Verrückte Oberliga: Der 1. FC Lok verliert am Mittwochabend bei der U23 des Chemnitzer FC das vierte Spiel in Folge und ist trotzdem weiter im Aufstiegsrennen. Bei der 1:2 (0:1)-Niederlage scheiterte Lok einmal mehr an sich selbst. Der solide Gegner nutzte seine Chancen, Lok nicht und war zudem 37 Minuten in Unterzahl.

Mit der Dummheit von Ivan Ristovski nach 63 Minuten war das Auswärtsspiel des FCL bei der zweiten Mannschaft des Chemnitzer FC eigentlich entschieden. Lok war in der zweiten Halbzeit noch gar nichts gelungen, Chemnitz hatte die richtige Körpersprache und eine 2:0-Führung im Rücken. Doch kurioserweise straffte sich die Lok-Mannschaft nach der Unterzahl noch einmal, spielte zu zehnt besser, engagierter als zu elft. Nur: Ein Tor sollte erst in den Schlusssekunden fallen. Und als Kevin Vietz am eigenen Strafraum den Ball nicht ordnungsgemäß zu seinem Torwart zurück spielte, konnte der eingewechselte Fillip Racko nicht mehr vorbeischießen. Das eine Tor, es nützt dem FCL im Aufstiegsrennen herzlich wenig, aber so richtig bedeutungsvoll ist diese 1:2-Niederlage auch wieder nicht.

Denn trotz vier Niederlagen hat der FCL immer noch vier Punkte Vorsprung auf Budissa Bautzen und fünf auf Fortuna Chemnitz. Doch ein halbvolles Glas ist auch immer halbleer: Was wäre eigentlich gewesen, wenn Lok bei der U23 des CFC, die keine Unterstützung aus der Ersten erhielt, gewonnen hätte?

Gut sah es die ersten 40 Minuten zumindest ergebnistechnisch aus. Die Kronhardt-Elf, die erstmals seit dem Herbst wieder mit Djibril N’Diaye begann, führte Regie. Man hatte mehr Ballbesitz, machte aber zu wenig daraus. Eben jener N’Diaye vergab nach zehn Minuten die erste Chance für die Gäste, er verzog freistehend aus 14 Metern. Kevin Kittler, Ersatzkapitän für den verletzten Jens Werner, schoss nach 34 Minuten nach einer Ecke aus acht Metern am Tor vorbei. Chemnitz machte es besser. Mit der ersten Möglichkeit, die eigentlich keine war, trafen die Gastgeber. Nach einem langen Einwurf von Baude, setzte sich Jendrossek beherzt im Strafraum durch und traf. Der Schock fünf Minuten vor der Pause, aber kein Weckruf.
Schon drei Minuten nach der Pause hatten die Gastgeber, die sich in einem schwachen Spiel kein Bein rausrissen, die nächste dicke Möglichkeit, aber Gäng parierte diesmal gegen Jendrossek. Fünf Minuten später traf dann allerdings Franz Bochmann. Schulze ließ sich überlaufen, Baudes Eingabe verpasste Schimmel, aber Bochmann schob am langen Pfosten ein. Lok geschockt und gefrustet: Ristovski ließ sich an der Seitenlinie auf eine Provokation von Vogel ein, schlug nach und flog vom Platz, wird sicherlich mindestens zwei der letzten drei Spiele fehlen. Allerdings war sein Platzverweis der Weckruf. Lok nun mit Chancen, aber weder Schulz noch der eingewechselte Stratmann trafen. Ein Brumme-Tor wurde in der 72. wegen Abseits zurückgepfiffen. So verspielte Lok die große Chance, einen großen Schritt Richtung Aufstieg zu machen. Die mitgereisten, enttäuschten 120 Lok-Fans unter den 367 Zuschauern redeten nach dem Abpfiff Klartext mit Torhüter Christopher Gäng und Felix Bachmann.

“Es bleibt dabei: Wir schlagen uns immer wieder selber”, analysierte derweil Willi Kronhardt. “Wir hatten uns viel vorgenommen und gehen mit leeren Händen nach Hause. Vielleicht sollten wir demnächst in Unterzahl beginnen, denn da lief es besser.” Trotz der vierten Niederlage in Folge verwahrte sich der Trainer dagegen auf die Mannschaft einzuschlagen. “Wenn ein Kind eine Fünf schreibt, und die Eltern das Kind anschreien, traut es sich gar nichts mehr.” Laut seiner Rechnung reicht der Mannschaft ein Sieg aus den verbleibenden drei Spielen. “Ein Dreier wird reichen. Feierabend.” Den sollte Lok am besten schon kommenden Mittwoch bei Jena II einfahren. Nachdem das Leipzig im März alle Spiele gewinnen konnte, mit 15:0-Toren brillierte, verlor es nun im April alle Spiele, kassierte acht, erzielte nur zwei Tore. Quo vadis, FCL?
Chemnitzer FC II: Schmidt, Ponzel, Vietz, Vogel (85. Flade), M.Richter – Baude, Jordan, Paul, Bochmann (68. Lehmann), Jendrossek (75. Schlegel), Schimmel.
1. FC Lok Leipzig: Gäng – Schulze, Kittler, Brumme (77. Racko), Seifert, Bachmann, Ristovski, Engler, Schulz, Fraunholz (46. Hildebrandt), N’Diaye (61. Stratmann).

Torfolge: 1:0 Jendrossek (39.), 2:0 Bochmann (52.), 2:1 Racko (90.), Schiedsrichter: Rosenkranz (Plauen), Gelbe Karten: Jordan (CFC), Engler (Lok), Rote Karte: Ristovski (Tätlichkeit/ 53.), Zuschauer: 3671. FSV Zwickau 23 Spiele / 53 Punkte/ +49 Tore
2. VfB Auerbach 23 / 46/ +14
3. Rot-Weiß Erfurt II 23 / 42/ +7
4. Carl Zeiss Jena II 23 / 41/ +7
5. Dynamo Dresden II 22 / 35/ +11
6. 1.FC Lok Leipzig 23 / 33/ +9
7. Chemnitzer FC II 23 / 32/ +7
8. Budissa Bautzen 23 / 29/ -1
9. Fortuna Chemnitz 22 / 28/ -7
(…)

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