Leipzig muss sparen. An allen Ecken macht sich die nun seit fünf Jahren sichtbar gewordene Unterfinanzierung der Kommune bemerkbar - bei Sozialprojekten, bei Schulsanierungen, selbst bei der Sekretärin, ohne die ein Schulbetrieb nicht funktioniert. Immer öfter versucht Leipzigs Sozialdezernat, gleich mehrere Schulen durch eine gemeinsame Schulsekretärin zu verwalten. Das müsse man beobachten, finden die Grünen.

In der nächsten Woche beginnt ein neues Schuljahr, und es ist nicht nur fraglich, ob am 1. Schultag eine Lehrerin oder ein Lehrer vor jeder Klasse steht. Viele Schulen werden ganze Tage ohne Schulsachbearbeiterin auskommen müssen.

“Auf unsere Anfrage F/V 1131 ‘Personelle Absicherung der Schulsekretariate in der Stadt Leipzig’ wurde eine neue Stellenbemessung bekannt, die ‘überzähligen’ befristet angestellten Mitarbeiterinnen werden nicht weiterbeschäftigt. Erst in zwei Jahren ist eine Evaluation des neuen Bemessungsmodells, und damit die Auswertung der Wirkungen der 10prozentigen Stellenkürzungen mit allen Folgen geplant”, benennt Katharina Krefft, schulpolitische Sprecherin der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen das neueste Personalsparmodell der Stadt Leipzig. “Das Modell ist nicht zu Ende gedacht. Es wurde holzschnittartig angelegt. Auch Schulen, die über einer gewissen Schülergrenze liegen, bekommen nicht etwa zwei Sachbearbeiterinnen, ganz zu schweigen davon, dass die Verwaltung lebensferne Vorstellungen von der Tätigkeit einer Schulsachbearbeiterin hat.”Die Fraktion von Bündnis 90/Die Grünen reicht daher einen Antrag ein, der fordert: “Die veränderte Stellenzuordnung bei Schulsachbearbeitern und Schulsachbearbeiterinnen wird noch 2014 evaluiert. Dem Fachausschuss Jugend, Soziales, Gesundheit und Schule wird im 1. Quartal 2015 über die Ergebnisse berichtet.”

“Wenn die Schulen heute die Stellenreduzierung in den Sekretariaten verkraften müssen, dann muss man heute auch erfassen, welche Leistungen, die bisher erbracht wurden, wegfallen müssen. Wichtig für die kurzfristige Evaluierung ist, dass die Stellenbeschreibungen und die tatsächlich anfallenden Aufgaben wertneutral aufgenommen werden. Dies erscheint uns als wesentlich, um den Umfang der Aufgaben der Schulsekretariate realistisch zu erfassen. Dabei sollten auch alle NutzerInnen mitreden können”, stellt die Fraktionsvorsitzende der Grünen fest. “Dafür dürfen doch keine zwei Jahre vergehen, bis die erste Evaluation angesetzt wird.”

Hier spekuliere die Verwaltung offensichtlich auf den Gewöhnungseffekt an einen niedrigeren Standard.

“Wir sehen das aber sehr kritisch: Sekretariate in Schulen sind die wichtigste Anlaufstelle für Eltern, SchülerInnen, LehrerInnen und RektorInnen”, findet Katharina Krefft. “Ihr bisher als selbstverständlich angenommener Service ist für den reibungslosen Ablauf der Schule unabdingbar. Es ist doch wichtig, dass die Schule tagsüber telefonisch und persönlich für die Kommunikation zwischen den verschiedenen Beteiligten erreichbar ist. Diese Mitarbeiterinnen kennen die Schule und die Kinder bestens, sie erledigen viele Aufgaben und entlasten die LehrerInnen, die Kinder und ihre Familien. Wir brauchen eine Evaluation der Veränderungen durch die Stellenreduzierung also jetzt, damit wir unseren Standard verbessern, wenigstens halten und keinesfalls über zwei Jahre verschlechtern. Eine spätere Berichtigung wird sich zudem viel schwerer ausgleichen lassen, wenn die Vergleichswerte fehlen.”

Zukünftig werden einzelne SchulsekretärInnen zumeist für mehrere Schulen zuständig sein, dies wird unweigerlich zu größeren Schließzeiten und zeitweise und sogar ganztägig fehlenden Ansprechpartnern führen. Daher sollten die Auswirkung der Stellenreduzierungen schon jetzt begutachtet werden, findet Krefft. “Es ist bedauerlich, dass die Stadt hier wieder ein Fass aufmacht, wo an den Schulen mit ihren enorm gestiegenen Schülerzahlen ohnehin schon erhebliches geleistet werden muss.”

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