Am 31. Oktober war auch noch Weltspartag. Und das Statistische Landesamt hat ein paar Zahlen zu den finanziellen Rücklagen der Sachsen veröffentlicht. Motto: „Bruttogeldvermögen sächsischer Haushalte steigt“. Man kann die Statistik natürlich reineweg unterm heiligen Schein des Sparens lesen. Aber „Sparen“ heißt in Deutschland eigentlich zuerst: Vermögen ansammeln. Und wer viel bekommt, der kann auch mehr in seine Depots packen. Deutschland einig Hamsterland.

Sächsische Privathaushalte verfügten im Januar 2018 über ein durchschnittliches Bruttogeldvermögen von 40.900 Euro. Zehn Jahre zuvor waren es 30.600 Euro, das entspricht einem Anstieg um rund ein Drittel, meldete das Statistische Landesamt.

Reichlich zwei Drittel des Bruttogeldvermögens waren in Lebensversicherungen u.Ä. (11.400 Euro), in Tagesgeldkonten (8.400 Euro) und in Wertpapieren (8.300 Euro) angespart. In sonstigen Anlagen bei Banken/Sparkassen (z. B. Festgelder, Termingelder etc.) waren durchschnittlich 4.800 Euro, in Sparbüchern 4.400 Euro und in Bausparverträgen 3.100 Euro angelegt.

Die Versicherungsguthaben von Lebensversicherungen u. Ä. erhöhten sich in den letzten zehn Jahren um 54 Prozent (2008: 7.400 Euro).

Haushalte, in denen die Haupteinkommensperson Arbeitnehmer war, verfügten im Durchschnitt über 44.800 Euro Bruttogeldvermögen, bei Haushalten von Rentnern waren es 39.100 Euro. Dieser Unterschied ergibt sich insbesondere durch geringere Guthaben der Rentner aus Lebensversicherungen u. Ä. (3.800 Euro; bei Arbeitnehmern waren es 15.400 Euro). Dafür liegen Sparguthaben und sonstige Anlagen bei Banken/Sparkassen der Rentnerhaushalte deutlich über denen der Arbeitnehmer.

Mit steigendem Nettoeinkommen der Haushalte steigt auch das Bruttogeldvermögen. Haushalte mit einem monatlichen Nettoeinkommen unter 900 Euro verfügten durchschnittlich über 5.000 Euro Bruttogeldvermögen, während Haushalte mit einem monatlichen Nettoeinkommen von 2.600 Euro bis unter 3.600 Euro mehr als das Zwölffache an Bruttogeldvermögen besaßen (62.200 Euro).

Die Ergebnisse stammen aus der Einkommens- und Verbrauchsstichprobe (EVS) 2018, die bundesweit alle fünf Jahre durchgeführt wird. Der Weltspartag soll den Gedanken des Sparens weltweit im Bewusstsein halten und auf die Bedeutung für die Wirtschaft und den Einzelnen hinweisen. Er wird am 31.Oktober, in Deutschland allerdings wegen dem Reformationstag bereits am letzten Arbeitstag vor dem 31.Oktober, begangen.

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So weit die Statistiker, die – wie man sieht – nur kurz auf die Armuts-/Reichtumsdiskrepanz eingehen.

Denn natürlich ist unübersehbar, wie sehr höhere Einkommen auch dazu führen, dass diese Haushalte mehr Geld „sparen“ können, also ihr Vermögen steigern. Sie stecken nicht nur deutlich mehr Geld in Lebensversicherungen, sondern versuchen es auch „arbeiten“ zu lassen. Deswegen zeigt der genauere Blick auf die Statistik natürlich auch, dass ärmere Haushalte mit Einkommen unter 1.300 Euro eher keine oder nur geringe Guthaben in Wertpapren (Aktien) stecken haben. Erst ab der Einkommensgruppe von 1.300 bis 1.500 Euro entstehen sichtlich die Spielräume, mit denen die Betroffenen beginnen (können), Geld in Bausparverträge, Anlagen und Wertpapiere zu stecken.

Wichtig ist auch noch der Vergleich. Denn das ermittelte Bruttogeldvermögen von 40.900 Euro liegt in Sachsen weiterhin deutlich unterm bundesweit ermittelten Bruttogeldvermögen von 59.000 Euro. Und es berücksichtigt nicht den zusätzlichen Besitz – z. B. den in Immobilienvermögen.

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