Frühestens im Sommer wird die Öffentlichkeit erfahren, warum es am Störmthaler Kanal zum Wasseraustritt gekommen ist und ob das noch weitere Folgen für die Kanalverbindung vom Störmthaler See zum Markkleeberger See haben wird. Seit März 2021 ist der Kanal gesperrt. Das aber hat wieder gravierende wirtschaftliche Folgen für die Seeschifffahrt. Am Samstag, dem 6. Mai, lud die Stadt Markkleeberg deshalb zu einer Demonstration auf dem Wasser ein.

Der Störmthaler Kanal mit der Kanupark-Schleuse ist seit zwei Jahren aus Sicherheitsgründen gesperrt. Die Sperrung kam auch für die Seeanrainer überraschend, die sogar noch heilfroh waren, dass die beiden Seen nach Sperrung und Sicherung des Kanals durch die Lausitzer und Mitteldeutsche Bergbau-Verwaltungsgesellschaft (LMBV) wenigstens im Sommer 2021 für die Nutzung geöffnet werden konnten.

Aber für die Personenschifffahrt auf den Seen war die Sperrung ein massiver Einschnitt. Die Umsätze, so Wilfried Meyer, Geschäftsführer der Personenschifffahrt im Leipziger Neuseenland, sind um 60 Prozent eingebrochen. Denn die wichtigste Attraktion für diese Zwei-Seen-Schifffahrt war die Durchfahrt durch die Kanalschleuse. Dafür hat der Betrieb extra zwei kleinere Fahrgastschiffe angeschafft, die auch problemlos durch die Schleuse passen. Aber all das ist seit zwei Jahren nicht mehr möglich.

Kanuten wüschen sich nur einen kleinen Strand

„Die touristischen Anbieter am Markkleeberger und Störmthaler See sind davon stark betroffen. Die wirtschaftlichen Schäden wiegen in Zeiten von Inflation und Energiekrise noch schwerer“, sagt Markkleebergs Oberbürgermeister Karsten Schütze, der die Presse am Samstag zur Fahrt auf der MS „Markkleeberg“ eingeladen hat. „Mit einer ‚Demonstration auf dem Wasser‘ möchten wir zeigen, dass die Wiederherstellung des Störmthaler Kanals dringend geboten ist.“

Zahlreiche Wassersportfreunde aus der Region und darüber hinaus würden auf die Wiedereröffnung warten und „das im Rahmen des zeitgleich im Kanupark stattfindenden XXL-Paddelfestivals medial wirksam auf dem Markkleeberger See demonstrieren.“

Aber das sahen die anwesenden Kanuten nicht ganz so. Denn für sie ist die Baustelle prinzipiell kein Problem, wie Falk Bruder vom Wasserwanderausschuss Leipzig an diesem Tag erklärte. „Uns fehlt nur eine Anlegestelle“, sagt er. Ein Lkw voller Kies würde völlig reichen, damit die Kanuten anlanden könnten, um ihr Boot dann zum Störmthaler See umzutragen.

So gesehen treffen viele Planungen im Neuseenland, die immer wieder mit Blick auf die muskelkraftbetriebenen Boote angepriesen werden, für diese meist gar nicht zu. Aber die Vorstellungen von einem durchgängigen Kurssystem, das gerade für Motorboote interessant ist, haben sich in den vergangenen 15 Jahren verfestigt.

Der Störmthaler Kanal mit der Kanupark-Schleuse ist Bestandteil des Schlüsselprojektes Kurs 5 im Leipziger Neuseenland, betont zum Beispiel die Stadt Markkleeberg. „Das viel gepriesene Leuchtturmprojekt stand bei der Einweihung im Mai 2013, also vor genau 10 Jahren, vorbildhaft für die Gestaltung der Bergbaufolgelandschaft und den Gewässerverbund im Raum Leipzig.“

Problematischer Untergrund

Doch der Kanal wurde auf Schüttgrund aus dem einstigen Braunkohletagebau Espenhain gebaut. Ein nicht wirklich sicherer Untergrund. Welche Probleme ein solcher machen kann, hat man ja auch beim Harthkanal erlebt, der den Zwenkauer mit dem Cospudener See verbinden soll, dessen kalkulierte Kosten aber inzwischen das verfügbare Budget völlig gesprengt haben.

