Vor vielen Leipziger Schulen bricht zu Beginn eines Schultages ein kleines Chaos aus. Da viele Eltern ihre Kinder mit dem Auto zur Schule bringen, herrscht auf der Straรe nicht nur Gedrรคnge โ es entstehen auch immer wieder gefรคhrliche Situationen fรผr die Kinder. รber das Problem diskutiert der Leipziger Stadtrat schon lรคnger. Noch in der letzten Legislatur preschte die damalige Freibeuter-Fraktion vor und beantragte deshalb ein zeitlich begrenztes Halteverbot vor den Schulen.
Damit das Anliegen nicht verloren geht, brachte die heutige Freie Fraktion deshalb einen รnderungsantrag ins Verfahren, in dem auch zugestanden wird, dass es nicht immer nur Halteverbote sind, die eine mรถgliche Lรถsung fรผr die Verkehrsprobleme vor den Schulen darstellen.
โDer Stadtrat nimmt den Sachstandsbericht zur Prรผfung tageszeitlich begrenzt geltender absoluter Halteverbot vor Schulen zur Kenntnis. Der Oberbรผrgermeister legt im IV. Quartal 2025 eine รbersicht vor, an welchen Schulen besagte Halteverbote (oder auch andere Maรnahmen) zur Verbesserung der Verkehrssicherheit geprรผft wurden und mit welchem Ergebnisโ, heiรt es im ersten Beschlusspunkt des Antrags, den FDP-Stadtrat Sven Morlok am 16. April in der Ratsversammlung kurz vorstellte.
Im zweiten Punkt geht es dann schon u die Lรถsungen, welche sich die Stadt vorstellen kann: โDer Oberbรผrgermeister legt im IV. Quartal 2025 eine รbersicht vor, fรผr welche Schulen die AG Schulwegsicherheit im jeweiligen Jahr Maรnahmen (z.B. Schulstraรe, [Teil-]Einziehung, Verkehrsberuhigung oder bauliche Verรคnderung) zur Verbesserung der Verkehrssicherheit empfohlen hat und welche bereits umgesetzt wurden. Die รbersicht beinhaltet ebenso jeweils die Planung, bis wann und in welcher Priorisierung noch nicht umgesetzte Empfehlungen bearbeitet werden sowie jeweils die Begrรผndung fรผr nicht umsetzbare Maรnahmen.โ
Prรผfung ist schon Verwaltungshandeln
Aber auch die Freie Fraktion rannte mit diesem Verkehrsthema offene Tรผren ein, wie das Verkehrs- und Mobilitรคtsamt (MTA) in seiner Stellungnahme beschrieb: โDie Verwaltung prรผft bereits jetzt im tรคglichen Verwaltungshandeln, an welchen Schulen Halteverbote (oder auch andere Maรnahmen) zur Verbesserung der Verkehrssicherheit erforderlich sind. Die Prรผfung der Schulstandorte erfolgt dabei anlassbezogen und nicht prรคventiv.
Es ist grundsรคtzlich nicht zielfรผhrend und rechtlich nicht zulรคssig, flรคchendeckend vor jeder Schule, egal ob Grund-, Oberschule oder Gymnasium, zeitlich beschrรคnkte absolute Halteverbote anzuordnen. Dies ist nur im konkreten Einzelfall mรถglich.โ
Und: โAn Schulen, bei denen tatsรคchlich vermehrter motorisierter Hol- und Bringverkehr stattfindet, hoher Parkdruck im Umfeld besteht und zudem vermehrt gefรคhrliche Situationen im Rahmen der zahlreichen Ortstermine der AG Schulwegsicherheit beobachtet wurden, sind bereits eingeschrรคnkte bzw. absolute Halteverbote oder auch Kurzzeitparkplรคtze vorhanden. Dabei ergaben Ortsbesichtigungen, dass die jeweilige konkrete Situation mit dem Mittel der Beschilderung eines eingeschrรคnkten bzw. absoluten Halteverbots oder mit der Einrichtung von Kurzzeitparkplรคtzen verbessert werden kann.โ
Jede Schule ein Einzelfall
Besprochen werden diese Probleme sowieso schon in der extra eingerichteten AG Schulwegsicherheit, wo die Stadt dann auch die Lรถsungen vorstellt, die fรผr jeden einzelnen Schulstandort auch umsetzbar sind.
