Es gibt augenscheinlich Leute, die wollen unbedingt auf dem Wasser wohnen. Am Markkleeberger Nordzipfel des Cospudener Sees wird schon eifrig über eine große Hausboot-Anlage diskutiert. In Leipzig selbst gibt es noch keine Liegeplätze für Hausboote. Aber da gibt es ja seit kurzem eine Fraktion mit dem Namen Freibeuter. Und dort wünscht man sich bewohnbare Boote in Leipzig gar sehr.

Man hat auch extra einen Antrag geschrieben. Denn einfach Wünsch-dir-was ist ja schwer möglich, wo alle wissen, dass es im Leipziger Gewässerknoten doch etwas beengt zugeht. Da steht durchaus die Frage im Raum, ob und wo da eigentlich noch ein paar Wohnboote dauerhaft festmachen können.

Und so formuliert die Freibeuter-Fraktion ihren kleinen Beschlussvorschlag zu Hausbooten für Leipzig so: „Die Stadtverwaltung prüft die rechtlichen Möglichkeiten der Zulassung von Hausbooten im Sinne eines Wohnbootes oder Schwimmhauses (schwimmende bauliche Anlagen ohne eigenen Antrieb) auf Leipzigs Seen, Flüssen und Gewässern als Wohn- und Gewerbeflächen mit dem Ziel einer Ausweisung geeigneter Flächen. Der Stand der Prüfung ist dem Stadtrat im Rahmen einer Informationsvorlage vorzulegen. Im Falle eines sich abzeichnenden positiven Prüfergebnisses legt der Oberbürgermeister dem Stadtrat eine entsprechende Beschlussvorlage, die auch die Flächenausweisung beinhaltet, vor.“

Eine durchaus spannende Frage. Braucht es da nicht ein par Anschlüsse, Wege und einen ordentlichen Kai? Also so ungefähr das, was man im Stadthafen am Elstermühlgraben findet, auch wenn es erst einmal nur die Mole des Stadthafens ist, weil man partout keinen privaten Investor für einen ganzen Stadthafen gefunden hat. Vielleicht auch, weil Hausboote im Stadthafen gar nicht angedacht waren. Vielleicht aber wäre gerade das die Idee gewesen, dass sich ein Investor für so einen Stadthafen interessiert hätte?

„Leipzigs Seen, Flüsse und Gewässer erfreuen sich bei Bürgern und Touristen besonderer Beliebtheit. Die antriebslose Form der Hausboote – von umgebauten Booten bis zu schwimmenden Häusern im Bauhaus-Stil – kann der Wasserstadt Leipzig zu zusätzlichen positiven Impulsen verhelfen“, formuliert die Fraktion Freibeuter ihre Vision einer Wohnform, die es bislang in Leipzig noch nicht gibt. Antriebslos – also auch ohne Motor. „Insbesondere die schwimmenden Häuser erfüllen auch die gängigen energetischen Vorgaben. Hausboote im Sinne eines Motorbootes und kombinierten Wohn- und Transportmittels sind auszuschließen. Eine ‚Wasserstadt Leipzig‘ sollte Hausbooten gegenüber offenstehen, die Möglichkeiten und Chancen wohlwollend und ergebnisoffen prüfen und entsprechende Flächen ausweisen. Verschiedene Regionen Deutschlands (u. a. Bitterfeld, Berlin und Brandenburg) weisen längst Hausboot-Reviere aus.“

Und wenn man nach Westen schaut, bietet sich möglicherweise sogar der Lindenauer Hafen an. Wenn denn nicht schon alles verplant ist.

Der Antrag soll ja erst einmal in einen Prüfauftrag münden. Vielleicht ergibt sich ja ein Plätzchen für Menschen, die gern auf dem Wasser leben.

Die neue LZ Ausgabe Juni 2017, ist seit Freitag, 16. Juni 2017 im Handel

Die Leipziger Zeitung Nr. 44: Über die Grenzen hinaus

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