Im Sommer, am 16. Juli, entschied der Leipziger Stadtrat das vorläufige Ende des Wettbewerbs um das Leipziger Freiheits- und Einheitsdenkmal. Logischerweise stand damit auch die 2011 erfolgte Umbenennung des Wilhelm-Leuschner-Platzes zum "Platz der Friedlichen Revolution" zur Disposition. Die Linksfraktion stellte dann nach den Ferien den entsprechenden Antrag im Stadtrat. Jetzt hat das Verwaltungsdezernat dazu Stellung genommen. So eine Nu-nee-Nu-ja-Stellungnahme.

Dabei war der Antrag der Linksfraktion recht simpel gewesen: “Der Ratsbeschluss RBV-1006/11 vom 17.11.2011 ‘Benennung eines Platzes nach der Friedlichen Revolution’ wird aufgehoben.”

Sie hatte das auch ganz einfach begrĂĽndet: “Die Beschlussfassung vom November 2011 zur Benennung eines Teils des Wilhelm-Leuschner-Platzes nach der Friedlichen Revolution war zum damaligen Zeitpunkt an die Installation des Freiheits- und Einheitsdenkmals an dieser Stelle geknĂĽpft.

Es heiĂźt: ‘Die Fläche mit dem Freiheits- und Einheitsdenkmal erhält den Namen ‘Platz der Friedlichen Revolution.”

Da nunmehr mit der Beendigung des Wettbewerbs die Zukunft eines Freiheits- und Einheitsdenkmals, ebenso wie sein Standort, völlig offen ist, entfällt die Grundlage dieser Benennung. Dafür spricht um so mehr, dass mit dem Beschluss zur Beendigung des Wettbewerbs Leipziger Freiheits- und Einheitsdenkmal im Juli 2014 unter Punkt 4 auch beschlossen wurde, dass der Ratsbeschluss zum Wilhelm-Leuschner-Platz als Standort für das Denkmal aufgehoben wird.

Das Gedenken an die Friedliche Revolution ist im Stadtbild in zahlreichen Alternativen und authentischen Orten gegeben. Ohne die Bindung an das Freiheits- und Einheitsdenkmal gibt es keine Grundlage mehr fĂĽr die separate Benennung eines Teils des Platzes.”Die Betitelung hängt einfach in der Luft. Oder auch nicht. Man kommt ja auf seltsame Gedanken, wenn man nun den Versuch des VerwaltungsbĂĽrgermeisters liest, ĂĽber den Linke-Antrag lieber nicht abstimmen zu lassen, sondern das Problem einfach mal zu delegieren. Sollen sich andere einen Kopf machen.

Deswegen legt VerwaltungsbĂĽrgermeister Andreas MĂĽller (SPD) jetzt einen Alternativvorschlag vor.

Und der lautet nun , der Stadtrat möge beschlieĂźen: “Zum Umgang mit der Benennung ‘Platz der Friedlichen Revolution’ wird durch das Begleitgremium Leipziger Freiheits- und Einheitsdenkmal (LFED) ein Vorschlag erarbeitet.”

Es steht zwar eine BegrĂĽndung dabei. Aber die BegrĂĽndung ist eigentlich keine: “Der Beschluss zur Benennung des Platzes der Friedlichen Revolution ist Teil des Projektes ‘Leipziger Freiheits- und Einheitsdenkmal’. Es wird vorgeschlagen, die Platzbenennung, aus der sich auch die Zusatzbezeichnungen der Ă–PNV- und DB-Haltestellen ableiten, gemeinsam mit der FortfĂĽhrung des Projektes im Begleitgremium Leipziger Freiheits- und Einheitsdenkmal (LFED) zu beraten und im Ergebnis dazu der Ratsversammlung einen Beschlussvorschlag vorzulegen.”

Heißt also: Man hält ja irgendwie doch noch an der Vision fest, das gescheiterte Wettbewerbsprojekt fortzuführen. Irgendwie hat sich ja OBM Burkhard Jung ein bisschen Bedenkzeit ausgebeten, um vielleicht doch noch eine zweite Wettbewerbsrunde zu starten. Und da die Sache im Begleitgremium Leipziger Freiheits- und Einheitsdenkmal (LFED) vor sich hin köchelt, soll dieses Gremium sich nun was ausdenken, wie man mit der Platzbenennung umgeht.

Wie gesagt: Das ist die Stelle, an der einem seltsame Gedanken kommen und man so langsam dahin tendiert, die Platzbenennung sogar treffend zu finden. Denn nichts ist ja friedlicher als diese eingezäunte Platzfläche, auf der nun Birken, Gräser, Sträucher und Mohnblumen gedeihen. Blühende Landschaften, wie man sie sich immer vorgestellt hat. Der Zaun kann stehen bleiben. Vielleicht könnte man auch noch eine Aussichtstribüne hinstellen wie früher am Brandenburger Tor. Und dann sähen die anreisenden Touristen auf dem Platz der Friedlichen Revolution genau das, was draus geworden ist: blühende Landschaften.

Aber vielleicht fällt dem Begleitgremium Leipziger Freiheits- und Einheitsdenkmal (LFED) ja tatsächlich mal etwas Besonderes ein.

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