Noch am 7.Januar war sich die Leipziger Bauverwaltung sicher: „Die Brücke über die Koburger Straße wird ab den Sommerferien saniert“. Doch da hatte wohl wieder einmal ein Amt nicht mit dem anderen gesprochen. Da liefen dann die Drähte heiß. Nicht nur, weil Markkleeberg im selben Zeitraum wichtige Entlastungsstraßen saniert. Dasselbe gilt ja auch für Leipzig, wo ja bekanntlich der Umbau der Bornaischen Straße von 2019 auf 2020 verschoben wurde. Mit eindeutigen Folgen für die Koburger Straße und die B2.

Tatsächlich bedeutete die Meldung vom 7. Januar nur, dass die Dienstberatung beim Oberbürgermeister die überfällige Sanierung dieser Fertigteilbrücke aus dem Jahr 1974 abgesegnet hatte. Ob dann überhaupt noch ein Nadelöhr für den Verkehr im Leipziger Süden offen ist, hatte man gar nicht geklärt.

Die Meldung klang so:

„Die Brücke im Zuge der Bundesstraße B2 über die Koburger Straße in Leipzig-Connewitz kann saniert werden. Einen entsprechenden Bau- und Finanzierungsbeschluss hat die Stadtspitze jetzt auf Vorschlag von Baubürgermeisterin Dorothee Dubrau auf den Weg gebracht. Dieser sieht vor, mit den Arbeiten in den Sommerferien zu beginnen, Ende November soll die Sanierung für insgesamt 560.000 Euro abgeschlossen sein.

Eine Brückenprüfung im Jahr 2017 hatte zum Teil erhebliche Schäden festgestellt, insbesondere am Überbau und der Dichtung. Die Querung wurde bereits 1975 als Fertigteilbrücke erbaut, sie besteht aus zwei getrennten Teilbauwerken mit je zwei Fahrstreifen. Das Bauwerk, welches die Richtungsfahrbahn Leipzig überführt, wurde bereits 2015 saniert. Das Teilbauwerk Südwest über der Richtungsfahrbahn Chemnitz wurde zuletzt 1994 erneuert und soll nun instandgesetzt werden.

Dafür werden unter anderem der Fahrbahnbelag und die Brückenkappen saniert sowie eine neue Bauwerksabdichtung vorgenommen. Die bestehenden Widerlager sollen freigelegt, bestehende Risse geschlossen und die Straßenabläufe modernisiert werden. Auch der Korrosionsschutz der Geländer muss erneuert und neue Schutzplanken montiert werden.

Während der Bauarbeiten ist die Richtungsfahrbahn Borna/Chemnitz voll gesperrt. Der Verkehr wird im Gegenverkehr an der Baustelle vorbeigeführt.“

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Das ist im Grunde eine eher kleine Maßnahme, die keine großen Planungsvorläufe braucht. Und sie stand schon etwas länger auf der Sanierungsliste, wie die Stadtratsvorlage dazu mitteilt: „Bei der zuletzt 2017 durchgeführten Hauptprüfung nach DIN 1076 wurden am Bauwerk zum Teil erhebliche Schäden festgestellt und der Bauzustand mit der Note 2,4 bewertet. Maßgebend für die Instandsetzung ist der Prüfbericht aus dem Jahr 2017.“

Glücksspiel um Fördergelder in Sachsen

Eine Information zu Ausweichstrecken im Leipziger Süden enthielt die Vorlage nicht. Dafür einen verschämten Hinweis darauf, dass man irgendwie gezögert hat, einen Förderantrag zu stellen. „Die Maßnahme ist aus Sicht des Verkehrs- und Tiefbauamtes förderfähig. Aufgrund der derzeitigen Fördermittelsituation beim Zuwendungsgeber Landesamt für Straßenbau und Verkehr kann nicht davon ausgegangen werden, dass eine Bescheidung in dem vom Bauablauf vorgegebenen Zeitraum erfolgt. Deshalb wird das Vorhaben finanziell ohne Zuwendungen geplant. Ein Antrag auf Zuwendung zuzüglich Antrag auf Erteilung eines förderunschädlichen vorzeitigen Baubeginns wird dennoch gestellt.“

