Radwege im Leipzig sind oft genug eine Zumutung. Auch dort, wo man versuchen könnte, dem Hauptstraßennetz auszuweichen und über Radwege durch die Aue dem motorisierten Verkehr zu entkommen. Das betrifft auch wichtige Abschnitte im Hauptnetz Rad wie den Elsterradweg zwischen Schleußiger Weg und Teilungswehr Großzschocher, wo die Stadt sich nun seit Jahren schwertut, eine asphaltierte Wegdecke zu schaffen, obwohl diese Route von tausenden Radfahren genutzt wird.

Im Februar forderte der ADFC Leipzig die Stadt auf, den Elsterradweg am Elsterflutbett endlich zu asphaltieren.

„Trotz eindeutiger Stadtratsbeschlüsse wird die dringend benötigte Asphaltierung des Elsterradwegs zwischen Schleußiger Weg und Teilungswehr Großzschocher erneut blockiert. Einmal mehr leiden Radfahrende unter unzumutbaren Zuständen, während Naturschutz-Argumente leider oft als Vorwand genutzt werden, den Ausbau zu verzögern. Wir vom ADFC Leipzig sagen ganz klar: Naturschutz und sichere, gut befahrbare Radwege müssen kein Widerspruch sein!“, erklärte der ADFC Leipzig und nahm gleichzeitig all die Argumente der Verwaltung auseinander, mit denen sie die vom Stadtrat beschlossene Asphaltierung immer wieder verzögert hat.

Die SPD-Fraktion im Leipziger Stadtrat hatte das schon in den Haushaltsverhandlungen für den Doppelhaushalt 2025/2026 zum Anlass genommen, die eigentlich längst beschlossene Asphaltierung finanziell im Doppelhaushalt abzusichern. Doch dieser Haushaltsantrag wurde dann am12. März von der Ratsmehrheit abgelehnt.

„Attraktive Radwege werden schon jetzt von vielen Leipzigerinnen und Leipzigern genutzt. Damit die Verkehrswende gelingt, wollen wir die Sanierung von Radwegen auch in den nächsten Jahren voranbringen und ein ganzjährig nutzbares Hauptnetz Rad schaffen“, erklärt dazu Marius Wittwer, Stadtrat der SPD-Fraktion.

„Die Asphaltierung auf einigen Hauptradrouten durch den Auwald befürworten wir, damit Radfahrende sicher und komfortabel unterwegs sein können. Bitumenschichten halten länger und bieten außerdem auch ökologische Vorteile und schützen den Auwald. Sie verringern Staub bzw. Matsch und sind durch farbliche Splitt-Beschichtungen optisch unauffällig.

Wir brauchen ca. 10 bis 15 Kilometer Bitumenbelag, um als Lückenschluss ein ganzes Radwegesystem ganzjährig nutzbar zu machen. Damit wird auch eine Lenkungswirkung im Auwald möglich. Heißt, es fährt dann nicht mehr jeder überall lang und benutzt Wege, die eigentlich nicht benutzt werden sollten.“

Erst das Gutachten

Aber das Amt für Stadtgrün und Gewässer hatte den SPD-Haushaltsantrag schon vorher abgelehnt und betont, dass man erst noch ein Gutachten in Auftrag gegeben habe, ob die 150 Bäume an diesem Wegabschnitt durch eine Asphaltierung gefährdet sein könnten: „Als Grundlage für die Änderung der Planung ist ein Fachgutachten über die Auswirkungen einer Wegedecke aus Asphalt auf den vorhandenen Baumbestand, eine Lindenreihe mit ca. 150 Bäumen, und deren langfristige Vitalität erforderlich. Erst wenn dieses Gutachten vorliegt, kann entschieden werden, ob eine Asphaltierung bei gleichzeitigem langfristigen Erhalt der Bäume möglich ist.

Über das Ergebnis des Gutachtens wird in 2025 informiert und weitere Schritte für eine zeitnahe Umsetzung vorgeschlagen. Die für die bauliche Umsetzung erforderlichen Finanzmittel werden für den Doppelhaushalt 2027/2028 angemeldet.“

Also noch einmal zwei Jahre warten, obwohl man jetzt schon seit Jahren um dieses Stück Elsterradweg herumtänzelt. Und der Weg schon seit ebenso vielen Jahren regelrecht abgefahren ist.

„Wie auch der ADFC fordern wir endlich die Sanierung des Elsterradweges. Der Radweg ist im Abschnitt zwischen Teilungswehr Großzschocher und Schleußiger Weg in einem schlechten Zustand. Ein unebener Schotterbelag mit vielen spitzen Steinen rütteln die Radfahrenden regelmäßig durch. In den Sommermonaten bildet sich regelmäßig Staub“, betont Wittwer.