โDafรผr steht ein umfangreicher Handlungskatalog zur Verfรผgung, wie die Umwidmung von Straรen, die bauliche Einrichtung von verkehrsberuhigten Bereichen, das Setzen von Pollern, die Einrichtung von Sperrflรคchen oder die Ausweisung von Halt- und Parkverbotenโ, beschreibt es das MTA.
โZusรคtzlich hat die AG seit dem letzten Jahr die Prรผfung von Schulstandorten auf ihre Eignung fรผr Schulstraรen als Dauerthema aufgenommen. Dazu sind nach aktuellem Stand (Dezember 2024) 10 Standorte fรผr weitere Verbesserungen und Anpassungen in Ortsterminen betrachtet worden. Daraus abgeleitete Empfehlungen fรผhrten bzw. fรผhren zu einer Vielzahl unterschiedlichster Maรnahmen. Das beinhaltet auch die im Beschlusstext erwรคhnte Aufstellung von Pollern, die Ausweisung von Sperrflรคchen, die Planung neuer Gehwegvorstreckungen oder Fuรgรคngerรผberwege.
In der Vergangenheit wurden bereits an mehreren Schulstandorten Verbesserungen zur Erhรถhung der Verkehrssicherheit vorgenommen. So wurde u.a. an der Schule in der Gieรerstraรe ein Fuรgรคngerรผberweg als Verkehrsversuch eingerichtet, der Bereich vor der Schule Am Leutzscher Holz als verkehrsberuhigter Bereich umgebaut oder Gehwegnasen/-vorstreckungen vor dem Robert-Schumann-Gymnasium in der Demmeringstraรe und der Freien Grundschule Clara Schumann in der Inselstraรe hergestellt.
Auch erfolgte vielfach die Hervorhebung des sog. 5-Meter-Bereiches mittels einer Sperrflรคchenmarkierung zur Gewรคhrleistung der Sichtbeziehungen und Querungsmรถglichkeiten, so z.B. im Umfeld der Kurt-Masur-Schule.โ
Maรnahmenรผbersicht im vierten Quartal
Aber den Wunsch der Freien Fraktion, eine รbersicht รผber die aktuellen Maรnahmen zur Schulwegsicherheit zu bekommen, nimmt das MTA gern an und sagt zu: โUm weiterhin einen รberblick รผber die aus der AG Schulwegsicherheit abgeleiteten Maรnahmen zu erhalten, legt die Verwaltung im IV. Quartal 2025 und 2026 eine รbersicht vor, fรผr welche Schulen die AG Schulwegsicherheit im jeweiligen Jahr welche Maรnahmen zur Verbesserung der Verkehrssicherheit empfohlen hat und welche bereits umgesetzt wurden.โ
Was die Sache natรผrlich nicht entschรคrfen wird. Denn mit jedem neuen Schuljahr erleben natรผrlich auch immer neue Elternjahrgรคnge, wie sich gerade zum Schuljahresbeginn vor manchen Grundschulen regelrechte Dramen abspielen, weil Helikoptereltern ihre Sprรถsslinge unbedingt mit Auto bis vor die Schule fahren mรผssen, obwohl die Schule zu Fuร oder mit Fahrrad problemlos erreichbar wรคre.
Entsprechend geballt sind dann auch die Anrufe bei den Stadtratsfraktionen mit Bitten um Hilfe. Dass die Stadt das Problem schon sieht und gerade zum Schuljahresbeginn auch extra Polizeikrรคfte und Stadtpolizeibehรถrde vor Ort sind, um regelnd einzugreifen, wird oft kaum wahrgenommen.
Und auch nicht, dass die Stadt schon viele Konfliktstellen entschรคrft hat. Der Druck bleibt trotzdem bestehen. Aber da das Anliegen des Antrags der Freien Fraktion schon stรคdtisches Handeln ist, stellte Ute Kรถhler-Siegel fรผr die SPD-Fraktion die Stellungnahme der Stadt zur Abstimmung, die dann mit 36:16 Stimmen bei elf Enthaltungen auch die nรถtige Mehrheit bekam.
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