Im Dezember 2013 lebten in der Bundesrepublik Deutschland 1,618 Millionen Kinder im Alter von unter 15 Jahren in 977.000 sogenannten SGB II-Bedarfsgemeinschaften. Dies waren 121.000 weniger als Ende 2008, aber etwa 15.000 Kinder mehr als ein Jahr zuvor. Auch in Leipzig stieg die Zahl der betroffenen Kinder wieder.

Der Anteil der Kinder im Alter von unter 15 Jahren, deren Mütter und/oder Väter auf Arbeitslosengeld II (Hartz IV) angewiesen waren, betrug im Dezember 2013 in der Bundesrepublik Deutschland 15,1 Prozent. In den Ländern reichten die Hilfequoten von 33,1 Prozent (331 von 1.000 Kindern) in Berlin bis 6,9 Prozent in Bayern und in den 15 Großstädten von 33,1 Prozent in Berlin bis 11,8 Prozent in München, hat Paul M. Schröder vom Bremer Institut für Arbeitsmarktforschung und Jugendberufshilfe (BIAJ) anhand der Daten der Bundesagentur für Arbeit ausgerechnet.

Jahrelang waren die Zahlen bundesweit leicht, aber stetig gesunken. Es wurden weniger Kinder geboren, es gab mehr Jobs für die Eltern. Doch seit 2008 ungefähr scheint – obwohl der Jobaufbau auch in Sachsen und Leipzig weiter geht – irgendwie der Wurm drin zu sein.

Im Dezember 2013 lag die im vergangenen Jahr wieder gestiegene durchschnittliche Hilfequote in der Bundesrepublik Deutschland (15,1 Prozent) lediglich 0,5 Prozentpunkte unter der Hilfequote im Dezember 2008. In Westdeutschland lag die in 2012 und 2013 gestiegene Hilfequote (13,2 Prozent) lediglich 0,1 Prozentpunkte unter der Hilfequote im Dezember 2008 (13,3 Prozent). In Ostdeutschland lag die weiter gesunkene aber noch immer deutlich höhere Hilfequote (23,6 Prozent) 4,0 Prozentpunkte unter der Hilfequote im Dezember 2008.

Das Überraschende auch für Schröder: In 108 ausschließlich westdeutschen kreisfreien Städten und Landkreisen wurde vom Bremer Institut für Arbeitsmarktforschung und Jugendberufshilfe (BIAJ) eine höhere Hilfequote ermittelt als im Dezember 2008.

Bezogen auf die insgesamt 10,737 Millionen Kinder im Alter von unter 15 Jahren in der Bundesrepublik Deutschland, lebten im Dezember 2013 15,1 Prozent der Kinder (151 von 1.000 Kindern) in SGB II-Bedarfsgemeinschaften. In Ostdeutschland betrug diese Quote im Dezember 2013 23,6 Prozent (von 1,927 Millionen Kindern) und in Westdeutschland 13,2 Prozent (von 8,810 Millionen).

Fünf Jahre zuvor (Dezember 2008) lebten in der Bundesrepublik Deutschland, bezogen auf die damals 11,139 Millionen Kinder im Alter von unter 15 Jahren, 15,6 Prozent dieser Kinder in SGB II-Bedarfsgemeinschaften. In Ostdeutschland betrug diese Quote im Dezember 2008 27,6 Prozent (von 1,814 Millionen) und in Westdeutschland 13,3 Prozent (von 9,325 Millionen).

Der Anteil der Kinder, deren Mütter und/oder Väter auf Arbeitslosengeld II angewiesen waren, reichte im Dezember 2013 in den 16 Ländern von 33,1 Prozent in Berlin (Rang 1 im Negativ-Ranking) und 30,5 Prozent in Bremen (Rang 2) bis 8,1 Prozent in Baden-Württemberg (Rang 15) und 6,9 Prozent in Bayern (Rang 16). In drei der 16 Länder lag die Hilfequote im Dezember 2013 über der Hilfequote im Dezember 2008, in Nordrhein-Westfalen, im Saarland und in Bremen.Das westdeutsche Flächenland mit der höchsten Hilfequote, den gemessen an der altersgleichen Bevölkerung (unter 15 Jahre) relativ meisten Kindern in “Hartz IV-Haushalten”, war im Dezember 2013 mit 18,2 Prozent weiterhin Nordrhein-Westfalen, vor dem Saarland mit einer Hilfequote von 16,5 Prozent und Schleswig-Holstein mit einer Hilfequote von 15,4 Prozent. Die Hilfequote in Nordrhein-Westfalen lag im Dezember 2013 erstmals über der Hilfequote in Thüringen (17,7 Prozent), dem Land mit der niedrigsten Hilfequote in Ostdeutschland.

