Im Frühjahr waren alle erst einmal erschrocken, als die Stadt ihren neuen Schulentwicklungsplan konkretisierte und OBM Burkhard Jung erstmals bezifferte, wie viele Schulen Leipzig in den nächsten 12 Jahren bauen, erweitern oder saniert wieder in Betrieb nehmen muss, um all die Kinder auch unterbringen zu können. Ganz trocken sagte er: 70. Und jeder wusste: Im aktuellen Schulbautempo wird Leipzig das niemals schaffen.

Aber all diese Berechnungen beruhen natürlich auf der Bevölkerungsprognose, die das Amt für Statistik und Wahlen 2016 erst veröffentlicht hat, in der die Leipziger Bevölkerung von (damals noch) 570.000 bis 2030 auf wahrscheinlich 720.000 Einwohner wächst.

Für die Kinder und Jugendlichen im schulpflichtigen Alter errechneten die Statistiker eine Zunahme der Zahl um 60 Prozent.

Was dann Sandy Bednarsky zu ihrer Einwohneranfrage bewegte: „Bis 2030 (also in den nächsten 12 Jahren) muss die Stadt Leipzig 70 Schulen bauen.“

Ihre erste Frage dazu war:

Wie viel Kindergärten muss die Stadt Leipzig bis 2030 bauen? (wie viel sind in Planung)

Die Auskunft der Stadt: „Nach aktuellen Berechnungen gibt es bis 2030 einen Bedarf von ca. 13.000 zusätzlichen Plätzen für Kinder bis Schuleintritt in Kitas. Bei einer Einrichtungsgröße von 165 Plätzen (nach Musterraumprogramm) entspräche dies in etwa 80 neuen Kitas. Nicht alle zusätzlich erforderlichen Plätze werden dabei durch Neubauten entstehen. Teilweise werden Anbauten an bestehende Kitas errichtet, sofern die Freifläche ausreichend groß ist. Bisher liegen Planungen für knapp 9.000 zusätzliche Plätze in 79 Maßnahmen bis 2025 vor.“

13 davon stecken in dem Kita-Sofortprogramm, das derzeit für Diskussionen sorgt. Aber man sieht: Künftig wird es noch viel schwerer, die nötigen neuen Kitas zu bauen. Schon heute ist ein Großteil der innerstädtisch verfügbaren Flächen verplant oder (weil Privatbesitz) nicht verfügbar.

Die nächste Frage war – und die hat es wirklich in sich: Wie viel Kindergärten und Schulen wurden im Zeitraum von 1999 bis 2011 geplant und gebaut?

Die Antwort: „Im Zeitraum 1999 bis 2011 wurden 7.300 zusätzliche Plätze für Kinder bis Schuleintritt in Kindertagesstätten geschaffen. 4.130 Plätze davon entstanden in 41 Baumaßnahmen, wie Neubauten, Ersatzneubauten mit Erweiterungen und Erweiterungen nach Sanierungen.

Zusätzliche schulische Kapazitäten wurden im Zeitraum 1999 bis 2011 nicht geschaffen. Eine Ausnahme bildete die Grundschule Schule 5 im Stadtbezirk Mitte. Im Schulbereich wurde verstärkt in die Sanierung vorhandener Schulgebäude investiert. Bei 12 Sanierungsmaßnahmen wurden die Kapazitäten geringfügig erweitert.“

Wer sich erinnert, weiß, dass vor 2011, tatsächlich sogar 2008 schon trotzdem ein Schulneubaupaket geschnürt worden war, das die Stadt damals unbedingt in Public Privat Partnership bauen wollte. Was dann (zu Recht) am Widerstand des Landes scheiterte, denn die errechneten Kostenersparnisse waren reine Fiktion. Aber weil das Paket scheiterte, sind all diese Schulprojekte (so wie die neue Erich-Kästner-Schule oder die neue Grundschule an der Bernhard-Göring-Straße) erst in den Folgejahren geplant und umgesetzt worden. Allein dadurch verlor Leipzig drei wertvolle Jahre beim Schulbauprogramm, die sich durch all die Probleme, die es auch beim Kita-Bau gab, in den Folgejahren weiter aufstauten.

Die dritte Frage war dann: Wie viel Schüler wurden in der Stadt Leipzig im Jahr 1999 im Vergleich zu 2017 beschult? (Klassen 1 bis 12)

Die Tabelle zeigt dann: Eigentlich müsste es Leipzig ja gut gehen. 1999/2000 waren in Leipzig 50.611 Kinder eingeschult, 2017 dann „nur“ 41.487. Da müsste also mächtig Platz sein. Ist aber nicht. Denn bis weit ins neue Jahrhundert hinein war Leipzig auch vom Freistaat gezwungen worden, dutzende Schulen stillzulegen, die die vorgeschriebene Schülerzahl nicht erreichten. Schon vorher waren viele Schulen nicht mehr saniert worden. Die meisten dieser stillgelegten Schulen müssen jetzt für ziemlich viel Geld saniert und modernen Standards angepasst werden. Die Wiederinbetriebnahme der ehemaligen Hermann-Liebmann-Schule im Leipziger Osten kostet zum Beispiel 21 Millionen Euro.

Die Frage, die natürlich fehlt, ist: Für wie viele Kinder muss eigentlich Platz geschaffen werden?

Wenn die Schülerzahl von rund 43.000 um 60 Prozent zunehmen wird, bedeutet das logischerweise, dass man 24.000 bis 25.000 zusätzliche Schüler unterbringen muss. Was dann so ziemlich genau den 70 Schulen entspricht, die Burkhard Jung genannt hat. Mit wohl über 67.000 Schülern läge Leipzig dann natürlich auch deutlich über der Schülerzahl von 1999.

Die Antwort auf die Einwohneranfrage.

So können Sie die Berichterstattung der Leipziger Zeitung unterstützen:

Ralf Julke über einen freien Förderbetrag senden.
oder

Keine Kommentare bisher

Schreiben Sie einen Kommentar