Nicht nur Uwe Schwabe hat seinen Abschied aus der Initiativgruppe „Tag der Friedlichen Revolution – Leipzig 9. Oktober“ verkündet. Schon vor einiger Zeit hat auch Rainer Eckert, langjähriger Direktor des Zeitgeschichtlichen Forums, dieses Gremium verlassen. Warum er das getan hat, begründet er in einer eigenen Stellungnahme.

Prof. Dr. Rainer Eckert (ehemaliger Sprecher der „Initiative 9. Oktober“)

30. Januar 2018: Stellungnahme zum Rückzug von Uwe Schwabe aus der Initiative 9. Oktober

Den Rückzug von Uwe Schwabe aus der „Initiative 9. Oktober“ bedauere ich zutiefst. Er ist Mitgründer der Initiative und hat bis heute maßgeblich an ihrer Arbeit mitgewirkt. Außerdem verkörpert er wie kaum jemand in Leipzig die Geschichte der antikommunistischen Opposition in der Stadt und die Friedliche Revolution.

Dass besonders der 9. Oktober als Tag unserer Revolution immer noch so lebendig erinnert wird und seine Botschaften so viele Menschen erreichten, ist zuerst der Initiative zu verdanken, aber auch der Stadt und vielen anderen, die sich hier engagieren. Als Volker Bremer die Leitung der Leipzig Tourismus und Marketing GmbH übernahm, war ihm die Bedeutung der Friedlichen Revolution offensichtlich unbekannt. Er lernte dann dazu und auch seine Mitarbeiterin, Marit Schulz, unterstützte ihn dabei.

So konnte die Gestaltung des alljährlichen 9. Oktober und des Lichtfestes durchgesetzt werden. Den Durchbruch brachte der 20. Jahrestag der Revolution und der 25. Jahrestag war der inhaltliche und gestalterische Höhepunkt dieses Tages.

Danach ging es bergab. Unter dem Mantel künstlerischer Freiheit entwickelte sich das Lichtfest zu einem Tourismusevent. Vieles wurde jetzt peinlich: ein Schauspieler kroch aus einer Mülltonne und klagte über die Zustände im vereinten Deutschland, Fußballgrößen ohne Bezug zum Ereignis wurden präsentiert und Bürgerrechtler ignoriert. Der Inhalt des Lichtfestes wurde immer dünner, mit den historischen Botschaften hatte es kaum noch etwas zu tun und die Menschen auf dem Augustusplatz verstanden nicht mehr, worum es ging.

Das alles betrieb LTM an der Initiative vorbei und schuf sich dazu ein eigenes Beratungsgremium. Kritik war nicht erwünscht, sollte offensichtlich unterdrückt werden. Da ich trotzdem kritisierte, schrieb mir Frau Schulz mit Wissen ihres Vorgesetzten, ich wäre jemand, der „vorgeben würde“, sich für die Friedliche Revolution zu interessieren. Ähnliches könnte hier noch berichtet werden. So wurden die Mitglieder der Initiative nicht nur nicht zum Empfang des LTM nach dem Lichtfest eingeladen, sondern in meinem Fall sogar versucht, mich am Betreten der Nikolaischule zu hindern.

Auf Grund dieser Situation und verschiedener weiterer innerer Querelen verließ ich einige Monate nach meinem aktiven Dienst als Direktor des Zeitgeschichtlichen Forums die Initiative.

Die inhaltliche Entwertung des Lichtfestes muss ein Ende haben, um die Idee der Friedlichen Revolution am Leben zu erhalten und dadurch die Demokratie in Deutschland zu stärken.

Mit freundlichen Grüßen

Rainer Eckert

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Kann man sich fragen, hat die CDU Leipzig da jetzt auch dabei ‘gewonnen’?

Aus einer Anfrage der CDU-Fraktion:
“Koordiniert werden die Veranstaltungen am 9. Oktober von einer Initiativgruppe ‚Tag der friedlichen Revolution – Leipzig 9. Oktober 1989‘. Hierbei handelt es sich offenbar um einen privaten, nicht demokratisch legitimierten Zusammenschluss verschiedener – auch städtischer – Institutionen. Eine Mitarbeit von Fraktionen wird durch die Initiative abgelehnt. ‚Politische Institutionen‘ würde die Geschäftsordnung der Initiative nicht vorsehen.“

https://www.l-iz.de/politik/leipzig/2017/11/Leipzigs-CDU-Fraktion-moechte-gern-wissen-warum-sie-nicht-in-der-Initiativgruppe-zum-Lichtfest-mitmachen-darf-198204

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