„Die ,Neue Linie‘, beginnend ab Parkplatz Richard-Lehmann-Straße bis zum LVB-Sportgelände, wird als Straße entwidmet. Um das Einfahren von Fahrzeugen zu verhindern, wird eine Polleranlage installiert“, hatte die Grünen-Fraktion im Stadtrat im November beantragt. Aber vielleicht war das zu einfach gedacht. Das Dezernat für Stadtentwicklung würde lieber erst mal einen Runden Tisch organisieren.

Jedenfalls liest sich das so, wenn es jetzt vorschlägt: „Eine Lösung zur Unterbindung des Befahrens der Neuen Linie mit Kfz durch Unberechtigte, wird unter Einbezug u. a. der AG Rad und des Nutzers des Sportplatzes geprüft und dem Stadtrat bis Ende des II. Quartals 2021 das Ergebnis vorgelegt.“Die Neue Linie ist der am häufigsten genutzte Weg Richtung Cospudener See. Und gerade am Wochenende geraten hier die Radfahrer/-innen immer öfter mit den motorisierten Besuchern des Sportplatzes in Konflikt.

„Die Straße hat keine öffentliche Verkehrsbedeutung. Sie führt durch einen viel genutzten Teil des südlichen Auwaldes auf einer Strecke, die sehr stark von Fußgänger/-innen und Radfahrer/-innen genutzt wird. Dabei kommt es immer wieder zu Konflikten mit Autofahrer/-innen, die den Sportplatz ,Neue Linie‘ ansteuern“, hatten die Grünen festgestellt. „Es ist nicht ersichtlich, warum Nutzer/-innen der Sportanlage, also Privatpersonen, mit dem Auto bis zur Sportanlage fahren dürfen, zumal der Parkplatz nur 500 m entfernt ist.“

Dazu nimmt das Dezernat Stadtentwicklung und Bau freilich keine Stellung – jedenfalls nicht direkt. Denn augenscheinlich ist es hier wie so oft, wenn die Stadt meint, mit freundlichen Empfehlungen ein Problem lösen zu können: Einige Autofahrer interessiert das nicht, wenn es keine wirklichen Absperrungen gibt.

„Die Neue Linie zwischen Richard-Lehmann-Straße und Sportplatz des LVB e. V. ist Teil einer IR II-Verbindung des HauptnetzRad und Teilabschnitt des Elsterradwegs im SachsenNetz mit bis zu 10.000 Radfahrenden am Tag und auch von Spaziergängern, Läufern und Nutzern des Sportplatzes stark frequentiert“, geht das Dezernat auf die Rolle des Radweges ein.

„Die Problematik des Konfliktes mit unberechtigt einfahrenden Kfz von Sportplatznutzern ist bekannt, zur Minimierung wurde in der Vergangenheit bereits die Verbindung vom Sportplatz Neue Linie zur Fockestraße und den angrenzenden Parkmöglichkeiten auf der Selneckerstraße hergerichtet und empfohlen.“

Die asphaltierte Piste verleitet also trotz aller Bitten, dennoch mit dem privaten Pkw bis zum Sportplatz zu fahren. Und so fällt auch dem Planungsdezernat erst einmal nichts anderes ein, als hier eine Pollerlösung in Betracht zu ziehen. Aber die wird wohl nicht billig.

„Beabsichtigt ist, eine bauliche Lösung wie die Setzung von Pollern zu untersuchen, wobei der Bereich vor Gewährleistung der Verkehrssicherheit, besonders auch für die Radfahrer in den Dunkelstunden, beleuchtet werden müsste“, führt das Dezernat aus. Und dann ist da ja auch noch Auwaldgebiet, was zu verblüffenden Purzelbäumen zwingt: „Es sind naturschutzrechtliche Belange sowie die Notwendigkeit einer gesicherten Erschließung der Sportanlagen und der dortigen gastronomischen Einrichtung zu beachten.“

An diese naturschutzrechtlichen Belange haben die Gründer dieses Fußballplatzes mitten im Auwald natürlich nicht gedacht, als sie 1952 die Sportanlage „Neue Linie“ bauten.

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Mittlerweile wird im Wald(!) schon soviel Rad gefahren, dass sich das Ganze pervertiert hat.

Ich war im Sommer 2020 ab Clarapark entlang des Elsterbeckens südwärts mit Schlenkern über Pistorisstraße (Schleußig) usw. spazieren, d.h. habe es versucht.

Sekündlich bretten Radfahrer vorbei, ganz schlimm auf der Rennstrecke zum Cospudener See. Die Tiere kommen über diese “Waldwege” nie im Leben rüber.

Mir unverständlich, weshalb man diesen Hauptweg (Neue Linie) des Radnetzes genau in einem Wald angelegt hat. Wollte man auf Kosten der Fauna einen eigenen Radweg östlich des Auenwalds einsparen, etwa im Zuge der Wundtstraße, so ungefähr? Da hätte sich bestimmt eine Trasse finden lassen, um ebenfalls am Ende auf den Equipagenweg kommen zu können.

Vor Jahren habe ich eine solche “Trasse” sogar mal abgefahren, über Musikerviertel (Telemannstraße und so), Fockestraße und all das – runter bis zum Cossi. Unfassbar umständlich!

Tut mir leid, aber dieser Radverkehr im Wald ist ja irre!

Ich bin an diesem damaligen Sonntag auch zweimal von hinten fast überfahren worden. Jedesmal mit Gequietsche. Fußgänger erwartet man anscheinend nicht mal mehr im Wald.

(Tipp: Ruhigbleiben und weitergehen ist die Devise – nicht zur Seite gehen, sonst wird man im Überholvorgang doch noch erwischt.)

Der Radverkehr ist hier schon selbst ein Umweltproblem geworden. Ulkig.

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