Laut einer aktuellen Studie der Hans-Böckler-Stiftung wird Arbeit in der Altenpflege besonders schlecht bezahlt. Die Entgelte variieren stark nach Beruf, Region und Art der Pflegeeinrichtung. Der mittlere Lohn aller Berufsgruppen in Deutschland liegt bei rund 3.200 Euro brutto im Monat für eine Vollzeitstelle (Median), bei Fachkräften in der Altenpflege nur bei rund 2.740 Euro. In Sachsen sind die Beschäftigten noch schlechter dran.

Hier lag das Median-Einkommen der Fachkräfte in der Altenpflege 2017 nur bei 2.203 Euro, während es in Bayern 2.989 Euro betrug. Altenpflegehelfer erzielen in Sachsen im Median sogar nur 1.691 Euro.

„Sachsen belegt beim Medianeinkommen der Fachkräfte in der Altenpflege vor Sachsen-Anhalt den vorletzten Platz. Die Hälfte der Fachkräfte bekommt hier also für ihre aufreibende und engagierte Arbeit höchstens 2.203 Euro brutto im Monat, die vielen Teilzeitbeschäftigten noch weniger“, stellt die gesundheitspolitische Sprecherin der Linksfraktion im Sächsischen Landtag, Susanne Schaper, fest. „Auch die ,besser bezahlte‘ Hälfte der Pflegefachkräfte erhält nicht das Einkommen, das sie verdienen. Hilfskräfte sind trotz Arbeit klar armutsgefährdet.“

Doch die sächsische Regierungskoalition will aus ihrer Sicht dagegen nichts unternehmen, wie die Abstimmung über einen Entschließungsantrag (Drucksache 6/16506) zum Bericht der Enquete-Kommission „Sicherstellung der Versorgung und Weiterentwicklung der Qualität in der Pflege älterer Menschen“ gezeigt habe. Eigentlich ein Ur-Thema der sächsischen CDU, die jahrelang das Gespenst der zunehmenden Überalterung in Sachsen an die Wand malte. Aber da, wo gegengesteuert werden müsste, zögert und mauert die Regierungskoalition.

„Stattdessen spielt sie auf Zeit, indem sie Handlungskonzepte frühestens zum Ende der Legislaturperiode vorlegen will. Das ist unverantwortlich, wenn man sich etwa das Lohngefälle anschaut, das etwa zu unserem Nachbarland Bayern besteht“, sagt Schaper. Und benennt dann die absehbaren Folgen. Denn junge Menschen können vergleichen.

„Die generalisierte Pflegeausbildung ist beschlossen – angesichts der Gehaltsunterschiede auch zwischen Alten- und Krankenpflege dürfte klar sein, für welchen Weg sich die meisten jungen Auszubildenden entscheiden werden. Die wenigen in Sachsen ausgebildeten Altenpflegefachkräfte werden sich aufgrund der massiven Gehaltsunterschiede wohl eher für einen Arbeitsplatz in Bayern oder einem anderen West-Bundesland entscheiden“, so Schaper.

„Die Staatsregierung muss auf der Bundesebene für faire flächendeckende Tarifverträge streiten. Die Einkommen auch in der sächsischen Altenpflege müssen mindestens auf das Niveau der Krankenpflege im Westen (mindestens 3.000 Euro brutto für Pflegefachkräfte) angehoben werden. Sonst wird sich der Personalmangel weiter verschärfen. Damit die Mehrkosten nicht auf die Pflegebedürftigen abgewälzt werden, muss die Pflegeversicherung zur solidarischen Pflege-Vollversicherung ausgebaut werden.“

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