Der Nachfolger für den umstrittenen Intendanten des Centraltheaters, Sebastian Hartmann soll ein "alter Bekannter" werden. Leipzigs Oberbürgermeister Burkhard Jung hat im Einvernehmen mit den städtischen Vertretern der Auswahlkommission sowie dem Betriebsausschuss Kultur und dem Fachausschuss Kultur dem Stadtrat den Schauspieldirektor des Chemnitzer Theaters, Enrico Lübbe, als neuen Intendanten des Schauspiels Leipzig vorgeschlagen.

Folgt der Stadtrat in der Ratsversammlung am 20. Juni diesem Vorschlag, wird Lübbe mit Wirkung zum 1. August 2013 für fünf Jahre neuer Intendant des Schauspiels Leipzig. Bereits zum Beginn der Spielzeit 2012/2013 würde Lübbe dann einen Vorvertrag erhalten, um die Weichen für seine erste Spielzeit in Leipzig stellen zu können. Oberbürgermeister Burkhard Jung: “Enrico Lübbe hat uns durch seine Arbeit in Chemnitz, seine national beachtete Regiearbeit und seine klaren Vorstellungen für das Schauspiel Leipzig überzeugt.”

In der Begründung des Vorschlags heißt es: Enrico Lübbe will die Intendanz im Schauspiel Leipzig mit dem Ziel übernehmen, um Stadttheater im besten Sinne zu gestalten. Dabei will er die Erfolge der letzten Jahre fortsetzen, wie die weitere Öffnung für ein junges studentisches Publikum und die Fortsetzung von vorhandenen Kooperationen mit anderen renommierten Schauspielhäusern im deutschsprachigem Raum. Daneben will er den Spielplan mehr als bisher ausdifferenzieren und eine größere Bandbreite an Regiehandschriften anbieten, mit einem deutlichen Schwerpunkt auf Literatur- und Schauspielertheater.
Enrico Lübbe hat als Schauspieldirektor die konzeptionelle Neuausrichtung des Chemnitzer Schauspielhauses geleistet. Die Große Bühne im Schauspielhaus stellt das Literatur- und Schauspielertheater in den Vordergrund und präsentiert namhafte Texte der Weltdramatik von der Antike bis zur klassischen Moderne. Basis des Spielplans ist dabei, die gesamte Spielzeit inhaltlich unter ein Motto zu stellen, das jeweils einem Stücktitel entnommen wird. Ein wichtiger Arbeitsschwerpunkt zur Ergänzung des Repertoires sind die “Chemnitzer Erstaufführungen” – bedeutende Stücke, die zuvor in Chemnitz noch nicht zu sehen waren.

Und so lief das Auswahlverfahren ab. Die 13-köpfige Auswahlkommission hat aus 42 Bewerbern per Mehrheitsentscheidung festgelegt, welche zehn Bewerber zum Gespräch geladen werden. Aus der ersten Bewerberrunde wurden vier Kandidaten in die engere Wahl genommen. Mit allen Vieren hat OBM Jung Einzelgespräche geführt. Enrico Lübbe wird in Theaterkreisen als so etwas wie der dramaturgische Gegenentwurf zum Bühnenpolterer Sebastian Hartmann angesehen. Eigentlich hat der 37-jährige Lübbe noch bis 2016 einen Vertrag in Chemnitz. Nachdem der noch amtierende Leipziger Schauspielchef Hartmann seinen Vertrag nicht verlängern wird, ist der Posten ab 2013 neu zu besetzen.

Lübbe und Leipzig haben eine gemeinsame Geschichte. Bevor er 2008 Schauspieldirektor in Chemnitz wurde, lebte der 37-Jährige 5 Jahre lang in Leipzig. Von 2000 bis 2004 war er für das Leipziger Schauspiel als Hausregisseur unter dem damaligen Intendanten und Hartmann-Vorgänger Wolfgang Engel tätig. Enrico Lübbe ist seit 2008 Schauspieldirektor am Theater Chemnitz. Er wurde 1975 in Schwerin geboren und studierte von 1993 bis 1999 an der Universität Leipzig Kommunikations-, Medien- und Theaterwissenschaften. Von 2005 bis 2007 war er Hausregisseur am Neuen Theater Halle. Daneben inszenierte er als Gast an renommierten deutschen Bühnen, wie den Staatstheatern Stuttgart und Nürnberg, dem Bayerischen Staatsschauspiel Residenztheater München, dem Schauspiel Frankfurt und aktuell am Berliner Ensemble.

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