Die größte Kormorankolonie Sachsens brütet im Naturschutzgebiet (NSG) Werbeliner See. Das ist das Ergebnis einer wissenschaftlichen Auszählung, die das NSG-Team des Landkreises Nordsachsen ausgewertet hat, teilt das Landratsamt Nordsachsen mit. Demnach umfasst die Kolonie mindestens 240 Brutpaare, was zwei Drittel des kompletten Brutbestandes dieser Art in Sachsen ausmacht.
Weil das Brutareal der Vögel im Totalreservat des Naturschutzgebietes liegt und nicht uneingeschränkt einsehbar ist, fand die Auszählung per Drohne statt.
Dafür musste bei der Unteren Naturschutzbehörde eine Ausnahmegenehmigung eingeholt werden. Schließlich sind Drohnenflüge über dem Naturschutzgebiet Werbeliner See generell verboten. Zu den Auflagen gehörte unter anderem, dass die Mindestflughöhe von 50 Metern nicht unterschritten werden durfte und plötzliche Richtungswechsel unterbleiben.
Mithilfe von Fotos aus mehreren Perspektiven haben Alexander Thomas und Franz Jäger im Hauptteil der Kolonie 217 Nester gezählt, 23 weitere auf zwei kleinen Inseln südöstlich der Hauptinsel. „Dies allein verdeutlicht, warum Naturschutzgebiete so wichtig sind: Als Oasen in der menschengemachten Landschaft sind sie Rückzugsorte für natürlich vorkommende Arten, die sonst kaum noch Lebensraum finden.
Der Kormoran wird fast überall stark bejagt, und Brutansiedlungen werden aktiv verhindert. Hier darf die Art ungestört existieren und sich fortpflanzen“, erklärt Alexander Thomas vom NSG-Team.

Zählungen vom Ufer aus schwankten in den vergangenen beiden Jahren zwischen 120 und 165 Nestern, was die Ungenauigkeit dieser Methode und die Wichtigkeit des Drohnenfluges zur korrekten Erfassung unterstreicht. Diese Daten wiederum sind essenziell, um die Grundlage für einen faktenbasierten Naturschutz zu garantieren und einen nachvollziehbaren Umgang mit der umgebenden Natur zu ermöglichen.
Das ehemalige Tagebaugebiet mit dem heutigen Werbeliner See ist 1.506 Hektar groß, bereits seit 2006 als europäisches Vogelschutzgebiet ausgewiesen und steht seit Mai 2019 unter Naturschutz. Etwa 800 Hektar davon misst das Totalreservat, in welchem sich die Natur ohne menschliche Eingriffe ungestört entwickeln kann. Alle natürlichen Veränderungsprozesse werden zugelassen.
Dazu gehören Abtragungen durch Erosion oder auch die Ausbreitung nicht einheimischer Arten. 998 verschiedene Tier- und Pflanzenarten wurden bisher nachgewiesen. Wissenschaftliche Untersuchungen begleiten den Entwicklungsverlauf hin zu einem intakten und anpassungsfähigen Ökosystem. Das Baden im See ist verboten.
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