„Der Radweg ist eine hochfrequentierte Radwegeverbindung zwischen Leipziger Innenstadt und dem Neuseenland. Insbesondere in der Badesaison wird er täglich von sehr vielen Menschen Richtung Cospudener See genutzt. Derzeit wird ein Fachgutachten über die Auswirkungen einer Wegedecke aus Asphalt auf den vorhandenen Baumbestand entlang des Elsterradweges erstellt. Das Ergebnis des Gutachtens wird für dieses Jahr erwartet. Die Planung und die bauliche Umsetzung sollten unserer Meinung nach zeitlich nicht erst 2027/28 eingeordnet werden. Leider hat der Stadtrat die von der SPD-Fraktion beantragten Mittel für den Doppelhaushalt 2025/26 abgelehnt.“

Auch der SPD-Antrag hätte die Asphaltierung des Radweges erst im Jahr 2026 gesehen, weil auch so eine Maßnahme ja geplant und ausgeschrieben werden muss. Größenordnung etwa 340.000 Euro – es sei denn, es gibt mit dem neuen Gutachten neue Erkenntnisse zum Bau des Radweges.

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Es gibt 7 Kommentare

fra, gewiss! Das war eine zugespitzte Aussage.
Diese bezog sich auf die Meinung, dieses Geld würde man den Bäumen vor die Füße werfen.
Und Radwege sind in den letzten Jahrzehnten ja wohl eindeutig zu kurz gekommen.

Man rechne einmal zusammen, was man im Jahr für Straßen des motorisierten Verkehrs ausgibt. Und stelle dann diesen Radweg dagegen.

Es handelt sich vor allem um Steuergeld. Da bin ich der Meinung, neben sinnvollem! steuerndem Verhalten sollte auch eine gewisse Ausgabegerechtigkeit an den Tag gelegt werden, da mit Steuern ja viele im Staat unterstützt werden sollen.
Nur, weil man mit Autofahrten “Geld verdient “(und der Staat einen kleinen Teil davon abbekommt), ist es deswegen nicht gut, und müsste alles dafür tun, möglichst große und breite Magistralen zu erschaffen!
Sinn und Unsinn – vor allem Nachhaltigkeit – sollte man im Blick behalten.

@Christian
“Konsequenterweise sollte man die Infrastrukturmittel für Straßen solange kürzen und dafür verwenden, bis das Radwegenetz einen ähnlich guten Ausbaustand erreicht.”
Ihnen ist die unterschiedlichen Bedeutungen von Straßen und Radwegen bekannt?

@christian
Für 100.000 Euro bekommst du nicht mal 1km Deckensanierung. Mit grundhaftem Ausbau musst du heute mindestens 1 Mio. Euro/km einplanen. Je nach Straßenbreite und Gestaltung bist du bei einer Hauptnetzstraße in bebautem Gebiet bei ca. 10 Mio. Euro/km.
340.000 Euro für den Abschnitt des Elsterradweges ist Pillepalle. Der Weg wird dann 20 Jahre lang keine weiteren Kosten verursachen – und wahrscheinlich werden es sogar 30 Jahre bis das nächste Mal jemand die Deckschicht erneuert.

@cx
Sicher sind 300.000 Euro viel Geld.

* Aber für einen Hauptweg des Radnetzes wirft man hier niemandem Geld vor die Füße.
* Es gibt viele Stellen im Radwegenetz, die Nachholbedarf haben. Das hier ist auch eine wichtige.
* Autostraßen beginnen ca. bei 100.000 Euro pro Kilometer. Hier sind für 10-15km 300.000 Euro geplant. Das ist also nachhaltige und “günstige” Infrastruktur.

Konsequenterweise sollte man die Infrastrukturmittel für Straßen solange kürzen und dafür verwenden, bis das Radwegenetz einen ähnlich guten Ausbaustand erreicht.

Ansonsten gebe ich Rudi recht: Die Diskussion um Asphalt ist an Lächerlichkeit und Dummheit nicht mehr zu überbieten.

“Der Radweg ist eine hochfrequentierte Radwegeverbindung zwischen Leipziger Innenstadt und dem Neuseenland…340.000 Euro…”

Ich hab gestern mittag mal spaßeshalber die Menschen gezählt, innerhalb einer VIertelstunde kamen je 5 Radfahrende, Spazierengehende und Joggende vorbei.
Das entspricht meiner sonstigen Wahrnehmung dort – aber wochenends bei Sommerwetter ist es dort so voll, daß selbst Radfahren keinen Sinn macht.

Warum also 300.000€ dort den Bäumen auf die Füße werfen? Hat man keine wichtigeren Radwege, die es wirklich nötig hätten, (neu) asphaltiert zu werden, oder erstmal gebaut zu werden?

Ob der Weg nun sandgeschlämmt wird oder asphaltiert, ändert am Schutz eines Landschaftsschutzgebietes gar nichts. Geschützt ist die Landschaftseinheit. Der Weg ist da und wird auch nicht breiter. Anders wäre es, wenn dort eine Eigenheimsiedlung oder Autobahntrasse errichtet würde, denn das würde die Landschaft stark verändern. Der Bestandsweg ist übrigens ein künstlicher Weg mit extrem hoher Verdichtung, denn es ist ein Deich. Der Eiertanz um die Bäume erschließt sich aus fachlicher Sicht nicht. Hier scheint es eher die generelle Ablehnung von Asphalt im ASG zu sein – weil das haben wir als ASG schon immer abgelehnt.

Ich frage mich, warum die SPD sich nicht einmal für nachhaltige Lösungen C2C zertifiziert stark macht.

Weiterhin frage ich mich mit welcher Lebensdauer eine Asphaltierung im Landschafsschutzgebiert gerechnet wird.?

Aber Offenheit für neue Lösungen war schon immer ein SPD Problem.

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