich viel schöner als der Vorgängerbau.

Die Planer haben nicht zu viel versprochen. Nicht nur führt er jetzt wieder in voller 9-Meter-Breite mit Holzbohlen über den Elstermühlgraben, auch die versprochene Einfahrtbeleuchtung in den Elstermühlgraben wurde gebaut. Und für ganz Gemütliche gibt es jetzt sogar auf jeder Seite eine Bank direkt an der Brücke, von der aus man dem Ein- und Ausfahren der Boote zuschauen kann.

Man kann beinah vergessen, wie lange es brauchte, um die Brücke endlich bauen zu können. Immerhin sollte sie ja schon mal von April bis Oktober 2010 gebaut werden.

Die aktuellen Maße:

Die neue nutzbare, lichte Breite beträgt 9,20 m und entspricht der historischen Wegbreite der Parkanlage. Das Wegenetz ist als kombiniertes Fußweg-Radweg-Netz ausgebildet und besteht aus ungebundenen Splitt-/ Schotterdecken.

Der neue Überbau besteht aus vier Stahlträgern, die als Durchlaufträger fungieren. Die Brücke ist mit einer Flächen-Verkehrslast von 5,00 KN/m² bemessen. Ein unkontrolliertes Befahren mit Kraftfahrzeugen wird durch Poller verhindert. Ein Lichtraumprofil von 1,90 m x 6,00 m ermöglicht das Durchfahren von Booten.  Die Brücke hat einen offenen Belag aus Eichenbohlen. Die maximale Neigung der Geh-/Radbahn beträgt in beiden Richtungen 6 %. Dies entspricht einer behindertengerechten Konstruktion.

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