Wundern müssen sich die Leipziger nicht, wenn es 2018 mal einen großen Zapfenstreich gibt mit Regierungsbesuch aus Berlin und schönen, würdevollen Politikerreden. Dann könnte Leipzig nämlich die nächste Bundeskanzlerstraße bekommen. So ganz abgeneigt ist die Leipziger Stadtverwaltung dem nicht. Wir haben ja schon drei Bundeskanzler.

Die hatten zwar alle drei eher nichts mit Leipzig zu tun, aber als die zwei Straßen und der eine Platz Anfang der 1990er Jahre nach Konrad Adenauer, Ludwig Erhard und Willy Brandt benannt wurden, hatten auch Leipzigs frisch gewählte Stadtratsfraktionen noch das große Bedürfnis, die Ankunft der westdeutschen Politik im gerade wieder gegründeten Sachsen zu manifestieren. Zumindest die großen Bundeskanzlerparteien wollten ihre Lieblingsbundeskanzler im Leipziger Straßenbild verewigt haben. Zu einer Würdigung für Kurt-Georg Kiesinger konnte man sich hingegen nicht entschließen.

Jetzt aber, so befand der Leipziger Dieter Krause, wäre es Zeit, den im November verstorbenen SPD-Bundeskanzler Helmut Schmidt zu würdigen.

„Beabsichtigt die Stadt Leipzig aus Anlass des 100. Geburtstages von Helmut Schmidt im Dezember 2018 eine Straße (oder einen Park) nach diesem in Leipzig zu benennen? Und wenn JA – welche? Und würde dazu dann eine andere Straße (oder Park) umbenannt werden? Eventuell der Clara-Zetkin-Park?“, hat er in einer Einwohneranfrage gefragt. Und jetzt Antwort bekommen: Unmöglich ist das nicht. Es gäbe sogar, wenn man richtig sucht, ein paar dünne Fäden, die den fünften Bundeskanzler mit Leipzig verbinden –seine bekannte Liebe zu Bach und Mendelssohn zum Beispiel oder die Tatsache, dass er sein Bundeskanzlerporträt ausgerechnet vom Leipziger Maler Bernhard Heisig hat malen lassen. Und zwar 1986 schon – ein künstlerisches Zeichen der deutsch-deutschen Verständigung, wenn man so will.

„Eine Benennung zum 100. Geburtstag im Jahr 2018 wäre realisierbar, soweit zu diesem Zeitpunkt eine für die Benennung geeignete Straße verfügbar ist. Bis zu einer tatsächlichen Benennung wird der Name in den Benennungsvorrat aufgenommen“, teilt das zuständige Amt für Statistik und Wahlen mit. Nur einen Park wird man für Helmut Schmidt nicht umbenennen: „Die Umbenennung eines Parks, insbesondere des Clara-Zetkin-Parks, ist nicht beabsichtigt.“

Die Mitteilung zum Namensantrag Helmut Schmidt.

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