Wieder macht die SG Leutzsch abseits des Fußballs von sich reden. Die Betriebskostenabrechnung der Leutzscher wird von der Stadtverwaltung unter die Lupe genommen. Grund: Den Grün-Weißen scheint ein gewaltiger Sandhaufen abhanden gekommen zu sein.

Vier Seiten ist das Formular lang, das SG – Vorstandsmitglied Jamal Engel am 30. Juni dem Sportamt vorgelegt hat. Darin sind alle Ausgaben aufgeführt, die die SG Leutzsch im Zusammenhang mit der Bewirtschaftung des Alfred-Kunze-Sportparks nach eigenen Angaben getätigt hat. Rund 115.000 Euro haben die Leutzscher demnach von Juli bis Dezember 2011 in die marode Sportanlage investiert. Für Reparaturen, Materialien, Strom, Wasser, Heizung und Personal.

So führt das Papier Gelder für vier Mitarbeiter auf. “Wir haben aber nur zwei Platzwarte gesehen”, meint ein Chemie-Offizieller. Sein Verdacht: “Möglicherweise hat Engel die Ausgaben für seine Tätigkeit als Geschäftsführer mitberücksichtigt.” Der Vorstandssprecher war am Dienstag für eine Stellungnahme gegenüber der L-IZ dazu nicht zu erreichen.

Dass die Leutzscher 5.961,94 Euro für Sand und Erde ausgegeben haben wollen, mutet zudem einigen Chemikern skurril an. Zu marktüblichen Preisen erhält man für diese Summe etwa 300 Kubikmeter Bodenbelag. Genug, um alle fünf Naturrasenfelder um einen Zentimeter anzuheben. Der Untergrund hätte auf Lastwagen angekarrt werden müssen. “Davon haben wir keine gesehen”, scherzt ein BSG-Funktionär. Auch die für 1.854,16 Euro bestellte Grassat würde genügen, um mehr als einen Fußballplatz neu zu gestalten. Vom Sand jedenfalls fehlt in Leutzsch jede Spur. Und ein neues Spielfeld haben die Leutzscher auch nicht aus dem Boden gestampft.

Eine Mitarbeiterin des Sportamts hat unterdessen die Angaben der Betriebskostenabrechnung mit dem Vermerk “überprüft” abgezeichnet. “Das Amt für Sport prüft stichprobenartig in jedem Jahr einzelne Vereine”, erklärt Amtsleiterin Kerstin Kirmes nun gegenüber L-IZ den Anlass für eine nochmalige Überprüfung. “Zu den ‘Prüflingen’ in diesem Jahr gehört auch die SG Leutzsch, weil sie eine große und für die Stadt bedeutende Sportanlage hat, ein ‘Pachtneuling’ ist und zudem auf Seiten des Unternutzers – angesichts der rivalisierenden ‘grün-weißen Familienverhältnisse’ – Skepsis auszuräumen ist.”

Nachdem im Amt die rein rechnerische Prüfung der angegebenen Zahlen der SG Leutzsch stattgefunden habe, erfolge derzeit die Belegprüfung – also die Prüfung zahlungsbegründender Unterlagen.

Sollte sich tatsächlich herausstellen, dass die Befürchtungen der BSG Chemie zutreffen, dass ihnen die SG Leutzsch zusätzliche Instandhaltungs- und Verwaltungskosten aufbürden wollte, könnte die Stimmung in Leutzsch gereizter werden. Denn dies ist laut Betriebskostenverordnung nicht gestattet. Die BSG Chemie muss sich laut Untermietvertrag anteilig an den angefallenen Kosten beteiligen. Und möchte von Engel wissen, wo der große Sandberg abgeblieben ist. Bis gestern hatten die Verantwortlichen dem Vorstandsvize Zeit gegeben, sich zu erklären. Sie warteten vergebens.

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