Dass der Bergbausanierer LMBV den Störmthaler Kanal sofort gesperrt hat, als der Wasseraustritt in der Kanalböschung sichtbar wurde, war eine reine Sicherungsmaßnahme. Und als verantwortliches Unternehmen wird man dort ganz gewiss nicht früher wieder „Freie Fahrt“ geben, bis restlos geklärt ist, woher das Sickerwasser kommt und dass alle Bauten am Kanal auch künftig sicher stehen.

So gesehen ist es ein schöner Wunsch, wenn Markkleebergs Oberbürgermeister Karsten Schütze sagt: „Wir warten darauf, dass die Verbindung wieder geöffnet wird.“

Nach über 15 Jahren zeigt sich inzwischen, wo tatsächlich die sensiblen Stellen in den Plänen zum Leipziger Neuseenland und zum Gewässerverbund stecken. Es hat durchaus Gründe, warum es im Neuseenland „seit fünf Jahren einen gefühlten Stillstand gibt“, wie Andreas Berkner vom Regionalen Planungsverband Westsachsen meinte. Warum es jetzt zum Konflikt kommt, deutete er zumindest an, als er sagte: „Die Schleuse war immer eine Attraktion.“

Genau das war das Denken hinter allen Plänen zum Leipziger Neuseenland und zum Leipziger Gewässerknoten, das sich auch im wassertouristischen Nutzungskonzept niedergeschlagen hart: Attraktionen zu schaffen für einen Wassertourismus, der dann wieder wenigstens saisonale Arbeitsplätze in der Region schafft. Dass gerade die zwei größten Kanalprojekte zeigen, dass man auf Bergbaugrund immer mit unvorhersehbaren Entwicklungen rechnen muss, zeigt die andere Seite dieser Pläne.

Aber Genaueres wird man nun einmal erst erfahren, wenn die LMBV das beauftragte Gutachten zum Störmthaler See öffentlich macht und sagen kann, welche Schlüsse daraus für den Betrieb der Kanupark-Schleuse zu ziehen sind.

Empfohlen auf LZ

So können Sie die Berichterstattung der Leipziger Zeitung unterstützen:

Es gibt 4 Kommentare

DIes war dann offenbar eine konzertierte Lobbyveranstaltung von empörten Bürgermeistern zu Gunsten des einzigen Profiteurs der Schleuse: dem Fahrgastschiff-Reeder. Dass die Kanuten immer noch keine Umtragesituation bekommen haben (nach 2 JAhren) zeigt, worum die Bprgermeister wirklich kämpfen, jedenfalls nicht für Bürger. Dass Attraktionen Touristen aus aller Welt anlocken und temporäre (meist schlecht bezahlte) Arbeitsplätze schaffen ist in meinen Augen vollkommen falsch. Welcher Kohlekumpel will zukünftig für Mindetslohn im Sommer 140% arbeiten und im Winter zum Amt gehen ? Am Ende sollen wir Steuerzahler der LMBV Geld geben, sehe viel Geld, wei zu befürchten ist, um dann im Jahr den motorisierten Schiffstouristen bei Kaffee und Kuchen eine “spektakuläre Schleusendurchfahrt zu subventionieren”. Die Maßstäbe sind deutlich verrutscht bei diesem Getöse der Poltik.

Die Kanuten sind die einzigen die das machen können, die Segler und Ruderboote müssen noch warten.

Wir Leipziger Kanuten wissen, dass wir die Reparatur im Untergrund der Kanuparkschleuse und die Wiedereröffnung des Störmthaler Kanals nicht erzwingen können. Die Ursache muss zunächst gefunden werden, die Baustelle wird sich vermutlich noch auf Jahre hinziehen.
Wir fordern aber seit zwei Jahren, und bislang leider vergeblich, eine schnell umsetzbare und kostengünstige Übergangslösung bis zur Wiedereröffnung von Schleuse und Kanal mit einer einfachen Ein- und Ausstiegsstelle, damit wir den gesperrten Abschnitt in der langen Bauphase einigermaßen komfortabel und mit möglichst kurzen Wegen über Land umgehen können.

Kann man die von der Sperrung betroffenen “touristischen Anbieter” und die “schwer wiegenden wirtschaftlichen Schäden” irgendwie quantifizieren? im Artikel wird 1 (ein) Unternehmen genannt, das seine 2 (zwei) kleineren Fahrgastschiffe nicht ganz wie gedacht einsetzen kann.
Gibt es noch mehr? Reden wir hier von Millionenschäden, die Kosten in Höhe von Millionen zur (Wieder)Herstellung der Schiffbarkeit irgendwie rechtfertigen könnten…? Oder etwa doch nicht…?

Schreiben Sie einen Kommentar