Denn Leipzig macht – wie alle anderen Kommunen in Sachsen auch – jedes Jahr erneut die Erfahrung, dass Fördergeldanträge abgelehnt werden, obwohl der Freistaat am Jahresende jedes Mal auf wachsenden Bergen von Ausgaberesten sitzt. Die Fördergeldbeantragung beim LaSuV ist extrem bürokratisch. Kleinste Veränderungen am Planungsstand sorgen dafür, dass die gesamte Fördersumme einbehalten wird.

Was in Leipzig nicht nur bei der Koburger Brücke dazu führt, dass man die Sanierung dann lieber komplett aus eigener Kraft zu schultern versucht. Dasselbe passierte bei der Bornaischen Straße, die die Stadt nun ohne Fördergelder baut, weil man 2019 gezwungen war, den Baubeginn zu verschieben.

Deswegen taucht in der Vorlage zur Koburger Brücke dieser seltsame Passus von einem „förderunschädlichen vorzeitigen Baubeginn“ auf. Indem das LaSuV knallharte Grenzen für Bauzeit und Förderzeitraum setzt, bringt es reihenweise Bauvorhaben in ganz Sachsen zu Fall, denn diese Fristensetzung funktioniert nicht mehr in einer Zeit, in der die Kommunen meist kurzfristig keine Bauträger finden. Und wenn sie doch noch welche finden, verlangen die meist deutlich höhere Erstattungen. Also passt die Förderung wieder nicht.

Sachsen organisiert den wachsenden Investitionsstau also mit bürokratischen Hürden selbst. Mittlerweile sitzt der Finanzminister auf 2,8 Milliarden Euro an Ausgaberesten.

Dass der um ein Jahr verschobene Bau der Bornaischen Straße die Sanierung der B2-Brücke nun ebenfalls unmöglich macht, steht dann in der neuen Mitteilung des Verkehrs- und Tiefbauamtes, das die Verschiebung des Bauvorhabens am Mittwoch, 5. Februar, ins Jahr 2021 ankündigte:

Brücke über die Koburger Straße wird 2021 saniert

Um die Belastungen der Einpendler in den Süden Leipzigs so gering wie möglich zu halten, wird die ursprünglich für diesen Sommer geplante Brückensanierung der Bundesstraße B2 über die Koburger Straße um ein Jahr verschoben.

Hintergrund der neuen Terminsetzung ist, dass die Stadt Markkleeberg im Jahr 2020 bereits mehrere Straßen baut, von März bis Dezember wird zudem die Bornaische Straße in Leipzig-Connewitz saniert und dafür voll gesperrt. Hierfür soll der Kraftfahrzeugverkehr jeweils in Teilen über die B2 umgeleitet werden. Um die deshalb bereits hoch frequentierte Bundesstraße nicht noch zusätzlich für die geplante Brückenbaumaßnahme einzuengen, sollen die Arbeiten nun im Sommer 2021 beginnen.

Die Querung in Connewitz wurde bereits 1975 als Fertigteilbrücke erbaut, sie besteht aus zwei getrennten Teilbauwerken mit je zwei Fahrstreifen. Das Teilbauwerk Südwest im Zuge der Richtungsfahrbahn Chemnitz wurde zuletzt 1994 erneuert und soll dann instand gesetzt werden. Während der Bauarbeiten wird die Richtungsfahrbahn Borna/Chemnitz voll gesperrt werden müssen und der Verkehr über die Gegenspur an der Baustelle vorbeigeführt.

Ein Stabilitätsbericht, der von den heimlichen Regierungschefs in Sachsen erzählt

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