Durch 1 CarSharing-Auto werden mindestens 5 PKW ersetzt werden. Allerdings: CarSharing-Stellplätze sind in Sachsen bisher nur auf Privatgelände möglich. Befürworten Sie die dauerhafte Einrichtung von Carsharing-Stellplätzen im öffentlichen Straßenraum, wenn ja, wie werden Sie dies und in welchem Umfang durchsetzen, wenn nein, warum nicht?

Zusammenfassende Antwort: Es gibt eine Initiative zur Änderung des Straßenverkehrsgesetzes, um das Abstellen von Carsharing-Fahrzeugen im öffentlichen Straßenraum zu erleichtern. Unter meiner Leitung wird die Verwaltung prüfen, inwieweit die Ausweisung von Stellflächen im Vorgriff auf die gesetzlichen Regelungen möglich ist und welche städtischen Flächen für die Nutzung infrage kommen. Geeignete Flächen werden dann zeitnah freigegeben.

Haben Sie Vorstellungen oder auch Visionen, wie der Leipziger Promenadenring im Jahr 2020 aussehen und funktionieren könnte?

Es gibt ein Tempolimit von 30 km/h und auf dem Ring sind die Verkehrsteilnehmer/-innen hauptsächlich auf Fahrrädern, in Straßenbahnen und Bussen unterwegs. Die Parkanlagen des Ringes sind erhalten geblieben und naturnäher gestaltet worden. Es herrscht eine entspannte Stimmung ohne Hektik und Autolärm.

An welcher Stelle des Promenadenrings würden Sie versuchen, etwas kurzfristig zu verändern? Was würden Sie ändern?

Tempo 30 und die Aufhebung des Radfahrverbotes sind zentrale Vorstellungen, die ich in diese Richtung habe. Konkret sollte es eine bessere Lösung für die Schnittstelle zwischen Radverkehr und Fußgängerverkehr auf Höhe der Haupteingänge des Hauptbahnhofes geben. Dass der Radverkehr direkt durch die wartenden Fußgänger an der Überquerung des Rings verläuft, birgt große Gefahren. Hier können auch kurzfristig Verbesserungen erzielt werden.

Die Hochstraße über dem Agra-Park (B2/B95) wird während ihrer Amtszeit abgerissen. Für welche neue Variante werden Sie sich einsetzen?

Zunächst einmal sollten alle Varianten vorurteilsfrei untersucht werden. Dies ist in Bezug auf die Tunnellösung bisher nicht erfolgt. Ich stehe diesem Lösungsvorschlag positiv gegenüber. Die Planungen zum Ausbau der B2 als quasi Autobahn mit Standstreifen aber ohne Lärmschutz lehne ich dagegen ab.

Die sächsische Staatsregierung möchte die A 72 bis auf Höhe Richard-Lehmann-Straße ins Stadtgebiet von Leipzig verlängern. Werden Sie diese Überlegungen unterstützen? Wie weit soll Ihrer Meinung nach die A 72 ins Stadtgebiet führen?

Nein, ich werde solche Überlegungen nicht unterstützen. Solche Autotrassen sind gerade in den Stadtkernen eine besondere Belastung. Der Transitverkehr sollte Leipzig möglichst umfahren. Sobald ich mich mit den Planungsdetails befasst habe, werden wir sehen, an welcher Stelle wir den weiteren Ausbau konkret stoppen können.
Unterstützen Sie den Vorschlag auf Einrichtung eines autofreien Stadtquartiers, wenn ja, mit welchen Schritten möchten Sie dies erreichen, wenn nein, warum nicht?

Prinzipiell: Ja. Allerdings nur mit der Zustimmung einer Mehrheit der Menschen, die in dem jeweiligen Viertel wohnen. Bürgerbeteiligung ist immer der erste Schritt. Die Stadt kann diese Bürgerinitiativen bspw. über ein verbessertes Quartiersmanagement unterstützen. Auch will ich die Stadtbezirksbeiräte den Ortschaftsräten gleichstellen und aufwerten, damit sich in den Vierteln dezentral mehr Bürgerbeteiligung organisieren lässt. Flankiert von einem fahrscheinlosen ÖPNV und verbesserten Verkehrsbedingungen für Radfahrer und Fußgänger sind auch autofreie Wohnquartiere denkbar.

Wo könnten Sie sich ein autofreies Stadtquartier vorstellen?

Löwenzahn, der den kalten Asphalt durchbricht, weitreichende Grünanlagen, die die Viertel myzelartig durchdringen, und organisch eingebettete Spielflächen für Kinder & Jugendliche, Sport- und Freizeitaktivitäten – und nirgends mehr Blechkarawanen, an denen man sich vorbeizwängen muss, die einem den Blick verstellen und die die Straßen verschmutzen – noch klingt das alles phantastisch und unrealistisch. Dass es aber in Zukunft solche (einzelnen) Stadtteile geben wird, ist nahezu sicher, wenn wir an “gated communities”, moderne “Zitadellen” oder prinzipiell an die Privatisierung öffentlicher Räume denken.

Die viel entscheidendere Frage ist also, wie wir das Niveau des Autoverkehrs im gesamten Stadtgebiet senken können, damit auch wirklich alle davon profitieren. Insellösungen führen hier nur zu Segregation und Ausschluss. Förderwürdige Modellprojekte, die einzelne Stadtteile vom Auto frei stellen, müssen daher vor allem auch eine soziale Durchdringung ins Zentrum der Modellierungen stellen.

Mit der Inbetriebnahme des Leipziger S-Bahnnetzes wird der Bahnbogen im Leipziger Osten nicht mehr für den Bahnverkehr benötigt. Es gibt Überlegungen, den Bahnbogen als Bestandteil der Grünverbindungen im Leipziger Osten einzubinden. Welche Maßnahmen werden Sie ergreifen, dass aus der Idee des »Parkbogen Ost« Wirklichkeit wird?

Grundlegend unterstütze ich die Idee der Stadt, die stillgelegte S-Bahn-Trasse zu einem Radweg umzubauen. Diese weitere Querverbindung zwischen Stadtzentrum und dem Leipziger Osten könnte eine attraktivitätssteigernde und gleichzeitig ökologische Verkehrsader werden. Zentral ist dabei, die Umsetzung jetzt auch anzustoßen, um zu verhindern, dass es sich um ein weiteres Projekt handelt, das in der Schublade verschwindet. Bleiben Sie also in der Sache aktiv. Ich werde es auch sein.

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