Das ostdeutsche Flächenland mit der höchsten Hilfequote, den gemessen an der altersgleichen Bevölkerung (unter 15 Jahre) relativ meisten Kindern in “Hartz IV-Haushalten”, war im Dezember 2013 mit 25,9 Prozent weiterhin Sachsen-Anhalt, vor Mecklenburg-Vorpommern mit 23,9 Prozent.

Sachsen lag mit einer Quote von 19,2 auf Rang 7, knapp hinter Brandenburg (19,3 Prozent), jetzt aber mit NRW dicht im Nacken (18,8 Prozent). Dabei hat sich die Zahl der von “Hatz IV” betroffenen Kinder in Sachsen seit 2008 kontinuierlich verringert – von 109.508 auf 94.404. Am stärksten auf dem flachen Land. In den Großstädten sank die Zahl – auch durch die deutlich gestiegenen Geburtenzahlen – wesentlich langsamer. In Dresden von 13.220 auf 12.546 und in Leipzig von 18.218 auf 17.483.

Wobei an dieser Stelle zu beobachten ist, dass die Zahl in Dresden auch 2013 sank, in Leipzig gab es erstmals seit 2008 wieder einen leichten Anstieg – von 17.320 auf 17.483. Was nichts daran ändert, dass sich das Problem besonders in den Großstädten ballt. Hinter Berlin sind es mittlerweile vor allem Großstädte aus dem Ruhrpott, die unter steigender Kinderarmut zu leiden haben – Essen auf Rang 2 (unter den Städten ab 400.000 Einwohner) mit 31,6 Prozent, Dortmund auf Rang 3 mit 29,4 Prozent, Duisburg auf Rang 5 (27,8 %). Dazwischen rangiert noch Bremen mit einer Quote von 29,3 Prozent.

Leipzig hat sich zwar 2013 leicht von 26,7 auf 27,0 Prozent verschlechtert, landet in der Liste aber weiter auf Rang 6.

Womit es in Leipzig sogar noch ein stückweit besser aussieht als in anderen ostdeutschen Großstädten. In Halle/Saale weist die Statistik eine Quote von 33,8 Prozent aus, in Magdeburg 30,2 Prozent. Chemnitz kommt mittlerweile auf 23,7 Prozent. Die Leipziger Nachbarkreise haben naturgemäß ebenfalls niedrigere Werte: Nordsachsen 21,2 Prozent und der Landkreis Leipzig 16,8 Prozent.

Das BIAJ hat auch ausgerechnet, wie sich der Anteil der Großstädte an dieser Quote entwickelt hat. Die Botschaft ist eigentlich eindeutig. Der Anteil der Großstädte an den Kindern in SGB II-Bedarfsgemeinschaften ist damit weiter gestiegen – von 26,1 Prozent im Dezember 2008 auf 27,7 Prozent im Dezember 2013.

Ein Grund dafür, der von der Landespolitik immer wieder negiert wird: Von den 10,737 Millionen Kindern im Alter von unter 15 Jahren insgesamt (Ende 2012) lebten 17,2 Prozent (1,851 Millionen) in den 15 Großstädten (einschließlich Region Hannover). Ende 2008 betrug der Großstadtanteil an den Kindern insgesamt 16,0 Prozent. Das heißt, auch der Anteil der Kinder, die in Großstädten lebten, ist gestiegen, allerdings langsamer als der Anteil der Kinder, deren Mütter und/oder Väter auf Arbeitslosengeld II angewiesen waren.

Die Großstädte werden mit den Lasten dieser Entwicklung zumeist allein gelassen. Die steigenden Ausgaben im Sozial- und Jugendetat binden die Gelder, die dringend für Kita- und Schulausbau und Beschäftigungsförderung gebraucht würden. Die Zahlen zeigen nicht zuerst die zunehmende Verarmung der Städte, sondern ihre längst spürbare Überforderung mit den ihnen übertragenen Aufgaben, ohne dass sie finanziell dafür ausgestattet sind.

Das ganze Zahlenwerk: http://biaj.de/images/stories/2014-04-03_sgb2-kinder-122013rev.pdf

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