Seit geraumer Zeit ein heiß diskutiertes Thema in der Leipziger Kulturlandschaft sind die immer knapper werdenden Probemöglichkeiten für Amateurbands. Räume gehen verloren, weil auch vor solchen Gebäuden die Gentrifizierung nicht halt macht. Immer mehr Bands fühlen sch ins Abseits gedrängt. Aber mittlerweile bekommen auch bildenden Künstler ihre Kündigungen.

In der Erich-Zeigner-Allee 64 bekamen jetzt 120 bildende Künstler ihre Kündigung. Eigentlich ein zentrales Thema für die so genannte Kreativwirtschaft. Gerade geht ja auch das EU-Projekt “Creative Cities” zu Ende. Ergebnislos. Die brennenden Themen der Kreativbranchen tauchen immer nur vereinzelt in der Wahrnehmung der Stadtverwaltung auf.

Und während bei den bildenden Künstlern nun das gleiche Thema hochploppt, hatte die Linksfraktion jetzt einen Antrag zu neuen Probenräumen für die Bands gestellt. Die Verwaltung verweist nun darauf, es habe “mittlerweile umfangreiche Aktivitäten des Kulturamtes in Zusammenarbeit mit dem Liegenschaftsamt und dem Amt für Wirtschaftsförderung gegeben. Mit den betroffenen Künstlern wurden verschiedene städtische und private Liegenschaften besichtigt, um möglichst schnell Ersatz für die gekündigten Ateliers zu finden. Da der Bedarf an Bandproberäumen bekannt ist, wurden die Gebäude auch unter diesem Gesichtspunkt mit geprüft.”

Federführend sei jetzt der Bund Bildender Künstler, auf dessen Website man die entsprechenden Ergebnisse bei der Imobiliensuche finden könne. Dort kann sich, wer ein ernsthaftes Interesse an solchen Räumen hat, melden. Adresse: www.bbkl.org
Zwei Objekte habe man in der engeren Wahl – das Gebäude Franz-Flemming-Straße 43 / 45 draußen in Neulindenau – und den Kohlrabizirkus. Weil die Stadt also schon in der Spur ist, lehnt die Mehrheit der Stadträte den Antrag der Linksfraktion ab.

Eine große Mehrheit gibt es dann aber für den SPD-Antrag für eine Personalkonzeption zu städtischen Erziehern/Erzieherinnen, denn nicht nur die Kita-Plätze werden mit dem Geburtenanstieg in Leipzig knapp – auch das Betreuungspersonal. Und wenn jetzt die Kapazitäten schnellstmöglich hochgefahren werden, bedeutet das, wie es die SPD formuliert: “… dass die Stadt neue kommunale Einrichtungen ans Netz geben muss und hierfür zusätzliches Personal braucht. Zudem werden in den nächsten Jahren einige Erzieherinnen und Erzieher in den Ruhestand gehen.”

Da stimmt die Mehreit der Fraktionen natürlich zu. Denn nichts wäre ärgerlicher, als 2013 sogar Container-Kitas aus dem Boden zu stampfen – und keine Betreuerinnen für die Kinder zu haben.

Auf zu einem echten Streitthema. Schauplatz: das wilde Areal neben dem Wilhelm-Leuschner-Platz, wo bis zum 2. Weltkrieg die Markthalle stand. Ein Leib- und Magen-thema der Grünen, die hier unbedingt wieder eine moderne Markthalle sehen wollen. Doch SPD und Linke haben einen Antrag “Sicherung einer geordneten städtebaulichen Entwicklung und einer aktiven Bürgerbeteiligung für die Areale am Wilhelm-Leuschner-Platz und westlich der Grünewaldstraße” eingebracht, der ganz so aussieht, als wolle er frühere Beschlüsse zum Areal wieder umstoßen.

Die Grünen fordern seit Jahren einen Bebauungsplan, der das Vorhaben Markthalle einschließt. Die Stadtverwaltung hatte es zugesagt. Das könne man jetzt nicht einfach wieder aufdröseln, finden nicht nur die Grünen: Mit knapper Mehrheit wird der Antrag von SPD und Linksfraktion abgelehnt.

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