Dem Vorbild der "offenen Nachbarschaft Leipzig-Südwest" in Plagwitz und Kleinzschocher folgend haben sich jetzt auch über zwanzig Initiativen, Vereine und Hausgemeinschaften aus Lindenau zusammengeschlossen. "Wir fordern die Ratsversammlung der Stadt Leipzig auf, das Konzept 'Wohnen für Berechtigte nach dem Asylbewerberleistungsgesetz in Leipzig' zu beschließen", erklärt Gerhard Neumcke, einer der Sprecher der "Offenen Nachbar_innenschaft Leipzig-Lindenau".

“Viele von uns sind selbst Eigentümer_innen der Häuser, in denen wir wohnen und arbeiten. Wir bekunden hiermit gleichzeitig ausdrücklich unseren Wunsch, dass auch in Lindenau Raum für die dezentrale Unterbringung von Asylsuchenden bereitgestellt wird”, sagt er.

Unterschrieben haben den Aufruf Vereine aus Lindenau, Initiativen und Bewohner verschiedenster Häuser. Sie begrüßen das im Mai vorgestellte Konzept – sehen es auch wieder nur als Schritt hin zu einer wirklich menschlichen Lösung.

“Dieses Konzept ist für uns ein Schritt in die richtige Richtung, denn die Lebensbedingungen der betroffenen Menschen werden damit verbessert. Dennoch stört uns, dass weiterhin Asylsuchende auf engstem Raum (7,5 m² pro Person, in Zweibettzimmern) zusammenleben müssen. Da derzeit in Leipzig ca. 60 % der Asylsuchenden bereits in eigenen Wohnungen leben, ist tatsächlich dezentrales Wohnen offenbar möglich. Wir fordern daher von der Stadt Leipzig und vor allem vom Land Sachsen, die Aufenthaltsdauer von Asylsuchenden in Wohnheimen auf eine kurze Orientierungsphase zu verringern und sie so früh wie möglich in dezentralen Wohnungen unterzubringen”, schreiben die Akteure aus Lindenau.Sie betonen auch: “Immerhin ist mit dem Konzept jedoch eine Verbesserung zum derzeitigen Zustand erkennbar: Die Verteilung der Asylsuchenden auf mehrere Orte verringert das Maß ihrer Ausgrenzung. Die neuen Standorte erlauben zumindest teilweise einen Austausch mit der übrigen Bevölkerung, gegenseitiges Kennenlernen oder gemeinsame Freizeitaktivitäten. Zusätzlich soll auch der Zustand der neuen Unterkünfte im Vergleich mit der in der Torgauer Straße deutlich verbessert werden.”

Dem Stadtratsbeschluss am 18. Juli aber sollen weitere Schritte folgen: “Wir wünschen uns, dass die Stadt Leipzig weitere Schritte unternimmt, um die Lebensbedingungen für Flüchtlinge zu verbessern, indem sie zum Beispiel auf die Abschaffung der Residenzpflicht hinwirkt. Weiterhin treten wir dafür ein, dass Flüchtlingen ein kostenloser Zugang zu Sprachkursen gewährt wird, der es ihnen ermöglicht, die deutsche Sprache soweit zu lernen, wie sie es für nötig halten.”

Die Stellungnahme aus Lindenau als PDF zum download.

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