Eigentlich sollte das kleine, 85 Meter lange Teilstück des Elstermühlgrabens zwischen Lessingstraße und Thomasiusstraße in den beiden Jahren 2016/2017 flugs geöffnet werden. 3,4 Millionen Euro sollte es kosten, die Funkenburgbrücke im Verlauf der Thomasiusstraße sollte auch gleich mit erneuert werden. Doch schon 2017 deuteten sich erste Verzögerungen an. Und die Kosten erhöhten sich auch.

Im August 2017 – da hatten die Grabenbauarbeiten längst begonnen – informierte die Verwaltung den Stadtrat über eine zu erwartende Kostensteigerung auf nunmehr 5 Millionen Euro.

Die Gründe dafür listete die Vorlage so auf: „Das Ausschreibungsergebnis für den Wasserbau (Los D2.1) lag mit 2,29 Mio. EUR brutto bereits 270.000 EUR über den im Bau- und Finanzierungsbeschluss zu Grunde gelegten Kosten. Ergänzende Untersuchungen zur Kampfmittelprüfung im Bereich des Grabens sowie von der Erkundung teilweise abweichende Beschaffenheit des Baugrundes und über Mehrkostenanzeigen untersetzte zusätzliche, durch den Auftraggeber anerkannte Leistungen (Sowieso-Kosten), führten zu weiteren Kostenerhöhungen i. H. v. ca. 180.000 EUR.

Auch im Brückenbau wurden Anpassungen der Planungen an den aktuellen Normenbezug bzw. aufgrund von weiterführenden Abstimmungen mit den Leitungsträgern (z. B. Definition der Einbindepunkte in das Bestandsnetz und der daraus resultierende gesamtheitlich erforderliche Deckenschluss im Bereich der Brücke), welche zur Fassung des Bau- und Finanzierungsbeschlusses VI-DS-02090 noch keinen Ausführungsreife erreicht hatten, erforderlich.

Diese führten zu Mehrmengen und folglich zu Mehrkosten in der Ausschreibung. Gegenüber den veranschlagten Baukosten für den Brückenbau gemäß Kostenberechnung zum Bau- und Finanzierungsbeschluss i. H. v. 735.600 EUR brutto wurde im Zuge der Ausschreibung mit 945.000 EUR brutto das günstigste Angebot mit ca. 210.000 EUR über der dem Bau- und Finanzierungsbeschluss zu Grunde gelegten Kostenberechnung submittiert.“

Dazu gab es noch Extra-Kosten für Umplanungen. Und es deutete sich schon an, dass ein Fertigstellungstermin 2017 nicht mehr zu halten war. Was dann bedeutete: Man musste auch noch mit weiteren Kosten rechnen. Also legte das Umweltdezernat auch eine Berechnung für den schlimmsten Fall vor – eine Worst-Case-Berechnung. Da kam man auf 6,636 Millionen Euro. Und es war nicht abzusehen, dass ausgerechnet der heiße Sommer 2018 auch eine Fertigstellung im Jahr 2018 unmöglich machen würde.

Aber wann können die Leipziger jetzt mit der Wiederfreigabe der Brücke und der Fertigstellung des Grabenstücks rechnen?

Das erläutert Rüdiger Dittmar, Leiter des Amtes für Stadtgrün und Gewässer:

Die Stadtverwaltung beabsichtigt, die Baumaßnahme bis Ende des Jahres so weit abzuschließen, sodass die Verkehrsfreigabe im Bereich der Thomasiusstraße für Fußgänger und Radfahrer erfolgen kann. Die vollständige Freigabe für den KFZ-Verkehr wird dann voraussichtlich erst im Januar 2019 erfolgen können. Gleiches gilt für die Fertigstellung des Grabenabschnittes. Restarbeiten werden im Frühjahr 2019 durchgeführt werden können. Hierzu zählt beispielsweise die Fertigstellung des Korrosionsschutzes der Geländer. Dafür müssen die Witterungsbedingungen gegeben sein. Auch die Leistungen zum Ausbau der Sackgasse Thomasiusstraße bzw. zur Erstellung der Steganlage werden dementsprechend erst in 2019 fertiggestellt werden.

Und warum kam es zu solchen Verzögerungen?

Zur erneuten Verzögerung führten Schwierigkeiten bei der Herstellung der Brückenabdichtung sowie ein nicht kontinuierlicher Fortgang der Betonierarbeiten im Grabenbereich aufgrund sehr hoher Temperaturen im Sommer. Folgegewerke, wie die Herstellung der Natursteinverblendung und die Herstellung der Geländer verzögerten sich demzufolge. Zuvor hatten bereits Mehrleistungen im Rahmen der Kampfmittelerkundung, umfangreiche Leitungsumverlegungen sowie die zeitweise Aussetzung der Betonierarbeiten im Winter 2017/2018 im Rahmen der Brückenherstellung zu Verzögerung in der Herstellung des Brückenbauwerkes geführt.

Blick zur Funkenburgbrücke und zum neu gebauten Teilstück des Elstermühlgrabens. Foto: Ralf Julke
Blick zur Funkenburgbrücke und zum neu gebauten Teilstück des Elstermühlgrabens. Foto: Ralf Julke

Die Funkenburgbrücke wird zudem aufgrund der sehr begrenzten Bauräume gegenwärtig noch als Baustelleneinrichtungsfläche/Materiallager genutzt. Lieferengpässe bei der Beschaffung der Granitgesimsplatten auf der Brücke führten dazu, dass die Gehwege im Brückenbereich bisher nicht fertiggestellt werden konnten.

Mit welchem Budget wurden beide Bauwerke geplant und wie hoch werden die Baukosten wahrscheinlich nach Fertigstellung sein?

Für das Bauvorhaben wurden Gesamtkosten für Planungs-, Bau- und Baunebenleistungen in Höhe von 6.64 Mio EUR eingestellt. Erst nach Abschluss der Maßnahmen in 2019 können die Gesamtkosten exakt benannt werden.

Wann ist dann mit dem Baubeginn für das fehlende Grabenstück zwischen Lessing- und Elsterstraße zu rechnen?

Gegenwärtig befindet sich die Stadt Leipzig noch in der Planungsphase für die zwei herzustellenden Brücken in der Elster- und Lessingstraße sowie für den dazwischenliegenden Grabenabschnitt (TBA 3.2). Geplant ist nach derzeitigem Kenntnisstand der Beginn mit den Arbeiten an der Elsterbrücke Ende 2019. Dieser Termin steht jedoch in Abhängigkeit der rechtzeitigen Bereitstellung von Fördermitteln.

Und wie hoch werden die dortigen Baukosten mittlerweile kalkuliert?

Wie hoch die Gesamtkosten für die Fertigstellung des Elstermühlgrabens im Abschnitt zwischen Lessing- und Elsterstraße (2 Brücken, 1 Wasserbauabschnitt, 1 Wehranlage, Steganlagen) unter Berücksichtigung der aktuellen Baupreisentwicklung liegen werden, wird derzeit ermittelt.

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