Die nächtlichen Flüge vom Flughafen Leipzig/Halle verärgern nicht nur die Anwohner seit Jahren. Nun ist ein neuer nächtlicher Lärmmacher dazu gekommen: die AN 124, die hauptsächlich für militärische Transportflüge eingesetzt wird. Da fühlt sich nicht nur die Leipziger Linksfraktion im falschen Film: Für Personenflüge gibt es in Schkeuditz ein Nachtflugverbot, aber die lautesten Transportmaschinen heben ab, wenn die friedlichen Bürger mitten im Tiefschlaf sind.

“Am Flughafen Halle/Leipzig besteht derzeit ein Nachtflugverbot für Passagiermaschinen in der Zeit von 23:30 Uhr bis 5:30 Uhr. Für Expressfrachtmaschinen gibt es ein solches Nachtflugverbot hingegen nicht”, benennt Linke-Stadtrat William Grosser das Dilemma, das auch dadurch schon verschärft war, weil am Flughafen der größte Teil aller Frachtflüge als Express zu zählen scheint, ohne dass das für Außenstehende in irgendeiner Weise nachvollziehbar wäre.

Aber nun brennen in zahlreichen Ecken der Erde wieder neue Krisenherde – um wenigstens ein bisschen Material in die Luft zu bekommen, ist auch die Bundeswehr auf die in Leipzig stationierten AN 124 angewiesen – die eigenen Klipper sind ja mittlerweile museumsreif und kaum noch einsatzfähig.

Aber warum müssen die Transporte mitten in der Nacht in Leipzig abheben?

William Grosser versteht es einfach nicht: “Am 18.09.2014 startete eine AN 124 um 00:09 Uhr, am 27.09.2014 um 23:32 Uhr, am 01.10.2014 um 23:44 Uhr, am 03.10.2014 um 23:34 Uhr und am 05.10.2014 um 5:07 Uhr. – Es erscheint mir unwahrscheinlich, dass eine Antonow 124 Expressgut befördert bzw. es einen dringenden Grund für Starts in der Nacht gibt. Sie haben offenbar anderweitige Ursachen. Jenes Verhalten der Flughafenbehörde und der russischen/ukrainischen Betreiber ist vor allem aufgrund der mit den Starts verbundenen außerordentlichen Lärmbelastung rücksichtslos gegenüber den Anwohnern. Die Maschinen sind besonders laut während ihrer langen Anlaufzeiten und stören die nächtliche Ruhe in besonderem Maße.”

Aber wen fragt man? Den Flughafen, die Bundeswehr, die NATO oder gar den russischen Flottenbetreiber?

Zumindest den Leipziger Oberbürgermeister kann man ja mal fragen, findet Grosser. In der Ratsversammlung am 20. November möchte er seine Fragen dann gern beantwortet bekommen.

Und dabei fragt er auch nach dem Ur-Problem, mit dem die Flugrouten und Flugzeiten am Flughafen Leipzig/Halle bis heute begründet werden: dem Planfeststellungsverfahren, an dem auch ein paar Leute aus der Umgebung des Flughafens teilnehmen durften, als die Start- und Landebahn Süd geplant wurde.

“Sind die aufgeführten Flugzeiten durch das Planfeststellungsverfahren gedeckt?”, fragt Grosser. Und dann möchte er schon gern wissen, was der Flughafenmitinhaber Leipzig eigentlich tut, um die Auswüchse im Leipziger Norden ein wenig einzugrenzen: “Nimmt die Stadt Leipzig Einfluss auf den Flughafen, damit im Rahmen von gegenseitiger Rücksichtnahme die Starts künftig in den Tagzeiten erfolgen?”

Mal schauen, wie hübsch verpackt die Antwort sein wird.

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