Leipzig ist auch 2024 weiter gewachsen. Nicht mehr so stark wie in den Vorjahren. Was auch daran liegt, dass die Schere zwischen Geburten und Sterbefällen immer weiter auseinander geht. Ein Land, das immer nur den „Markt“ im Fokus hat, schafft keine guten Rahmenbedingungen für Familien. Kinder werden zur blinden Stelle in fast allen politischen und wirtschaftliche Entscheidungen. Die Zukunftsdimension verschwindet völlig. Ergebnis sind sinkende Geburtenraten.

Denn Kinder bekommt man nur, wenn man eine Zukunft für sie sieht. Und ihnen ein kindgerechtes Umfeld schaffen kann. Was nun einmal mit einer familiengerechten (und bezahlbaren) Wohnung und mit verlässlichen Arbeitsplätzen für die Eltern beginnt. Wo schon das beides nicht gewährleistet ist, verzichten immer mehr junge Menschen auf die Erfüllung ihres Kinderwunsches.

Und so wuchs Leipzig im vergangenen Jahr nach den Zahlen aus dem Einwohnermelderegister nur noch von 630.456 auf 632.562 Einwohnerinnen und Einwohner. Ohne Zuwanderung hätte es gar kein Wachstum gegeben. Denn auf 4.819 Neugeborene kamen im Jahr 2024 deutlich mehr Gestorbene: 6.673. In jedem Quartal war die Zahl der Gestorbene deutlich höher als die der Neugeborenen. Allein durch diese Differenz hätte Leipzig ein Bevölkerungsminus von 1.854 Einwohnern.

Aber da der Zuzug in die Stadt trotz aller Probleme auf einem Wohnungsmarkt, der kaum noch preiswerte Wohnungen anbietet, anhielt, verzeichnete Leipzig 2024 wieder ein Wanderungsplus von 5.887 Personen.

Der harte Zensus-Hammer

Worüber sich sicher auch der Finanzbürgermeister freuen würde, weil das einen erheblichen Einfluss auf die Mittelzuweisungen durch Bund und Land hat. Aber da schwebt nach wie vor ein Damoklesschwert über Leipzigs Haushalt. Denn wie schon beim Zensus 2011 führte auch der Zensus 2022 dazu, dass rechnerisch die offizielle Bevölkerungszahl, nach der diese Zuweisungen berechnet werden, amtliche drastisch reduziert werden soll: um rund 13.000 Bürger, die nach den Hochrechnungen aus dem Zensus nicht mehr in der Stadt leben.

Da die Zensus-Ergebnisse nicht mit dem Melderegister abgeglichen werden können, driften die amtlichen Zahlen und die Melderegisterzahlen immer weiter auseinander. Für das Jahr 2023 gibt das Amt für Statistik und Zahlen deshalb schon die nach dem Zensus 2022 neu berechnete Zahl von 608.013 Einwohnern für Leipzig an – statt der 619.875, die vor den Zensus-Ergebnissen amtlich galten.

Wenn man den Zuwachs aus dem Melderegister dazurechnet, wäre Leipzig für das Jahr 2024 amtlich nur noch mit 610.119 Einwohnern erfasst. Das bedeutet durchaus beträchtliche Millionenbeträge, die die Stadt aus Bundes- und Landeskassen weniger bekommt – und die damit im eh schon klammen Haushalt fehlen.

Womit dann auch wieder Spielräume für Kita- und Schulsanierungen und entsprechenden Neubau fehlen. Leipzig ist zwar in Einspruch gegen die Zensus-Ergebnisse gegangen – aber dass sich an der endgültigen amtlichen Feststellung der Zahlen etwas ändert, ist eher zu bezweifeln.

Und so betont auch das Amt für Statistik und Wahlen: „Im Ergebnis des Zensus 2022 hat das Statistische Landesamt den Bevölkerungsbestand für Leipzig um rund 13.000 Personen nach unten angepasst und bereits veröffentlichte Daten für 2022 und 2023 nochmals neu berechnet. Die Stadt Leipzig hat gegen die Feststellung Widerspruch eingelegt. Die angegebenen Zahlen sind daher vorbehaltlich des Ergebnisses des Rechtsbehelfsverfahrens zu verstehen.“

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